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Bahnchef Rüdiger Grube: Trotz aller Probleme hat sein Konzern im ersten Halbjahr einen Rekordumsatz erzielt.

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Update

Verspätungen werden öffentlich: Die Bahn will sympathisch werden

Die Deutsche Bahn will künftig jeden Monat ihre Verspätungen publik machen. Damit reagiert sie auf jahrelange Kritik an ihrer Informationspolitik.

Die Deutsche Bahn will sich messen lassen: Von September an veröffentlicht der Konzern regelmäßig, wie pünktlich – oder verspätet – seine Züge fahren. Jeden Monat stelle die Bahn künftig ihre Pünktlichkeitsstatistik ins Internet, kündigte Bahnchef Rüdiger Grube am Donnerstag in Berlin an. Bislang gibt die Bahn lediglich Durchschnittswerte für ein Jahr an. „Sie können mir glauben: Das ist ein großer Schritt für uns“, sagte der Bahnchef. Doch Grube muss große Schritte gehen, wenn er eines der „wichtigsten Ziele“ erreichen will, das er dem Unternehmen mit auf die Reise gegeben hat. „Wir wollen bei Kundenfreundlichkeit und Sympathie deutlich zulegen“ – so stieg er am Donnerstag in die Halbjahresbilanz des Staatskonzerns ein.

Diese Bilanz kann sich sehen lassen. Die Bahn hat im ersten Halbjahr 2011 so viel Umsatz wie noch nie erwirtschaftet: 18,9 Milliarden Euro. Beim Transport von 972,5 Millionen Menschen und 4,6 Millionen Tonnen Gütern verdiente das Unternehmen in sechs Monaten operativ 1,1 Milliarden Euro – stolze 34 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Der Erfolg erklärt sich allerdings aus einigen Sondereffekten und ist ungleich verteilt. So entfielen 1,5 Milliarden Euro des Umsatzes auf die neue Konzerntochter Arriva, die die Bahn 2010 übernommen hat. Der Anstieg der Fahrgastzahlen um 1,9 Prozent korrespondiert zudem nicht mit der stagnierenden Verkehrsleistung (Fahrgastzahl mal zurückgelegte Strecke). Hier schlugen sich die technischen Probleme mit den ICE-Zügen nieder. Für neue oder modernisierte Züge gibt die Bahn nach Angaben Grubes 2011 eine Milliarde Euro aus. Bedingung sei allerdings, dass die Industrie pünktlich liefere. „Eine ärgerliche Nachricht war für uns, dass sich die Auslieferung der 16 neuen ICE-3-Züge der Baureihe 407 von Siemens weiter verzögert und erst Ende 2013 abgeschlossen sein soll“, sagte Grube.

Den größten Umsatz machte die Bahn im ersten Halbjahr mit dem internationalen Logistikgeschäft (7,47 Milliarden Euro), gefolgt vom Regionalverkehr (4,37 Milliarden Euro) und dem Schienengüterverkehr (2,48 Milliarden Euro). In der Sparte Fernverkehr blieb der Umsatz fast unverändert bei 1,83 Milliarden, der Betriebsgewinn brach aber von 80 auf 46 Millionen Euro ein. Grube begründete dies mit Mehrausgaben in Instandhaltung, Qualität und Service.

„Wir sind für die verbleibenden Monate zuversichtlich, auch wenn sich die Dynamik des Aufschwungs etwas abgeschwächt hat“, sagte Finanzvorstand Richard Lutz. Aktuell gehe die Bahn im Gesamtjahr von einer Umsatzsteigerung in der Größenordnung von vier Milliarden Euro auf „deutlich über 38 Milliarden Euro“ aus. Bereinigt um Sondereffekte will die Bahn operativ „deutlich über zwei Milliarden Euro“ verdienen. Damit ist der Vorstand etwas optimistischer als bei seiner Bilanzpressekonferenz im März.

Das gefällt dem Eigentümer. Stellvertretend lobte Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) die Halbjahresbilanz. Sie spiegele die hohe Ertragskraft wider. „Diese Gewinne müssen wieder investiert werden: In Kundenorientierung, Qualität und Zuverlässigkeit“, sagte Ramsauer.

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