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Wirtschaft: Verlust ist Gewinn

Der Untergang von Rover, der mit dem geplatzten Kauf durch den chinesischen Investor SAIC besiegelt ist, zeigt die Stärke, nicht Schwäche Großbritanniens; denn nicht Automobil und Schwerindustrie haben hier eine Zukunft, sondern Dienstleistungen im Finanzsektor. Natürlich werden auf den Inseln noch Autos gebaut, allerdings von kontinentalen oder japanischen Produzenten – heimische Marken sind meistens in ausländischem Besitz.

Der Untergang von Rover, der mit dem geplatzten Kauf durch den chinesischen Investor SAIC besiegelt ist, zeigt die Stärke, nicht Schwäche Großbritanniens; denn nicht Automobil und Schwerindustrie haben hier eine Zukunft, sondern Dienstleistungen im Finanzsektor.

Natürlich werden auf den Inseln noch Autos gebaut, allerdings von kontinentalen oder japanischen Produzenten – heimische Marken sind meistens in ausländischem Besitz. Dass die Blair-Regierung 6000 Arbeitsplätze sichern und nicht den letzten britischen Autohersteller in britischem Besitz halten will, ist bezeichnend.

Denn die Weiterführung dieses maroden Betriebs hätte den Arbeitern nur bedingt geholfen. Das Unvermeidliche wäre nur hinausgezögert worden. Die Produktion von Rover ist im vergangenen Jahr um 20,1 Prozent auf 100 000 Autos gesunken – die Hälfte der Produktion vor fünf Jahren. Die Verluste liegen bei 25 Millionen Pfund pro Monat.

Selbst wenn die im Staatsbesitz befindliche Shanghai Automotive Industry Corp. (SAIC) bereit gewesen wäre, Rover ganz oder teilweise von Phoenix Venture Holdings – einer Gruppe von vier Personen, zu der auch der frühere Rover-Geschäftsführer John Towers gehört und die Rover im Jahr 2000 von BMW zurückkaufte – zu übernehmen, wäre das keine Garantie für den Weiterbestand gewesen. Sinkende Verkäufe in Großbritannien wie in China hätten die Weiterführung kaum gerechtfertigt.

Obwohl die britische Wirtschaft seit den späten siebziger Jahren die Hälfte ihrer Jobs in der verarbeitenden Industrie verloren hat, ist das Bruttoinlandsprodukt in 23 der vergangenen 25 Jahre gestiegen. Beschäftigung und Löhne sind rekordverdächtig. Deswegen sollte Blair der Versuchung widerstehen, mit staatlichen Krediten auf Wählerfang bei der Rover-Belegschaft zu gehen. Sehr viel Rückgrat zeigt Blair im Wahlkampf angesichts des Kopf-an-Kopf-Rennens gegen die Tories bislang nicht.

Die Regierung hat bereits einen 6,5-Millionen-PfundKredit gewährt, um die laufenden Kosten dieser Woche zu decken.

Wie unwahrscheinlich eine Übernahme von Rover durch die Chinesen ist, hätte Blair dem Kommentar des Wirtschaftsberaters Paul French entnehmen können: „Dass China bei zurückgehenden Verkäufen und steigenden Kosten in Shanghai eine Milliarde Pfund nach Großbritannien verschleudert, ist so wahrscheinlich wie die Möglichkeit, dass Fish and Chips Chinas Nationalgericht wird.“

Staatliche Unterstützung wie die Hilfen der Blair-Regierung für Rover belasten die Wirtschaft in jeglicher Hinsicht – steuerlich wie auch dadurch, dass ineffiziente Arbeit für nicht lukrative Firmen weitergeführt wird. Im Wahlkampf wird sich das sicher nicht sehr gut anhören. Aber es bleibt die Wahrheit.

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