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Wirtschaft: Versicherer legen Rettungsplan für Mannheimer vor

Auffanggesellschaft Protektor soll nicht genutzt werden

Berlin/Frankfurt (Main) (hej/rtr). Ungeachtet der Bedenken der Bundesanstalt für Finanzdienstleister (BaFin) setzen die deutschen Lebensversicherer auf eine Branchenlösung zur Rettung der schwer angeschlagenen Mannheimer Holding AG Versicherung. Die Versicherung braucht unbedingt eine Kapitalspritze. Der Grund: Börsenverluste der LebensversicherungsTochter haben im Konzern erneut zu einem Defizit geführt – auf 300 Millionen Euro haben sich die stillen Lasten inzwischen summiert.

Auf einem Krisentreffen am Montagabend habe man sich auf eine Branchenlösung verständigt, fasste ein Teilnehmer das Ergebnis am Dienstag zusammen. „Es geht darum, einen gemeinsamen Weg zu finden und die Mannheimer gerade nicht über die Auffanggesellschaft Protektor abzuwickeln.“ Noch in dieser Woche soll der Rettungsplan der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) vorgestellt werden. Dem Vernehmen nach sieht das Konzept vor, dass insbesondere die Großaktionäre, die österreichische Versicherung Uniqa (12,9 Prozent) und die Münchener Rück (zehn Prozent), das Kapital der Mannheimer erhöhen. Sie seien dazu auch bereit, heißt es in Branchenkreisen. Allerdings nur, wenn die Versicherungsaufsicht BAFin das Sanierungskonzept der Mannheimer billigt. Der Kapitalbedarf wird auf 373 Millionen Euro beziffert.

Das Ja der BaFin steht noch aus

Doch die Bundesanstalt hat das Konzept noch nicht gebilligt. Stattdessen hat BaFin-Direktor Thomas Steffen der Mannheimer „kritische Fragen“ zum Rettungsplan gestellt, die der Versicherungsaufseher erst einmal beantwortet haben möchte. Auch der Rücktritt des Mannheimer-Chefs Hans Schreiber am vergangenen Freitag konnte die Aufsichtsbehörde nicht umstimmen.

Nach dem ursprünglichen Konzept der Mannheimer sollten von den insgesamt nötigen 300 Millionen Euro 130 Millionen Euro als Kapitalerhöhung von den Aktionären aufgebracht werden, 170 Millionen sollten über eine Rückversicherungskomponente kommen, bei der künftige Gewinne vorfinanziert werden. Doch diese Mischung soll der BAFin missfallen haben, hieß es. Der Rückversicherungsanteil war der Behörde angeblich zu hoch, der Anteil von echtem, frischem Kapital zu niedrig. Konsequenz: Die Mannheimer drohte, der erste Fall für die Notfall-Gesellschaft Protektor zu werden. Ohne plausibles Sanierungskonzept würde die BAFin darauf bestehen, dass alle Verträge der Mannheimer Lebensversicherung auf Protektor übertragen werden, fürchtete die Branche. Für die Kunden wäre das nicht dramatisch, vor allem nicht für die Altkunden: Denn die hohen Überschussbeteiligungen, die ihnen die Mannheimer für die Vergangenheit garantiert hatte, bleiben ihnen erhalten. Nur für die Zukunft müssen sie sich mit dem Garantiezins (von Januar 2004 an sind das nur noch 2,75 Prozent) bescheiden.

Für die Versicherungsbranche sieht die Sache dagegen anders aus. Denn bislang besteht Protektor nur auf dem Papier. Wenn die Gesellschaft nun mit Fleisch und Blut gefüllt werden müsste, würde das teuer. Denn alle deutschen Lebensversicherer haben versprochen, der Gesellschaft im Falle eines Falles insgesamt rund fünf Milliarden Euro zuzuschießen. Bisher haben nur die zehn Gründungsunternehmen zahlen müssen – vergleichsweise bescheidene 3,2 Millionen Euro Grundkapital.

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