zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Versicherer wollen den Staat mit ins Boot holen Bund und Länder sollen

Flutpolicen rückversichern

Berlin (hej). An der geplanten Pflichtversicherung gegen Elementarschäden muss sich nach Meinung der Versicherer der Staat beteiligen. „Diese Größenordnungen lassen sich privatwirtschaftlich nicht abdecken“, sagte Edmund Schwake vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am Donnerstag in Berlin. Schwake, Vorsitzender des zuständigen GDVHauptausschusses Schaden, rechnet bei der Elementarversicherung (Überschwemmung, Erdbeben, Sturm) mit einem Schadenspotenzial von 20 Milliarden Euro im Jahr. Die privaten Erst- und Rückversicherer könnten ein solches Risiko nicht allein tragen, betonte Schwake. Der Staat müsse eine Rückversicherung von mindestens zehn Milliarden Euro übernehmen. Das Bundesjustizministerium betonte jedoch, dass über eine Pflichtversicherung noch nicht entschieden sei. Man müsse zunächst den Abschlussbericht der zuständigen Bund-Länder-Kommission abwarten.

Prämien steigen

Die Elbe-Flut hat die Versicherer im vergangenen Jahr rund 1,8 Milliarden Euro gekostet. Insgesamt machten die Schaden- und Unfallversicherer 2002 einen versicherungstechnischen Verlust von 2,5 Milliarden Euro. Für das laufende Jahr rechnet der GDV jedoch mit einem ausgeglichenen Ergebnis. Denn: Die Prämien in der defizitären Industrieversicherung sind kräftig gestiegen und werden weiter erhöht. Und auch die Autoversicherung dürfte erstmals seit Jahren aus der Verlustzone kommen. Autofahrer müssen sich im Schnitt auf Beitragserhöhungen von zwei Prozent einstellen. Prämienerhöhungen drohen auch in der Rechtsschutzversicherung. Weil immer mehr Menschen ihre Jobs verlieren und sich vor Gericht gegen die Kündigungen wehren, dürften die Kosten in diesem Jahr um 15 Prozent steigen.

Nach Anlaufschwierigkeiten sei auch die Terrorversicherung „Extremus“ inzwischen auf Kurs, betonte Schwake. Mit über 1000 Verträgen und einer Prämieneinnahme von rund 105 Millionen Euro habe Extremus die „kritische Grenze“ überschritten. Ursprünglich hatte Extremus jedoch Prämien von 300 Millionen Euro angestrebt. Vor allem internationale Konzerne sind nach wie vor zurückhaltend. Denn Extremus zahlt bislang nur für Schäden im Inland.

Um die Kosten über alle Branchen hinweg zu senken, will der GDV den Versicherungsbetrug stärker bekämpfen. Auf rund vier Milliarden Euro jährlich schätzt der Verband das Ausmaß der Betrügereien. Als Gegenmaßnahme hat der Verband jetzt eine Spezialabteilung gegründet, die eng mit der Polizei und den Kriminalbehörden zusammenarbeiten soll.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false