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In Ungnade gefallen: Die Deutsche Bahn

© dpa

Verbraucherreport der Deutschen Luftverkehrswirtschaft: Die Deutschen sind unzufrieden mit der Bahn

Die Deutsche Bahn ist der große Verlierer im alljährlichen Verbraucherreport des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, der die beliebtesten Verkehrsmittel der Deutschen erhebt. Überraschend schneidet aber Germanwings ab.

Die Bahn ist das bei den Bundesbürgern unbeliebteste Verkehrsmittel. Mächtig aufgeholt hat stattdessen der Linienbus, bei der Bewertung des Preis-Leistungs-Verhältnisses liegt er nur noch zwei Prozentpunkte hinter dem Flugzeug. Das ergab eine Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen für den diesjährigen Verbraucherreport des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), der am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.

Über welches Verkehrsmittel haben Sie sich in den letzten zwei Jahren so geärgert, dass Sie es am liebsten nicht mehr benutzen würden? 80 Prozent der Reisenden nannten auf diese Frage die Bahn, 18 Prozent mehr als im Vorjahr. Beim Pkw ging der Ärger-Quote von 21 auf 13 Prozent zurück, beim Flugzeug von 13 auf knapp sieben Prozent, der Bus stagnierte bei acht Prozent (Mehrfachnennungen waren möglich).

27 Prozent der Befragten fanden, dass der Luftverkehr das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bietet, 25 Prozent nannten den Bus und 24 Prozent den Pkw. Großer Verlierer ist die Bahn, die auf 13 Prozent zurückfiel, so BDL-Präsident Klaus-Peter Siegloch. 66 Prozent der Reisenden halten das Flugzeug für das sicherste Verkehrsmittel, 97 Prozent wollen auch nach dem Germanwings-Absturz ihr Flugverhalten nicht ändern.

Absolutes Schlusslicht bei der Bewertung der Sicherheit ist der Bus mit nur einem Prozent der Nennungen. Auch bei der Pünktlichkeit liegt das Flugzeug mit knapp der Hälfte der Stimmen deutlich vorn, nur neun Prozent der Befragten stimmten für die Bahn und sieben Prozent für den Bus.

Während sich der Bus insbesondere auf kurzen Strecken immer mehr etabliert, bevorzugt mehr als die Hälfte der Deutschen auf längeren Strecken das Flugzeug. Jeweils 21 Prozent nannten Bahn und Pkw. Mit einem Anteil von nur acht Prozent ist der Anteil der Reisenden auf Flügen innerhalb Deutschlands gering. Die Mehrheit - 55 Prozent - nutzt innereuropäische Verbindungen.

Nur neun Prozent der Passagiere  waren mit ihrem letzten Flug unzufrieden. Sie bemängelten vor allem den Sitzkomfort (32 Prozent), den Service an Bord (24 Prozent) sowie die Verpflegung während des Fluges (22 Prozent). Sicher auch ein Resultat auf die Tatsache, dass immer mehr Luftverkehrsgesellschaften ihren Passagieren anstelle von All-Inklusiv-Paketen ein Baukastensystem anbieten, bei dem die einzelnen Servicekomponenten einzeln dazugekauft werden müssen. Gut die Hälfte der Befragten erklärte sich bereit, für mehr Sitzkomfort einen höheren Ticketpreis zu zahlen. Die Erfahrung der Lufthansa beispielsweise zeigt, dass die dort neu eingeführte Premium Economy-Klasse weit besser angenommen wird als erwartet, sagte Siegloch.

Während bei den Privatreisenden der Ticketpreis das wichtigste Kriterium für die Auswahl eines Fluges ist (94 Prozent), spielt für Geschäftsreisende die günstige Abflugzeit die bedeutendste Rolle (93 Prozent). Nonstop-Flüge werden von der breiten Mehrheit der Reisenden gegenüber Umsteigeverbindungen bevorzugt und auch der Ruf der Fluggesellschaft spielt eine gewichtige Rolle. Ganz oben auf der Wunschliste der Reisenden stehen mit jeweils über 90 Prozent die Sauberkeit an Bord, das Sicherheitsgefühl, die bequeme Erreichbarkeit des Flughafens, die Freundlichkeit des Personals und der Sitzkomfort. Drei von vier Passagieren wünschen sich großzügige Gepäckregeln und jeder zweite Fluggast hält ein adäquates Angebot an Speisen und Getränken für wichtig.

Gemessen an der Gesamtzahl der Passagiere machen die Geschäftsreisenden mit zwölf Prozent nur einen geringen Anteil aus. Lediglich sieben Prozent zählen zu den Vielfliegern, die in den vergangenen zwei Jahren zehn oder mehr Flugreisen unternommen haben. Gut zwei Drittel der Befragten flogen in einen mehr als dreitägigen Urlaub, nur drei Prozent traten Urlaubsreisen von bis zu drei Tagen an. „Den Shoppingtourismus gibt es eigentlich nicht“ resümierte Klaus-Peter Siegloch.

Rainer W. During

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