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Wirtschaft: Verbraucher wollen die Früchte der Privatisierung ernten

LONDON .Auf diese Nachricht haben die Briten lange warten müssen.

LONDON .Auf diese Nachricht haben die Briten lange warten müssen.Zehn Jahre nach der Privatisierungswelle will der größte Wasserversorger der Insel, Thames Water, die Preise um fünf Prozent senken.Rund zehn Pfund soll der Durchschnittsverbraucher im Jahr 2000 sparen.Das ist allerdings nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.Denn die Preise der Branche sind nach Angaben der Regulierungsbehörde Ofwat seit 1989 um mehr als 40 Prozent gestiegen.Leitet Thames Water also die Trendwende ein? Keineswegs.Bereits im Jahr 2001 soll die Wasserrechnung wieder fünf Prozent höher ausfallen.Das sei notwendig, um in den nächsten fünf Jahren rund 3,7 Mrd.DM in Service und Umweltschutz investieren zu können, argumentiert das Unternehmen.Die Konkurrenten Southern Water und United Utilities wollen sich aus dem gleichen Grund den Preisnachlaß die Preise in den kommenden Jahren stetig anheben.Nur so könne die Branche Milliarden investieren, um die Umweltschutz- und Qualitätsanforderungen zu erfüllen.

Ob die Firmen sich mit ihren Preisplänen durchsetzen, ist zweifelhaft.Ofwat-Direktor Ian Byatt, der die Gebühren der Unternehmen festsetzt, hat bereits klargestellt, daß er im nächsten Jahr Preisnachlässe zwischen 15 und 20 Prozent erwartet.Er macht sich damit Forderungen der Verbraucher zu eigen, die endlich die Früchte der Privatisierung ernten wollen."Nach unserer Ansicht, haben bislang die Aktionäre profitiert.Jetzt sind die Verbraucher an der Reihe", sagt Pauline Amor von der Regulierungsbehörde.Zwar bestreitet kaum jemand, daß die Privatisierung die Versorgung verbessert hat.Statt der einstmals 3500 öffentlichen Versorgungsbetriebe kümmern sich nur noch 34 private Unternehmen um die Trinkwasserversorgung und Abwasserbeseitigung.Alan Booker, ehemaliger Vize-Direktor von Ofwat ist überzeugt, daß die Verbraucher heute "mehr für ihr Geld bekommen" als früher.Dennoch fühlen sich viele Kunden über den Tisch gezogen.Schuld daran sind nicht nur die Preise.Vielmehr haben die Unternehmen mit Dividendenerhöhungen und Gehaltssteigerungen für ihre Manager alles getan, um in Verruf zu kommen.Kritiker schätzen, daß seit der Privatisierung mehr als zwölf Mrd.DM Dividenden geflossen sind.Für die Labour-Regierung war das Grund genug, die Wasserversorger mit einer einmaligen Gewinnsteuer zu belegen.Zurückdrehen will Labour die Privatisierung jedoch nicht.

TORSYTEN RIEKE (HB)

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