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Eine Mitarbeiterin der Berliner Tafel versorgt Bedürftige mit Obst und Gemüse.

© dpa

Vermögensverteilung in Deutschland: Arme und Reiche bleiben, was sie sind

Studie der Böckler-Stiftung: Die Ungleichheit der Einkommen ist so stark wie noch nie seit der Vereinigung.

Trotz der positiven Lage auf dem Arbeitsmarkt, der guten Konjunktur und der Rekordbeschäftigung verfestigt sich hierzulande die Armut. Seit der Wiedervereinigung steigt die Ungleichheit der Einkommensverteilung sogar an und erreicht nach einer Studie der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung einen Höchststand. „Arm bleibt arm und reich bleibt reich“, heißt es in der Studie, die am Montag veröffentlicht wurde.

Der Anteil der Armen in der Bundesrepublik ist deutlich gestiegen. So galten 1993 noch elf Prozent der Deutschen als arm. Bis 2013 stieg die Quote auf 15,3 Prozent. Als arm gilt in der Studie, wer weniger als als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens verdient. Wer einmal in die Armut abgerutscht ist, für den wird es immer schwieriger, aus eigener Kraft zu höheren Einkommen und Wohlstand zu kommen. Jeder zweite der 2009 in Armut lebte, musste dies auch noch am Ende der Studie im Jahr 2013. Gleichzeitig gilt: Wer reich ist kann sich seiner gehobenen gesellschaftlichen Stellung sicher sein und rutscht kaum ab.

Der Osten ist besonders betroffen

Die Untersuchung des Wissenschaftlichen Instituts der Böckler-Stiftung (WSI) zeigt, wie sich die Verteilung der Einkommen in Deutschland seit Anfang der 1990er Jahre entwickelt hat. Dabei wird deutlich, dass sich die Ungleichheit zunehmend verfestigt und die soziale Mobilität, also der sozioökonomische Aufstieg zunehmend schwieriger wird. Besonders in Ostdeutschland ist Ungleichheit bei den Einkommen ausgeprägt. „Der Aufschwung ist nicht bei allen angekommen“, sagte Dorothee Spannagel vom WSI über die Studienergebnisse.

Dabei sei die Verfestigung der Armut besonders problematisch. Je länger die Menschen in der Armut steckten, umso mehr wirke sich das auf den Alltag aus, vor allem Kinder seien in ihren Entwicklungschancen eingeschränkt. Die Politik müsse vor allem die Chancengleichheit in der Bildung erhöhen und speziell die frühkindliche Förderung von Kindern aus sozial benachteiligten Familien in den Blick nehmen.

Je besser die Bildung, desto geringer das Armutsrisiko

Auch Migranten sind von Armut besonders betroffen. Lediglich 30 Prozent der Menschen, die sich im Zeitraum zwischen 2009 und 2013 aus der Armut befreien konnten, waren Migranten. Grundsätzlich gilt: Je weniger Bildung, desto größer das Armutsrisiko. Mehr als 63 Prozent der arm Bleibenden haben maximal einen Hauptschulabschluss. Und zwei Drittel derer, die aus der Mitte zu den Reichen aufsteigen, haben Abitur.

Die WSI-Forscherin verwies zudem darauf, dass vor allem innerhalb der unteren Mittelschicht zunehmend Abstiegsrisiken bestehen. Zudem müsse Langzeitarbeitslosigkeit und geringfügige Beschäftigung bekämpft werden, beide Faktoren zählten zu den Hauptgründen von Armut.

Von Carsten Jänicke

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