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Wirtschaft: Versicherer wollen mehr wissen Neue Hellas-Anleihen werden geprüft

Berlin - Versicherer sind vorsichtige Leute. Bevor sie Geld ausgeben, rechnen sie Chancen und Risiken genau durch.

Berlin - Versicherer sind vorsichtige Leute. Bevor sie Geld ausgeben, rechnen sie Chancen und Risiken genau durch. Das gilt auch für die Frage, ob sie ihre alten Griechenland-Anleihen in die neuen Papiere umtauschen, die auf dem Euro-Gipfel in der vergangenen Woche beschlossen worden sind. „Wir müssen erst einmal die Details abwarten“, sagte Johanna Weber, Sprecherin des weltgrößten Rückversicherers Munich Re (früher Münchener Rück), dem Tagesspiegel. Auch der Allianz-Konzern will sich nicht festlegen. Dennoch können Europas Regierungschefs wohl auf das Wohlwollen von Europas größtem Investor hoffen. Immerhin gehört Allianz-Finanzvorstand Paul Achleitner zu den maßgeblichen Architekten der Hebellösung, mit dem der Rettungsschirm EFSF künftig größere Schlagkraft bekommen soll. Am Sonntag sagte er der österreichischen Zeitung „Der Standard“: „Angesichts der Beteiligung an vielen Gesprächen können Sie davon ausgehen, dass wir das mittragen.“

Das Prinzip: Der EFSF garantiert in Zukunft einen Teil der Staatsanleihen – wie viel hängt davon ab, um welchen Staat es geht. Eine solche Teilabsicherung gibt den Investoren Sicherheit. Der Pferdefuß: Um die neuen Papiere zu bekommen, sollen sich Banken und Versicherungen von ihren alten Griechenland-Anleihen trennen – mit einem Schuldenschnitt von 50 Prozent. „Ich bin zuversichtlich, dass wir alle unserer Verantwortung gerecht werden“, erklärte Achleitner zum Schuldenschnitt. Erleichternd kommt hinzu, dass die meisten Versicherer bereits reinen Tisch gemacht haben. Um 54 Prozent hat etwa der Allianz-Konzern seine Hellas-Anleihen abgeschrieben, in dem Schuldenstaat ist man jetzt nur noch mit 782 Millionen Euro engagiert – ein Bruchteil der 450 Milliarden Euro, die der Konzern insgesamt angelegt hat. Auf die deutsche Lebensversicherungstochter entfallen gerade einmal 100 Millionen Euro, die noch in griechischen Papieren stecken. Die Munich Re hat noch griechische Anleihen im Wert von 800 Millionen Euro in ihren Büchern, nach Abschreibungen von 700 Millionen Euro im zweiten Quartal. Auch kleinere Gesellschaften haben die Notbremse gezogen. Die Berliner Ideal etwa hat ihre Griechenland-Anleihen im Laufe des Jahres auf rund 56 Prozent abgeschrieben.

Für die Versicherten wird der Schuldenschnitt keine Auswirkungen haben, beruhigt Daniela Röben vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Von den 1,25 Billionen Euro Anlagekapital der deutschen Versicherer stecken „unter 0,3 Prozent“ in griechischen Staatsanleihen. Für die Frage, wie hoch die Überschussbeteiligungen im nächsten Jahr ausfallen werden, spiele Griechenland daher keine Rolle. Das bestätigt auch Manfred Poweleit. „Griechenland ist für die deutschen Versicherer kein Thema“, sagte der Analyst, der den Branchendienst „map-report“ herausgibt, dem Tagesspiegel. Von den neuen Hebelpapieren rät der Experte den Versicherern aber ab. Er zweifelt an der Stabilität der Anlage. „Wie werthaltig sind die Garantien wirklich?“, fragt sich der Analyst. Heike Jahberg

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