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Wirtschaft: Viel Platz für Porsche

Baustart für die Panamera-Fertigung in Leipzig

Leipzig - Werkleiter Siegfried Bühlow konnte zum Baustart für das neue Leipziger Porsche-Werk am Freitag schon auf fertige Fundamente zeigen. 250 Bohrpfähle werden derzeit bis zu 32 Meter tief in den Boden gerammt, um die neue Fertigungshalle und das 23 500 Quadratmeter große Logistiklager zu tragen. Insgesamt werden hier rund 150 Millionen Euro investiert. Durch die Produktion des Panamera sollen allein im Leipziger Werk 600 neue Arbeitsplätze entstehen. Weitere 600 neue Stellen könnten nach Angaben des Unternehmens Zulieferer in der Region schaffen. Die Bauarbeiten sollen bis Ende 2008 abgeschlossen sein.

Zum eigentlichen Werk kommen noch Vergrößerungen der bestehenden Gebäude, einschließlich einer neuen Lehrwerkstatt und Kantine, hinzu. In den vergangenen fünf Jahren haben die 400 Mitarbeiter des Porschewerks 145 000 Cayenne ausgeliefert. Beim Zukunftsmodell Panamera sollen es laut Vorstandschef Wendelin Wiedeking „mindestens“ 20 000 pro Jahr werden. Dafür wird die Hallenfläche vervierfacht. Für den Panamera werden rund 15 Prozent des Herstellungsaufwandes im Leipziger Werk geleistet; beim Cayenne, dessen Karosse aus Bratislava zugeliefert wird, sind es rund zehn Prozent.

Neben der Bauausschreibung läuft parallel auch die Suche nach den künftigen Zulieferern bei Porsche, wobei die Fertigung der lackierten Karosserie für das VW-Werk Hannover und der Motorenbau in Zuffenhausen gesetzt sind. Die ersten Vergaben an die Systemlieferanten seien schon erfolgt, sagte Bühlow. Er rechne damit, dass sich ein erheblicher Teil der Lieferanten – etwa des Cockpits, von Achsen, Rädern und Auspuffsystemen – in unmittelbarer Nähe ansiedeln werde, um die Verfügungssicherheit zu erhöhen, so der Werksleiter.

Mit dem Panamera dürfte die Entwicklung des Leipziger Porschewerkes längst nicht am Endpunkt angelangt sein. Anders als beim ausgelasteten Stammwerk Zuffenhausen sind hinter den für die Anlieferung der Karossen genutzten Bahngleisen noch riesige Flächen frei. Auch im benachbarten Güterverteilzentrum hat sich Porsche Flächen gesichert.

Bühlow weicht, auf das viele Grün ringsum angesprochen, sehr schnell aus: „Die Fertigung von 50 000 Fahrzeugen an einem Standort ist zwar eine gute Sache, aber diese Größe reicht noch nicht aus, um alles effizient selbst zu machen“, sagt er. Im Klartext heißt das, wenn Porsche eines Tages deutlich mehr Autos hier von den Bändern rollen lässt, dann lohnt auch der eigene Karosseriebau. Und die Flächen habe man nicht fürs Fußballspielen erworben. Vorerst aber drehen sich die Räder der Baufahrzeuge für die „kleine“ Lösung, während sich an den Bändern der Cayenne-Fertigung seit Monaten eine ruhigere Phase abzeichnet. „Wir haben das Auto jetzt im fünften Jahr seines Produktzyklus, da ist der Rückgang normal“, so Pressesprecher Albrecht Bamler. Zudem lasse das flexible Arbeitszeitmodell diese Delle für den Autobauer nicht zum Problem werden. „Wir fahren das Konto jetzt mit leichtem Minus, nachdem wir zu Beginn Zusatzstunden angehäuft haben.“

Der Rohbau der Werkserweiterung soll bis zum Winter abgeschlossen sein. Von 2008 an werden dann Fahrzeuge der Vorserie des Panamera, eines viersitzigen Sportcoupés gebaut, die Markteinführung des neuen Autos ist für 2009 geplant.

Die Automobilbranche in Sachsen hat sich in den vergangenen 15 Jahren zur Schlüsselindustrie entwickelt. Vor Porsche siedelten sich bereits Konzerne wie BMW und Volkswagen an. Der landesweite Umsatz der Branche liegt bei zehn Milliarden Euro, in 450 Betrieben arbeiten 60 000 Menschen.

Manfred Schulze

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