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Wirtschaft: Vodafone ist fast am Ziel

Kabel Deutschland unterstützt Übernahmeangebot von 7,7 Milliarden Euro.

Berlin - Vodafone und Kabel Deutschland sind sich einig: Beide Unternehmen wollen zusammengehen und als „neues Schwergewicht“ der Deutschen Telekom Konkurrenz machen. Vodafone bietet den Aktionären von Deutschlands größtem Kabelnetzbetreiber 87 Euro je Anteilsschein. Der Vorstand des Unternehmens hält das für attraktiv und will den Aktionären empfehlen, das Angebot anzunehmen, da es „sowohl den strategischen Wert von Kabel Deutschland für Vodafone als auch die Wachstumsperspektiven des Unternehmens in angemessener Weise reflektiert“.

Das Angebot bewertet das Eigenkapital von Kabel Deutschland mit 7,7 Milliarden Euro. Das sei annähernd eine Vervierfachung des Wertes im Vergleich zum Zeitpunkt des Börsenganges im März 2010, konstatierte das Unternehmen. Inklusive der Nettofinanzverbindlichkeiten liegt der Unternehmenswert dann bei rund 10,7 Milliarden Euro. Die im M-Dax notierte Kabel-Deutschland-Aktie legte am Montag erneut fast zwei Prozent zu. Seit im Februar die ersten Übernahmegerüchte aufgekommen sind, ist der Börsenwert des Unternehmens um zwei Milliarden Euro gewachsen.

Am Montag wurde darüber spekuliert, ob der Rivale Liberty Global sein Angebot (bisher 85 Euro je Aktie) ebenfalls erhöht. Der US-Kabelnetzbetreiber hatte auch Interesse an einer Übernahme bekundet. Liberty Global gehört bereits der zweite große deutsche Kabelanbieter Unitymedia-Kabel BW, der Nordrhein- Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg mit Fernsehen, Internet und Telefon versorgt. Kabel Deutschland ist in den übrigen 13 Bundesländern aktiv.

Das Management hat sich bereits für Vodafone entschieden. Kabel-Deutschland-Chef Adrian von Hammerstein sagte, „die Unternehmen ergänzen sich ideal“. Vodafone und Kabel Deutschland erwirtschaften in Deutschland zusammen einen Umsatz von 11,5 Milliarden Euro und hätten nach Abschluss der Transaktion hierzulande 32,4 Millionen Mobilfunk-, fünf Millionen Breitbandinternet- und 7,6 Millionen TV-Kunden. Allerdings: Die Aktionäre und das Bundeskartellamt müssen noch zustimmen.

Für Vodafone ist Kabel Deutschland so wertvoll, weil das Mobilfunkunternehmen damit in einem großen Teil Deutschlands nicht mehr so stark von den Vorleistungen der Deutschen Telekom abhängig wäre. Die Nachfrage nach Bandbreite wächst, sowohl im Mobilfunk als auch im Festnetz. Vodafone besitzt zwar Festnetzleitungen – meist entlang von Bahnstrecken –, die diesen Verkehr aufnehmen können, aber meist fehlt der direkte Draht bis in die Wohnung des Kunden. Den besitzt die Telekom – aber eben oft auch Kabel Deutschland.

Nach den Plänen von Vodafone-Zentraleuropa-Chef Philipp Humm soll das Angebot beider Fusionspartner künftig unter der Marke Vodafone vermarktet werden. Innerhalb der Vodafone Gruppe soll Kabel Deutschland als separate Gesellschaft mit Sitz in Unterföhring bei München erhalten bleiben und das Festnetzgeschäft mit Privatkunden beider Unternehmen in Deutschland verantworten. Vodafone hofft, mit Hilfe von Kabel Deutschland zusätzlich 1,5 Milliarden Euro umsetzen zu können. Zugleich ließen sich Investitionen und Kosten um drei Milliarden Euro senken. Corinna Visser

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