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Wirtschaft: Versicherungskunden müssen mehr zahlen

Steigende Beiträge in der Kranken- und der Autoversicherung / Gewinnbeteiligung bei Lebensversicherungen sinkt weiter

Berlin (hej). Versicherungskunden müssen sich im kommenden Jahr auf steigende Beiträge einstellen. Das gilt vor allem für die private Krankenversicherung (PKV). In der PKV werden sich die Versicherungsprämien allein schon wegen der neuen Sterbetafeln, in denen die längere Lebenserwartung der Mitglieder berücksichtigt wird, um 2,5 Prozent verteuern, sagte Reinhold Schulte, Vorsitzender des PKVVerbandes, am Montag in Berlin. Hinzu kämen noch die allgemeinen Kostensteigerungen im Gesundheitswesen. Der Prämienanstieg werde aber unter zehn Prozent liegen, betonte Schulte. Auch Autoversicherungen dürften teurer werden.

Die Gewinnbeteiligungen für Lebensversicherungskunden werden weiter sinken – von durchschnittlich 4,6 Prozent auf wahrscheinlich vier bis 4,5 Prozent im Jahr 2004. Das kündigte der Präsident des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Bernd Michaels, an. Dabei werde es große Unterschiede zwischen den einzelnen Unternehmen geben, sagte Michaels, der an diesem Donnerstag den GDV-Vorsitz an seinen Nachfolger Bernhard Schareck von der Karlsruher Versicherung abgeben wird: „Einige Versicherungsgesellschaften werden nur den Garantiezins zahlen, andere deutlich mehr.“ Der Garantiezins für neu abgeschlossene Lebensversicherungen liegt bis zum 31. Dezember 2003 noch bei 3,25 Prozent, ab 2004 sinkt er auf 2,75 Prozent.

Die „größte Börsenkrise der letzten 75 Jahre“ hätten die Versicherer ohne Struktur- oder Systemkrise bewältigt, betonte Michaels. Die Lebensversicherer hätten ihren Bestand an Kapitalanlagen von 590 Milliarden Euro (Buchwert) auf etwa 615 Milliarden Euro gesteigert. Gleichzeitig hätten sie stille Lasten – Wertpapiere, deren aktueller Kurs unter dem ursprünglichen Kaufkurs – liegt, deutlich abgebaut. „Am Jahresende werden sich die stillen Lasten um über zwei Drittel auf etwa fünf Milliarden Euro verringert haben“, sagte Michaels.

Zudem profitieren die Lebensversicherer von der steuerlichen Entlastung, die ihnen der Bundestag kürzlich beschert hat. Denn ab dem kommenden Jahr werden die Gesellschaften ihre Kursverluste von der Steuer absetzen können. Rückwirkend soll ihnen das auch für das laufende Jahr möglich sein. Um Firmen, die ihre Börsenverluste aber bereits 2001 und 2002 abgeschrieben haben, auch in den Genuss dieser steuerlichen Regelung kommen zu lassen, fordert der GDV eine Rückwirkung ab dem Jahr 2001.

Auch in anderen Steuerfragen hofft der Verband auf ein Entgegenkommen der Politik. So will der GDV unbedingt verhindern, dass bei nach dem 1. Januar 2005 neu abgeschlossenen Kapitallebensversicherungen die Gewinne versteuert werden müssen. „Das ist der falsche Weg“, sagte Michaels. Der GDV-Chef plädiert weiterhin für eine vorgelagerte Besteuerung der Lebensversicherungen: Die Einzahlungen sollen aus versteuertem Einkommen erfolgen, die Erträge steuerfrei bleiben.

Dabei sieht sich der Versicherungsverband im Einklang mit seinen Kunden. Von den in diesem Jahr wahrscheinlich rund acht Millionen neuen Lebensversicherungen entfällt mit mehr als 25 Prozent der Löwenanteil auf Kapitallebensversicherungen. Enttäuschend habe sich dagegen das Riester-Geschäft entwickelt. Nur 500 000 neue Verträge wurden in diesem Jahr neu geschlossen. Insgesamt werde es am Jahresende rund 3,4 Millionen Riester-Rentenverträge geben – das sei „unbefriedigend“, kritisierte Michaels, und zeige, dass die Kunden keine reinen Rentenpolicen, sondern Verträge mit Kapitalwahlrecht wollten.

Branche wächst um vier Prozent

Insgesamt ist der GDV aber mit dem Geschäftsverlauf zufrieden. Die Branche konnte ihre Beitragseinnahmen um fast vier Prozent auf knapp 147 Milliarden Euro steigern. Wichtigster Wachstumsträger sind die PKV, die ihre Einnahmen um sieben Prozent auf knapp 25 Milliarden Euro steigern konnte, und die Lebensversicherungen mit einem Beitragsplus von 3,5 Prozent auf gut 67 Milliarden Euro. Die Schaden- und Unfallversicherung wird erstmals seit 1998 keine roten Zahlen mehr im Versicherungsgeschäft schreiben, prognostizierte Michaels. Dies liege daran, dass in diesem Jahr Elementarschäden weitgehend ausgeblieben sind. Für das kommende Jahr rechnet der Versicherungsverband aber mit einer deutlichen Abschwächung: 2004 werde das Wachstum nur noch bei zwei bis drei Prozent liegen, prognostizierte Michaels.

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