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Versicherung: Kein Kaskoschutz für 90.000 Autofahrer

Die Verbraucherzentrale Berlin rät Kunden der Autoversicherer Ineas und Ladycar-Online, ihren Vertrag mit sofortiger Wirkung zu kündigen.

Düsseldorf - Die beiden Tochterunternehmen der niederländischen International Insurance Corporation (IIC) stehen vor der Pleite und werden inzwischen von der niederländischen Regulierungsbehörde für Finanzdienstleistungen zwangsverwaltet. Die Versicherer können nicht mehr garantieren, dass die Kaskoschäden der Kunden erstattet werden. Das räumt Ineas auf seiner Internetseite ein. Für eine Stellungnahme war die Firma nicht zu erreichen.

In dieser Situation empfehlen Verbraucherschützer, die Versicherung zu wechseln. „Wenn der Versicherer nicht über ausreichend Liquidität verfügt, kann ein Kunde seinen Vertrag außerordentlich kündigen“, erklärt Rüdiger Strichau, Versicherungsexperte der Verbraucherzentrale Berlin. „Das sollten die Kunden von Ineas und Ladycar-Online jetzt tun.“ Auch der Bund der Versicherten (BdV) empfiehlt das. „Das Bürgerliche Gesetzbuch lässt eine fristlose Kündigung zu, wenn die finanzielle Lage eines Versicherers sich wesentlich verschlechtert hat“, sagt Lilo Blunck, Vorsitzende des BdV, der auf seiner Internetseite eine Musterkündigung zum Ausfüllen anbietet.

Weiterhin erstattet werden die von betroffenen Kunden verursachten Haftpflichtschäden. Dafür springt zur Not der Garantiefonds der deutschen Autoversicherer, die Verkehrsopferhilfe, ein. Sollte IIC allerdings tatsächlich zahlungsunfähig werden, können auf die Kunden Nachforderungen von bis zu 2500 Euro zukommen, wie ein Sprecher der Verkehrsopferhilfe bestätigte. Kaskoschäden werden nicht übernommen. Deshalb müssen Versicherte ihre Rechnung in der Autowerkstatt zunächst komplett selbst bezahlen und sich dann direkt an IIC wenden.

Mehrere Konkurrenten – darunter die Huk Coburg, die Hannoversche Direktversicherung und die Direktversicherung der Sparkassen – werben inzwischen aktiv um die Kunden von Ineas und Ladycar-Online. Verbraucherschützer warnen vor einem vorschnellen Abschluss. „Man sollte in Ruhe mehrere Angebote vergleichen, bevor man einen neuen Vertrag schließt“, sagt Rüdiger Strichau.

IIC verkauft unter den Namen Ineas und Ladycar-Online über das Internet Kfz-Versicherungen in mehrere europäische Länder. Insgesamt gibt es rund 90 000 Versicherungsverträge, darunter etwa 55 000 mit deutschen Kunden. In Tests von Autoversicherungen – auch im Tagesspiegel – hatten die Produkte von IIC in der Vergangenheit sehr gut abgeschnitten. Ineas und Ladycar-Online zählten zu den günstigsten Anbietern am Markt. Das dürfte ihnen jetzt zum Verhängnis geworden sein.

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