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In Bewegung. Drei Szenarien zeigen, wie sich Elektroautos durchsetzen, zum Beispiel über den Güter- und Lieferverkehr.

© TU Berlin, IVP

Verkehrsalltag 2025: Elektrofahrzeuge: Berlin unter Strom

Auf Berliner Straßen ist es leise und sauber: TU-Wissenschaftler entwerfen erstmals Szenarien, wie Elektroautos den Verkehrsalltag im Jahr 2025 prägen.

Berlin - Berlin im Jahr 2025: Die Stadt brodelt. Doch auf den Straßen ist es leiser geworden, sauberer. Kleine, wendige Elektrofahrzeuge mischen sich in den Verkehr – auf eigenen Fahrspuren. Elektrofahrräder und -roller, batteriebetriebene Pkw und Lieferfahrzeuge tragen blaue Plaketten. In der Innenstadt dürfen sie damit gebührenfrei parken. Die Berliner haben die Wahl zwischen verschiedenen, miteinander vernetzten öffentlichen Verkehrsmitteln, die sie wie selbstverständlich mit ihrem Smartphone oder einer speziellen Mobilitätskarte bezahlen. Nur wenige Pendler fahren mit dem eigenen Auto in die Innenstadt, viele nutzen das Carsharing. Auch der Senat, die Verkehrsbetriebe und die Stadtreinigung haben ihre Fuhrparks elektrifiziert…

Diese Zukunftvision des Berliner Alltagsverkehrs im Jahr 2025 ist eines von drei Szenarien, die Wissenschaftler der TU Berlin am Donnerstag der Öffentlichkeit vorgestellt haben. Die Arbeiten sollen „erstmals einen Blick in alternative Zukünfte der Elektromobilität im Ballungsraum Berlin“ ermöglichen, erklärte Christine Ahrend, TU-Professorin und Leiterin des Fachgebiets Integrierte Verkehrsplanung. Dabei geht es nicht um elektromobile Träumereien. Die Szenarien sollen die Markteinführung von Elektrofahrzeugen begleiten – und damit das Vorhaben der Bundesregierung, bis 2020 eine Million E-Autos auf die Straße zu bringen.

Die Berliner Experten haben dafür die Erkenntnisse von Auto- und Batterieherstellern, Verkehrsplanern, Politikern und Wissenschaftlern zusammen getragen und einer komplexen Analyse unterzogen. „Wir haben uns gefagt, wohin die Reise der Elektromobilität gehen könnte“, sagte Szenarioexperte Ingo Kollosche. „Berlin ist für die Elektromobilität ein gutes Pflaster.“ Als eine der vom Bund ausgewählten Modellregionen werden Forschungsarbeiten in der Hauptstadt besonders gefördert. Das TU-Projekt „E-Mobility“, das bis Herbst 2011 läuft, wird im Rahmen des Nationalen Entwicklungsplans Elektromobilität unterstützt, das bundesweit 500 Millionen Euro für zahlreiche Forschungsprojekte und Praxistests zur Verfügung stellt.

Neben dem beschriebenen Ideal-Szenario kam bei dem TU-Projekt ein zweites, weitaus nüchterneres heraus. Hier bleibt der Fortschritt eine Schnecke, Elektroautos sind in diesem Zukunftsbild auch 2025 nur Luxusobjekte für wohlhabende Berliner. In einem dritten Szenario setzt sich Elektromobilität nicht über die private Nutzung von E-Fahrzeugen durch, sondern im Wirtschafts- und Güterverkehr.

„Die wenigsten haben konkrete Vorstellungen, wie Elektromobilität im Alltag aussehen könnte“, sagte Verkehrsforscher Kollosche. Die TU-Szenarien lieferten nicht nur den Stoff für Fantasien, sondern die Grundlage für verkehrspolitische Entscheidungen. Dabei gehe es um einen Perspektivwechsel: weniger Angebotsplanung – dafür mehr über das Verhalten der Nutzer und ihre Bedürfnisse erfahren. Was kann eine Stadt wie Berlin also tun, damit ihre Bewohner eine neue Form der Mobilität lernen – und bezahlen können?

„Wenn man die Nachfrage nicht mit Geldprämien anregen will – dafür sehe ich in Deutschland keine Perspektive – muss man Alternativen prüfen“, sagte der oberste Verkehrsplaner der Stadt, Friedemann Kunst. „Wir haben ein Interesse daran, die Entwicklung in Richtung Elektromobilität zu lenken.“ Auf nationaler Ebene bewege sich nur etwas, wenn die Möglichkeiten und Hindernisse auf lokaler Eben identifiziert würden, glaubt der Leiter der Verkehrsabteilung in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.

Verkehrsplaner denken dabei praktisch: Fahrspuren und Parkplätze für E-Autos, „Mobility-on-Demand“ mit flexiblen, komfortablen Angeboten im Stadtgebiet und im Speckgürtel, Ausnahmen von der (noch einzuführenden) City-Maut, eine ausgebaute Ladesäulen-Infrastruktur. „Berlin ist ein Experimentierraum für neue Produkte“, sagt Friedemann Kunst.

Andere „Modellregionen“ ziehen nach. Während BMW in Berlin seine Elektro-Minis und Daimler Elektro-Smarts testet, hat sich Audi München ausgesucht. Bis Mitte 2011 sollen 20 elektrisch angetriebene A1 als Testflotte auf die Straße kommen, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Partner sind der Energiekonzern Eon, die Stadtwerke München und die TU München. Mini und Smart haben unterdessen Pläne auf zwei Rädern: Nach einem Bericht der Zeitschrift „Auto, Motor und Sport“ wollen die BMW-Tochter („Scooter E Concept“) und Smart („Escooter“) Elektroroller bauen.

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