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Wirtschaft: Versicherer fürchten die Ölkatastrophe

Schon jetzt gibt es Schäden in Milliardenhöhe

München - Noch fließt das Öl weiter aus der versunkenen Plattform „Deepwater Horizon“ in den Golf von Mexiko. Die Katastrophe wird von Tag zu Tag schlimmer für die Anwohner, die Umwelt – und die Versicherungen. Auf rund elf Milliarden Euro schätzen die Versicherungsgesellschaften den Schaden, der bereits eingetreten ist. Rund 1,6 Milliarden Euro davon sind versichert, unter anderem bei der Munich Re (früher: Münchner Rück).

Bereits jetzt sei absehbar, dass der Konzern eine niedrige dreistellige Millionensumme bezahlen muss, sagte Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek am Freitag in München. Weitere rund 40 Millionen Euro muss voraussichtlich Wettbewerber Hannover Rück tragen.

80 Millionen Euro muss die Munich Re allein für die versunkene Plattform ausgeben, das ist ihr Anteil. Insgesamt ist die Plattform mit 560 Millionen Euro versichert. In finanzieller Hinsicht ist das aber nur der kleinere Teil des Debakels. Hinzu kommen die Personenschäden und die Verwüstung der Umwelt. Welchen Schaden die Umwelt nehmen wird und was das für die Fischindustrie und den Tourismus bedeutet, ist schwer zu sagen. In früheren Fällen waren jahrelange Gerichtsstreitigkeiten die Folge.

Hinzu kommt, dass nicht einmal den Experten der Munich Re bekannt ist, wie das im Golf von Mexiko nach Öl bohrende Firmenkonsortium unter Führung von BP genau versichert ist. BP selbst versichert Ölplattformen wegen der dafür hohen Raten traditionell nicht und muss nun selbst für alle Schäden aufkommen. Allerdings dürften die anderen Mitglieder des Konsortiums Policen haben. Der bislang größte von Ölbohrungen im Meer ausgelöste Versicherungsschaden war der Brand der Plattform „Piper Alpha“ in der Nordsee 1998. Damals musste die Assekuranz 3,6 Milliarden Dollar zahlen.

Angesichts der Naturkatastrophen und der Finanzkrise im Euroraum wird es für die Rückversicherung schwieriger, die angepeilten gut zwei Milliarden Euro Jahresgewinn zu schaffen. 2,6 Milliarden Euro waren es noch 2009. Knapp eine halbe Milliarde Euro haben die Münchner im Auftaktquartal nach Steuern verdient. Nun dürfen aber keine größeren Naturkatastrophen oder Großschäden mehr folgen, soll die Kalkulation halten. „Wir brauchen jetzt Glück“, gab Finanzvorstand Jörg Schneider mit Blick auf die Monate bis Jahresende zu. Für das Erdbeben in Chile, den europäischen Wintersturm „Xynthia“ oder australische Hagelschäden müssen die Bayern rund 700 Millionen Euro ausgeben und damit prozentual so viel wie seit dem Jahr 2005 nicht mehr. Hinzu kommen die Turbulenzen um den Euro. Allein in griechischen Staatsanleihen hat die Munich Re knapp zwei Milliarden Euro stecken. Weitere insgesamt gut zehn Milliarden Euro schulden Portugal, Spanien, Italien und Irland den Münchnern. Thomas Magenheim

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