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Wirtschaft: Verhaßter Murdoch

Das 1,03 Mrd.-Dollar-Gebot durch British Sky Broadcasting hat Manchester United zur finanziell wertvollsten Sportkonzession aller Zeiten gemacht.

Das 1,03 Mrd.-Dollar-Gebot durch British Sky Broadcasting hat Manchester United zur finanziell wertvollsten Sportkonzession aller Zeiten gemacht.Jeder würde denken, daß die Engländer nun vor Stolz glühen.Doch die Presse zischt vor Klassenneid und Xenophobie; die Kommentare lauten gar, die Akquisition weihe den englischen Fußball dem Tode.Der Medienriese Rupert Murdoch wird bezichtigt, nicht nur die Übertragungsrechte sondern den Sport selbst kontrollieren zu wollen, so die Tageszeitung "The Independent".

Moment mal.British Sky Broadcasting im Besitz von Mr.Murdoch verfügt schon seit Jahren über die Rechte am englischen Erstliga-Fußball.Der neueste Erwerb wird daran nichts ändern.Ferner ist Medien-Engagement im Sport nichts Neues.Rupert Murdoch gehört bereits unter anderem die amerikanische Baseball-Mannschaft Los Angeles Dodgers.Und in Italien herrscht der Medienmagnat Silvio Berlusconi über den Fußballclub AC Milan - allerdings ohne Gedanken an eine Monopolstellung.Neuerdings verkaufte er die Übertragungsrechte an den französischen Kabelriesen Canal Plus, der seinerseits die Rechte für Paris Saint Germain erworben hat.Doch weder die Clubs, noch die Ligen, in denen sie spielen, gerieten durch die Ankäufe ins Wanken oder gar an den Rand des Ruins.

Dennoch scheint die bloße Erwähnung Murdochs auszureichen, um jeglichen rationalen Gedanken auszuschalten.Teilweise beruht dieses Phänomen darauf, daß die von Murdoch vertretenen, ausgesprochen konservativen Ansichten vor allem in Pressekreisen auf Ablehnung stoßen.Vordergründig wird Murdoch aber selbst verflucht.Der in Australien geborene US-Unternehmer hat weltweite Geschäftsinteressen und läßt sich nicht so schnell von dieser oder jener Regierung Steuern für deren Sozialprogramme auferlegen.

"Murdoch nutzt die internationale Mobilität seines Imperiums, um seine Steuerausgaben zu minimieren und nationale Regulierungen zu umgehen", beklagt der Sportredakteur Donald Trelford vom "Daily Telegraph".Das Blatt, das sich im Besitz des Murdoch-Rivalen Conrad Black befindet, vollbrachte in einem Leitartikel quälende ideologische Verrenkungen, um der Regierung ein Einschreiten im Falle Manchester United nahezulegen.Bei dem Gedanken sollten jedem liberal gesinnten Menschen die Haare zu Berge stehen.Es mag sein, daß Fußball in England der nationale Zeitvertreib ist.Aber ein nationalisierter Zeitvertreib? Der gesamte Wert der Murdoch-Investition wird davon abhängig sein, ob er in der Lage ist, einem hinreichend breiten Publikum Qualitätsspiele anzubieten.

Zweifelsohne hat der traditionelle englische Fußball seine Reize.Doch kein europäisches Land kann es sich leisten, mehrere Teams von Weltrang zu unterhalten.Und eine Parität in inländischen Ligen könnte nur mit drakonischen Regulierungen aufrechterhalten werden, bei denen die meisten talentierten Spieler und Manager ihre Koffer packen würden.Den Fans ist nicht damit gedient, wenn sich Giganten wie Manchester United oder Liverpool mit Gegnern unter ihrem Niveau herumschlagen müssen.Dagegen könnte der von Murdoch angedachte innereuropäische Wettbewerb eine sportliche Qualität bieten, die sonst nur bei Weltmeisterschaften zu erleben ist.

Unbestreitbar wirken hier Mechanismen jenseits der Kontrolle von Regierungen.Dennoch sind jene Kräfte die des freien Marktes und nicht etwa die der Medienmagnate.Das sollten diejenigen begreifen, die darum bemüht sind, den englischen Fußball als Provinzangelegenheit zu bewahren.Das Interesse Rupert Murdochs stellt keine Bedrohung dar, sondern zeugt von der Entwicklung des Sports.

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