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Wirtschaft: Verhandlungen dauern an - Börsianer begrüßt die Fusion

Auch am Dienstag wollte die Deutsche Börse AG die Fusionsgespräche mit der Londoner Börse nicht kommentieren. Nicht einmal eine Aussage über den Zeitpunkt für das mögliche Ende der Verhandlungen ließ sich ein Sprecher entlocken.

Auch am Dienstag wollte die Deutsche Börse AG die Fusionsgespräche mit der Londoner Börse nicht kommentieren. Nicht einmal eine Aussage über den Zeitpunkt für das mögliche Ende der Verhandlungen ließ sich ein Sprecher entlocken. Auf dem Frankfurter Börsenparkett ist man allerdings überzeugt, dass die Allianz zustande kommt und möglicherweise noch in dieser Woche verkündet wird. Für Fiedel Helmer, Börsenchef des Bankhauses Hauck & Aufhäuser und einer der erfahrensten Börsianer in Frankfurt, ist die Fusion nicht nur einer Sache, die sich für die beiden Börsen rechnet, sondern vor allem ein Schritt, der den Anlegern entgegenkommt.

"Durch die Fusion gibt es bei den großen Aktien bedeutend höhere Umsätze und damit realistischere Preise. Die Kurswahrheit wird besser und das nützt dem Anleger", sagt Helmer. Das sei viel wichtiger als die Preise für die Abwicklung von Börsengeschäften, die freilich auch tendenziell weiter nach unten gehen dürften. Nach Ansicht von Helmer werden künftig die großen europäischen Aktien von den Börsen in London und Frankfurt nur noch über den Computer gehandelt. Dann sei die Zeit unterschiedlicher Preise zwischen London und Frankfurt vorbei. "Das macht auch mögliche Kursmanipulationen schwieriger." Dass durch die Fusion der beiden größten europäischen Handelsplätze das Aus des Parketthandels noch schneller kommt als bisher erwartet, sieht der Börsianer nicht. "Frankfurt bleibt im Präsenzhandel weiter ein ganz wichtiger Platz für große Nebenwerte. So wie heute schon etwa Berlin als Regionalbörse eine wichtige Rolle für bestimmte Papiere spielt."

Die Fusion zwischen Frankfurt und London hält Helmer uneingeschränkt für eine gute Sache. Dass zu diesem Zweierbund allerdings auch die US-Technologiebörse Nasdaq, die sich nach Europa ausdehnen will, dazukommen soll, stuft der Börsianer als "ganz heiße und weniger gute Geschichte" ein. Sowohl für die Profis an der Börse als auch für die Kunden. "Dann müssen wir mit Papieren handeln, über die wir sehr wenig wissen." Im Vergleich zum Neuen Markt, wo derzeit gut 200 Papiere gehandelt werden, sind an der Nasdaq rund 6000 Aktien notiert. Auch Aktienprofis hierzulande können angesichts dieser Dimensionen kaum den Überblick haben.

Für problematisch hält Helmer auch, dass Großbritannien nicht zum Euro-Raum gehört. "Das macht die Fusion zwischen London und Frankfurt nicht gerade leichter." Aber auch wenn der Grundsatzbeschluss über das Zusammengehen der beiden größten europäischen Börsen möglicherweise schon bald verkündet wird, ist es bis zur Umsetzung nach Ansicht von Helmer noch ein weiter Weg. "In diesem Jahr sehe ich die Fusion noch nicht." Damit bleibt noch einige Zeit, anstehende Probleme wie etwa die fehlende Euro-Einbindung Londons zu lösen. Im übrigen sieht Helmer mit der Verbindung Frankfurt-London die Fusionswelle unter den Börsen in Europa längst nicht abgeschlossen. "Das ist die Vorstufe zu einer paneuropäischen Börse."

Sicher scheint in jedem Fall, dass die Deutsche Börse, die sich auf der Hauptversammlung am 4. Mai in "Euroboard AG" umtaufen lassen wird, ihren für Sommer geplanten Börsengang bei einem erfolgreichen Abschluss der Fusionsgespräche verschieben wird. Auf der Hauptversammlung sollen die Aktionäre der Deutsche Börse AG über Beschlüsse zur Kapitalerhöhung die Voraussetzung für den Börsengang schaffen.

ro

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