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Der Rubel verliert massiv an Wert.

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Update

Verfall des Rubel: Otto Group tritt in Russland auf die Bremse

Die Währungsturbulenzen in Russland sind für deutsche Unternehmen nicht kontrollierbar. Den Versandhändler Otto und den Konsumgüterkonzern Henkel werden sie in diesem Jahr Millionen kosten.

Der starke Verfall des Rubel zwingt den Handelskonzern Otto in Russland in die Defensive. „Wir fahren auf Sicht und müssen unsere Preise flexibel anpassen“, sagte Martin Schierer, Chef der Otto Group in Russland. Geplant sei eine Preiserhöhung von 10 bis 15 Prozent, bereits die zweite innerhalb weniger Monate. Zudem werden geplante Investitionen gestrichen oder gekürzt, vor allem in die Kundengewinnung. Damit bremst Otto den Expansionskurs, der zuletzt zu zweistelligen Wachstumsraten führte.

Otto hat in den vergangenen Jahren ein bedeutendes Russland-Geschäft aufgezogen und beschäftigt dort rund 2000 Mitarbeiter. Der Hamburger Konzern verkauft als Versandhändler vor allem Mode und Textilien und erwirtschaftete in Russland zuletzt einen Umsatz von rund 550 Millionen Euro. In Rubel werde der Umsatz zum Abschluss des Geschäftsjahres (28.2.) ungefähr stabil bleiben, sagte Schierer.

„Aber auf Euro-Basis werden wir sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn einen kräftigen Rückgang hinnehmen müssen.“ Otto kauft, wie auch andere ausländische Firmen in Russland, seine Waren auf dem Weltmarkt in Dollar oder Euro ein, erlöst bei den Kunden aber Rubel. Wegen des schnellen Wertverlusts des Rubel können die Unternehmen die Preise nicht mehr so zügig anpassen, wie es notwendig wäre. Apple hat seinen Online-Shop in Russland deshalb vom Netz genommen. „So etwas planen wir nicht“, sagte Schierer. Die Anbieter von hochpreisiger Elektronik seien stärker betroffen als ein Modehändler, weil viele Russen aus Angst vor weiterem Wertverlust ihr Geld entweder in harte Währungen oder teure Konsumgüter investieren.

Henkel muss empfindliche Umsatzeinbußen hinnehmen

Möbelhäuser, Bekleidungsgeschäfte und besonders Elektronikmärkte profitieren von einem kurzfristigen Kaufrausch, wobei auch die nahende Silvesternacht, in der Russen, ähnlich wie an Weihnachten, Geschenke verteilen, dabei eine Rolle spielen dürfte. Allein in der Nacht auf Mittwoch bildeten sich in einigen Geschäften lange Schlangen. Überraschend erholten sich schon im November auch die Verkaufszahlen der seit Monaten krisengebeutelten Autoindustrie. Ein Aufbäumen, bevor die Kaufkraft weiter sinkt.

Auch der Konsumgüterkonzern Henkel muss wegen des Verfalls des russischen Rubels empfindliche Umsatzeinbußen hinnehmen - bei seinen Gewinnzielen sieht sich das Dax-Unternehmen aber auf Kurs. „Von den 600 Millionen Euro, die wir in den ersten neun Monaten durch die negativen Wechselkurseffekte an Umsatz verloren haben, kommt ein maßgeblicher Anteil aus der Abwertung des Rubels“, sagte Vorstandschef Kasper Rorsted der „Rheinischen Post“ (Samstag). Russland sei derzeit der viertgrößte Markt für die Düsseldorfer, die Erlöse erreichten dort jährlich rund 1,1 Milliarden Euro.

Dennoch gab sich Rorsted insgesamt optimistisch. Das Ziel, den Betriebsgewinn um 16 Prozent steigern zu können, habe Bestand. „Wir halten an unserer Prognose für 2014 fest, obwohl wir auch viel Gegenwind haben“, sagte der Henkel-Chef. Kritik äußerte er an der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung - etwa an den hohen Kosten der Rente mit 63. Stattdessen seien mehr Investitionen in Bildung nötig.

Erste deutsche Autobauer haben bereits ihre Verkäufe in Russland gestoppt. Der Chef des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, Eckhard Cordes, erwartet bis zum Jahresende einen Rückgang der Russland-Exporte um 20 Prozent. (dpa/Tsp)

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