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Wirtschaft: Viagra-Konzern Pfizer klagt gegen Bayers Potenzpille Hohe Schadenersatzforderungen drohen / Bayer-Aktie bricht ein

Berlin (pet). Dem Pharma und Chemiekonzern Bayer droht ein weiterer Rückschlag im Pharmageschäft.

Berlin (pet). Dem Pharma und Chemiekonzern Bayer droht ein weiterer Rückschlag im Pharmageschäft. Der amerikanische Konzern Pfizer, Hersteller des Potenzmittels Viagra, hat angekündigt, Bayer wegen Patentbruchs zu verklagen. Bayer will ab dem kommenden Jahr ein eigenes Potenzmittel auf dem US-Markt verkaufen. Das Unternehmen bestätigte, dass eine entsprechende Klage am Dienstag eingereicht worden ist. Die Bayer-Aktie verlor am Mittwoch zeitweise über fünf Prozent ihres Wertes.

Bayer trifft die drohende Klage in einer ungünstigen Phase. Der Konzern musste im vergangenen Sommer seinen Cholesterinsenker Lipobay weltweit vom Markt nehmen, weil er in Zusammenhang mit mindestens 52 Todesfällen gebracht wird. In den USA haben bereits rund 3500 Opfer Klage gegen den Konzern eingereicht. Abgesehen davon hat Bayer bislang keinen Ersatz für Lipobay gefunden, das eines der umsatzstärksten Produkte war. Die Hoffnung ruht nun auf dem neuen Potenzmittel Levitra. Es soll ab dem kommenden Jahr in den USA verkauft werden, wo Pfizer bislang eine Monopolstellung inne hat. Bayer will mit Levitra einen Jahresumsatz von einer Milliarde Euro erzielen.

Pfizer könnte Bayer mit der Klage einen dicken Strich durch die Rechnung machen. Es steht viel auf dem Spiel: Pfizer hat mit Viagra im vergangenen Jahr rund 1,5 Milliarden Dollar umgesetzt, 20 Millionen Männer auf der Welt nutzen die Erektionshilfe. Mit der Klage, die neben Bayer auch den US-Vermarktungspartner Glaxo-Smithkline sowie Eli Lilly und Icos trifft, will Pfizer diesen Markt verteidigen. Die Folgen sind noch nicht absehbar. „Schlimmstenfalls kann Bayer sein Potenzmittel nicht auf den Markt bringen“, sagt Alexander Kachler, Chemieanalyst der Privatbank Merck Finck & Co. Wenn Levitra trotzdem im kommenden Jahr auf den Markt gebracht würde, könnten hohe Schadenersatzforderungen drohen. „Diese Drohung schwebt über dem Kurs.“

Nach Ansicht der West LB Panmure ist das Viagra-Patent allerdings so allgemein gehalten, dass es einer Überprüfung nicht standhalten wird. „Das ist der klare Versuch eines Unternehmens, den Markt für sich zu behalten", sagte Pharma-Analyst Paul Diggle der Wirtschaftsagentur VWD. In der Vergangenheit seien Unternehmen damit jedoch nicht sehr erfolgreich gewesen. Pfizers Aktion, die Rivalen auszuschließen, dürfte lediglich eine Verzögerung bewirken. Bayer selbst kündigte am Mittwoch an, sich gegen die Klage „in angemessener Weise“ zur Wehr zu setzen. Wie lange ein möglicher Prozess dauern würde, ist zurzeit nicht absehbar. „Eine Prognose hinsichtlich Prozessdauer und Aussichten ist kaum möglich“, sagte der Münchner Pharmarechtler Reinhold Altendorfer.

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