zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Versicherungen zahlen hunderte Millionen Euro

Hochwasser kostet Allianz voraussichtlich 800 Millionen Euro/Börsenkrise belastet Rückversicherer

München (nad). Die Flutkatastrophe macht den Versicherungskonzernen zu schaffen: Die Allianz wird eigenen Schätzungen zufolge mehr als 800 Millionen Euro an betroffene Kunden auszahlen. Der Rückversicherungskonzern Münchener Rück rechnet ebenfalls mit Belastungen im dreistelligen Millionenbereich. An der Börse in Frankfurt sackten die Versicherer am Donnerstag ab: Allianz fiel bis zum Handelsschluss um rund 2,60 Prozent auf 132 Euro, die Münchener-Rück-Aktie gab 2,8 Prozent auf 178,07 Euro nach. Allein in Deutschland liege die Brutto-Schadenbelastung bei etwa 580 Millionen Euro, teilte die Allianz am Donnerstag in München mit. In Österreich schätzt die Allianz die Brutto-Belastung auf 120 Millionen Euro, in der Tschechischen Republik auf 115 Millionen Euro.

Da sich der Allfinanzkonzern teilweise durch den Abschluss von Rückversicherungen abgesichert hat, liegt der Netto-Gesamtschaden bei etwa 550 Millionen Euro. Dies sei weniger als zwei Prozent des erwarteten Schadenvolumens für das Jahr 2002, teilte der Konzern mit. Wie Allianz-Vorstand Reiner Hagemann sagte, sind in erster Linie Gebäude- und Hausratversicherungen betroffen. Erste Zuschüsse seien bereits ausgezahlt worden.

Auch der weltweit größte Rückversicherer Münchener Rück rechnet infolge der Flut mit einer Belastung in dreistelliger Millionenhöhe. „Nach derzeitigem Kenntnisstand wird die Schadenbelastung unter 500 Millionen Euro liegen“, sagte Vorstandsmitglied Stefan Heyd am Donnerstag bei der Vorlage der Halbjahreszahlen. Damit hielten sich die finanziellen Einbußen in überschaubaren Grenzen. Heyd warnte allerdings vor weiteren Schäden in Folge von Naturkatastrophen in Milliardenhöhe. Die Bedrohung durch Klimarisiken steige weiter an – auch in Zonen, die früher als gemäßigt gegolten hätten. „Wir müssen uns bewusst sein, dass Sturmszenarien mit möglichen Schäden für die Assekuranz in der Größenordnung von 100 Milliarden Dollar in den USA und Mitteleuropa jederzeit Realität werden könnten“, sagte er.

Heyd verwies auf den bisher teuersten Sturm aller Zeiten, den Hurrikan Andrew, der vor zehn Jahren über die USA gefegt war. Andrew kostete die Versicherer 17 Milliarden Dollar. Heyd zufolge muss die Münchener Rück deshalb noch vorsichtiger kalkulieren. Für die nächste Preisrunde kündigte der Konzern deutliche Erhöhungen an.

Bereits in diesem Jahr waren die Preise für die Rückversicherung im Schnitt um etwa 30 Prozent gestiegen. Neben den Folgen der Flutkatastrophe hat die Münchener Rück noch mit viel größeren Problemen zu kämpfen: Im zweiten Quartal rutschte der erfolgsverwöhnte Konzern wegen Problemen mit seiner US-Tochter American Re und höheren Schäden durch die Terroranschläge vom 11. September tief in die roten Zahlen. Unter dem Strich stand ein Verlust von 383 Millionen Euro – nach einem Gewinn von 493 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Die Bruttobeitragseinnahmen stiegen dagegen um 19 Prozent auf 9,7 Milliarden Euro.

Im Juli hatte der Konzern die Märkte mit der Nachricht geschockt, zwei Milliarden Dollar in die verlustreiche American Re nachschießen zu müssen. Zudem erhöhte der Rückversicherer seine Vorsorge für die Schäden aus den Anschlägen vom 11. September um 500 Millionen Dollar auf 2,63 Milliarden Dollar. Wegen der Kursverluste an den Börsen musste die Münchener Rück außerdem 1,5 Milliarden Euro auf Wertpapiere abschreiben.

Selbst ein Sonderertrag von 900 Millionen Euro aus dem Verkauf von Allianz-Beteiligungen konnte die Bilanz im zweiten Quartal nicht retten. Durch den Verlust im zweiten Quartal schmolz der Gewinn im Halbjahr von 4,5 auf 4,1 Milliarden Euro. Den Rekordüberschuss im ersten Quartal verdankte die Münchener Rück vor allem dem Verkauf von Beteiligungen und dem florierenden Rückversicherungsgeschäft. Für das Gesamtjahr wollte die Münchener Rück keine Prognose abgeben. Sie schloss aber nicht aus, dass sie weitere Berichtigungen auf Wertpapiere vornehmen muss.

Beim weltweit zweitgrößten Rückversicherer Swiss Re sank der Gewinn im Halbjahr von 1,3 Milliarden Franken auf 118 Millionen Franken (81 Millionen Euro). „Die letzten zwölf Monate waren eine schwere Prüfung für die gesamte Industrie“, sagte Swiss Re-Chef Walter Kielholz in Zürich.

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false