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Bislang müssen die Hersteller von Nudeln , Backmischungen oder Schokoladenriegeln nicht angeben, woher die darin enthaltenen Hühnereier stammen.

© dpa

Verbraucherschutz fordert mehr Transparenz: Dem Ei auf der Spur

Bio, Freiland oder Bodenhaltung: Verbraucher sollen künftig erfahren, woher in Lebensmitteln verarbeitete Eier stammen. Doch lässt sich die Kennzeichnungspflicht umsetzen?

Verbraucherschützern ist das Thema schon lange ein Dorn im Auge: Organisationen wie Foodwatch monieren, dass Lebensmittelhersteller ihre Kunden oft völlig im Dunkeln lassen, wenn es um Informationen zur Herkunft ihrer Produkte geht. Das gilt auch und besonders für Waren, die Eier enthalten: Bislang müssen die Hersteller von Nudeln , Backmischungen oder Schokoladenriegeln nicht angeben, woher die darin enthaltenen Hühnereier stammen.

Mit dieser Intransparenz soll nach dem Willen von Deutschlands Verbraucherschutzministern bald Schluss sein. Die 16 Ressortchefs der Länder stimmten bei ihrer Jahreskonferenz in Rostock nahezu einstimmig dafür, dass sich Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) bei der EU-Kommission für eine entsprechende europaweit geltende Regelung starkmachen soll. Das Land Berlin hatte den Antrag in die Konferenz eingebracht. Neben der Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel standen bei dem Ministertreffen auch Themen wie die Zukunft der Dispozinsen und Gütesiegel sowie Gespräche über das Freihandelsabkommen mit den USA auf der Agenda.

Nach dem Vorschlag der Berliner Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz sollen in Zukunft sämtliche Hühnerbauern auf ihre Eier stempeln, wie ihr Geflügel gehalten wurde. Bislang sind dazu nur Hersteller verpflichtet, deren Eier direkt in den Einzelhandel gelangen. Dagegen müssen Lebensmittel, die Ei oder Eierbestandteile enthalten, nicht mit einem solchen Hinweis versehen sein. Die Gesetzeslücke hat nach Auffassung von Verbraucherschutz- und Tierschutzorganisationen und auch politischen Institutionen wie dem Berliner Verbraucherschutzressort dazu geführt, dass eine ganze Reihe von Lebensmittelherstellern für die Herstellung ihrer Produkte auf die in Deutschland mittlerweile verbotenen, billigeren Eier von Hühnern aus Käfighaltung zurückgreift, um zu sparen.

Bio, Freiland oder Bodenhaltung?

„Drei Viertel der Eier werden in Produkten verarbeitet, daher muss auch deutlich gekennzeichnet werden, wenn Eier verwendet werden, die von Legehennen aus Käfighaltung stammen“, fordert etwa Nordrhein-Westfalens grüner Verbraucherschutzminister Johannes Remmel. Auf im Einzelhandel angebotenen Eiern können Verbraucher bereits anhand eines Zahlenstempels erkennen, ob ein Huhn im Bio-Betrieb, im Freiland, in Bodenhaltung oder in Kleingruppen gehalten wird. Bei Produkten, die Eier enthalten, könnte eine entsprechende Kennzeichnung künftig auf die Verpackung aufgedruckt werden.

Die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ begrüßte die Initiative für mehr Transparenz bei Eierprodukten. „Viele Menschen essen Käfig-Eier, ohne es zu wissen“, sagte Andrea Berg von „Vier Pfoten“. Nur mit einer Kennzeichnungspflicht könnten sich Verbraucher bewusst für tierfreundlich produzierte Produkte entscheiden.

Laut der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch hatte erst die Kennzeichnungspflicht bei frischen Eiern in der Bundesrepublik dazu geführt, dass die Kunden in Läden und Supermärkten Eier von Hühnern aus Käfighaltung „links liegen ließen“ und diese schließlich per Gesetz ganz aus dem Handel genommen wurden.

Ist die Kennzeichnungspflicht umsetzbar?

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt äußerte am Freitag einerseits Sympathie für den Vorstoß der Verbraucherschutzminister, er meldete jedoch zugleich Bedenken an, was ihre Umsetzbarkeit anlangt. Einen „nationalen Alleingang bei der Kennzeichnungspflicht“ halte er für „sehr schwierig“, sagte der CSU-Politiker der „Rheinischen Post“. Schmidts Ministerium erklärte dazu, dass Österreich bereits im Jahr 2008 einen ähnlichen Vorschlag zur Kennzeichnung von Eiern auf EU-Ebene eingebracht hatte – und wegen des Widerstands aus Ländern wie Spanien und Polen abgeblitzt war.

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