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Wirtschaft: Verbraucher sparen für den Aufschwung

Die Stimmung der Konsumenten bessert sich, doch Geld wollen sie noch nicht ausgeben – die Binnennachfrage wird wichtiger

Berlin (mot). Die deutschen Verbraucher kommen langsam wieder in Kauflaune. Zwar halten sie ihr Geld gegenwärtig noch zusammen, sie planen aber bei steigenden Einkommen und einer anziehenden Konjunktur zusätzliche Ausgaben in der Zukunft. Zu diesem Ergebnis kommt die Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in ihrer am Mittwoch vorgelegten KonsumklimaStudie. Ähnlich wie die Unternehmen stützt sich der Optimismus der Konsumenten auf Erwartungen. Die Neigung, schon jetzt Geld auszugeben, ist hingegen wieder zurückgegangen.

Das Münchener Ifo-Institut hatte am Montag ein ähnliches Bild beim Geschäftsklima-Index präsentiert: Die Unternehmen sind zuversichtlich, dass die Konjunktur wieder anspringt, ihre derzeitige Lage beschreiben sie aber weiterhin sehr negativ. Bestätigt wurde dies am Mittwoch von den deutschen Maschinen- und Anlagenbauern: Der Auftragseingang lag im Juni um neun Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Vor allem die Auslandsnachfrage war schwach – die Bestellungen fielen um 13 Prozent schlechter aus, wie der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) in Frankfurt mitteilte. Die Order aus dem Inland blieben nur um ein Prozent zurück. Insgesamt war der Auftragseingang im ersten Halbjahr um drei Prozent rückläufig.

Zeigt der traditionell starke deutsche Export Schwächen, wird die Binnennachfrage (siehe Lexikon) um so bedeutsamer. Laut GfK zählt aber auch der private Konsum bisher noch zu den „Wackelkandidaten“. Der auf Basis einer Verbraucher-Umfrage berechnete Konsumklima-Indikator stieg für August zwar von 4,2 auf 4,5 Zähler im Juli. Bei genauerer Betrachtung fällt aber auf, dass die Verbraucher wieder vorsichtiger beim Geldausgeben geworden sind. Der Indikator für die aktuelle Anschaffungsneigung fiel um 4,2 Punkte und liegt bei minus 33,9 Punkten. Der Grund: „Nach wie vor sind sich die privaten Haushalte noch nicht sicher, auf welche Be- und Entlastungen sie sich nach der Verwirklichung aller Reformen im Steuer- und Sozialwesen letztlich tatsächlich einzustellen haben“, so die GfK. Würden die Erwartungen der Verbraucher enttäuscht – insbesondere am Arbeitsmarkt – könnte dies dazu führen, „dass der Konsumstimmung in Deutschland eine weitere Phase der Eiszeit bevorsteht“, warnen die Konsumforscher. Eine Entspannung ist auf dem Arbeitsmarkt vorerst nicht in Sicht. Experten gehen von einer saisonbedingten Zunahme der Erwerbslosenzahl um rund 100000 auf etwa 4,35 Millionen aus. Das wären etwa 300000 mehr als vor einem Jahr. Das Forschungsinstitut Conference Board hatte am Dienstag mitgeteilt, dass die US-Verbraucher irritiert auf die Arbeitsmarktlage in den USA reagieren. Das Verbrauchervertrauen brach im Juli überraschend ein.

Entsprechend positiv wurde am Mittwoch der Anstieg des deutschen GfK-Konsumklimaindex aufgenommen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) wertete dies als Indiz für den Aufschwung. Gustav Adolf Horn, Leiter der Konjunkturabteilung, sagte im Deutschlandradio Berlin, die von der Regierung angekündigte Steuersenkung habe bereits positiv gewirkt. Der Optimismus sei aber durch die unsichere Frage der Gegenfinanzierung gefährdet. Das DIW rechnet erst zum Jahreswechsel mit einer Belebung der deutschen Wirtschaft. „Es gibt sicher einen gewissen Hoffnungsschimmer, aber man muss vorsichtig sein“, sagte Horn.

Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) fürchtet, dass es bei der Hoffnung auf mehr Konsum bleiben könnte. „Die Bundesregierung hat die große Chance vertan, noch vor der Sommerpause die Steuerreform seriös in trockene Tücher zu bringen und damit für Vertrauen der Konsumenten zu werben“, sagte HDE-Sprecher Hubertus Pellengahr. Auch der deutsche Großhandel wartet weiter auf eine Trendwende zum Positiven. Im ersten Halbjahr 2003 setzte die Branche zwar 0,7 Prozent mehr um, preisbereinigt gingen die Umsätze aber um 0,1 Prozent zurück, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Zwar bessere sich die Stimmung bei den bundesweit 120000 Unternehmen, die Zahlen zeigten aber noch keinen Aufschwung, sagte der Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels, Anton Börner, in Berlin. Vor allem die geringe Investitionsneigung spreche eine deutliche Sprache.

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