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Video: Kampf der Giganten

Im Patentprozess zwischen Apple und Samsung hat die Auswahl der Geschworenen begonnen. Für die beiden größten Technologie-Konzerne der Welt stehen nicht nur Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe auf dem Spiel.

Im Patentkrieg zwischen Apple und Samsung kommt es zu einer entscheidenden Schlacht: An diesem Montag beginnt im kalifornischen San Jose ein wegweisender Prozess, der die ganze Technologiebranche in seinen Bann ziehen dürfte. Das Urteil könnte dem Sieger im Kampf um die Vorherrschaft im wachsenden Markt für Smartphones und Tablet-Computer erhebliche Vorteile verschaffen.

Für beide Kontrahenten steht – abgesehen von milliardenschweren Schadenersatzforderungen – eine Menge auf dem Spiel: Samsung könnte im Falle einer Niederlage mit einem dauerhaften Verkaufsverbot in den USA bestraft werden, erläutert Rechtsanwalt Nick Rodelli, der für das Analysehaus CFRA Research institutionelle Anleger berät. Davon könnte auch der Smartphone-Absatzschlager Galaxy S III betroffen sein. Insgesamt gerieten dann womöglich bis zu 20 Prozent des Konzerngewinns in Gefahr, sagt Rodelli. Per einstweiliger Verfügung hat Richterin Lucy Koh bereits die Auslieferung von Samsung-Produkten gestoppt, darunter auch den Tablet-Computer Galaxy Tab 10.1.

Doch auch Apple drohen empfindliche Rückschläge. Sollte der iPhone- und iPad-Hersteller unterliegen, würde der Wettbewerbsdruck auf ihn weiter steigen. Samsungs Galaxy S III sei schon jetzt das bessere Gerät als das iPhone 4S, sagt Michael Yoshikami vom Vermögensverwalter Destination Wealth Management. Vor dem für Oktober erwarteten Marktstart des neuen Hoffnungsträgers iPhone5 ging das Geschäft mit den erhältlichen Modellen zuletzt zurück. Die Verkäufe der Südkoreaner waren im vergangenen Quartal dagegen etwa doppelt so hoch wie die von Apple. Zusammen beherrschen beide mehr als die Hälfte des Smartphone-Marktes. Rodelli verweist zudem darauf, dass auch andere asiatische Konkurrenten wie die chinesische Huawei Technologies Apple ernsthaft in Schwierigkeiten bringen könnten.

Den Rechtsstreit angestoßen hat Apple, der Konzern verklagte Samsung vor einem Jahr. Der Beschuldigte reagierte mit einer Gegenklage. Mittlerweile bekriegen sich die beiden in nahezu einem Dutzend Ländern vor Gericht. Im Verfahren von San Jose verlangt Apple mindestens 2,53 Milliarden Dollar Schadenersatz. Der Betrag könnte sich sogar verdreifachen, wenn die Richterin Samsung wegen gezielter Patentverletzungen verurteilt. Das Verfahren dürfte mindestens einen Monat dauern. So lange braucht die Jury, um sich die Beweisführungen der Kontrahenten anzuhören. Diese setzen sich nur dann durch, wenn die zehn Jurymitglieder zu einer einstimmigen Entscheidung kommen. Eine Beilegung der Auseinandersetzung in einem Mediationsgespräch auf höchster Ebene war zuvor gescheitert.

Der Klageschrift von Apple zufolge hat Samsung iPhone und iPad kopiert. Unverhohlen habe der Rivale das Design der Geräte imitiert und sich bestimmte Bedienungsfunktionen abgeschaut. Umgekehrt werfen die Südkoreaner dem US-Konzern ebenfalls vor, Technologie- und Ausstattungsideen geklaut zu haben, etwa wie man Fotos mit dem Smartphone aufnimmt und dann umgehend per E-Mail verschickt. Durch den Prozess müssen beide Konzerne Einblick in wohlgehütete Geschäftsgeheimnisse geben. Richterin Koh wies Anträge zurück, dass die Dokumente unter Verschluss bleiben. Auch Microsoft, IBM, Nokia und der Blackberry-Hersteller Research In Motion (RIM) wollen per Gerichtsbeschluss verhindern lassen, dass ihre eigenen Patentvereinbarungen an die Öffentlichkeit gelangen.

Georg Merziger (rtr)

Georg Merziger

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