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Wirtschaft: Vodafone steht im Regen

Der britische Mobilfunkanbieter schreibt Milliarden ab – vor allem, weil es in Deutschland schlecht läuft

Berlin - Der Wettbewerb auf dem deutschen Mobilfunkmarkt ist härter geworden – so hart, dass der britische Anbieter Vodafone nun seine Prognosen für die kommenden Jahre reduziert. Vodafone wird weniger umsetzen und weniger verdienen als bisher angekündigt. Der weltgrößte Mobilfunkanbieter will daher erhebliche Abschreibungen auf seine Firmenwerte in Deutschland aber auch in Italien und Japan vornehmen. Die Börse reagierte prompt: Die Vodafone-Aktie verlor am Montag in London zeitweise mehr als sechs Prozent. Am Abend lag sie im Frankfurter Xetra- Handel mit knapp drei Prozent im Minus bei 1,66 Euro.

Vodafone ist in Deutschland nach der Telekom-Tochter T-Mobile der zweitgrößte Anbieter mit insgesamt 29,2 Millionen Kunden. Im Jahr 2000 hatten die Briten in einer spektakulären Übernahmeschlacht das deutsche Traditionsunternehmen Mannesmann für umgerechnet 170 Milliarden Euro übernommen. Vodafone verkaufte anschließend die anderen Mannesmann-Geschäftsbereiche und behielt das Mobilfunkgeschäft (D2) und den Festnetzanbieter Arcor, für den ein Käufer gesucht wird.

Die Jahre des ungebremsten Wachstums im Mobilfunk sind vorbei. In Deutschland besitzt statistisch gesehen bereits fast jeder Bundesbürger ein Handy. Mit Preissenkungen versuchen die Anbieter sich gegenseitig Kunden abspenstig zu machen. 2005 kamen in Deutschland neue Billiganbieter auf den Markt und haben den Wettbewerb weiter verschärft. Hinzu kommt, dass die EU Druck auf die Konzerne ausübt, die Preise für das Roaming und die Terminierung zu senken.

Bisher haben die Mobilfunkanbieter sehr gut an den hohen Gebühren verdient, die sie von Kunden verlangen, wenn diese im Ausland ein fremdes Netz nutzen (Roaming) und auch an den hohen Preisen, die sie fordern, wenn ein Anruf aus dem Festnetz in ein Mobilfunknetz geleitet wird (Terminierung). Diese hohen Gebühren will die EU nicht länger hinnehmen.

Im Gespräch mit dem Handelsblatt sagte Vodafone-Chef Arun Saruin, er rechne damit, dass die Gewinnmargen auf dem reifen deutschen Markt sinken werden, auch wegen regulatorischer Änderungen. Für den gesamten Konzern sagte er für das kommende Geschäftsjahr sinkende Wachstumsraten und einen um ein Prozent niedrigeren Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) voraus. Zudem kündigte der Mobilfunkkonzern am Montag an, dass er 23 Milliarden bis 28 Milliarden Pfund (34 Milliarden bis 41 Milliarden Euro) auf die Firmenwerte abschreiben werde, mit denen die Tochtergesellschaften in Deutschland, Italien und Japan in den Büchern stehen. „Ein sehr großer Anteil davon“ entfalle auf das deutsche Geschäft, sagte Konzernchef Sarin dem Handelsblatt. Die genaue Höhe der Abschreibung steht noch nicht fest. Insgesamt hat Vodafone Firmenwerte von 81,5 Milliarden Pfund in den Büchern stehen, 35,5 Milliarden für Deutschland. Der Grund, warum Vodafone die Berichtigung am Montag ankündigte: Seit dem vergangenen Jahr bilanziert Vodafone nach internationalen Regeln (IFRS). Danach prüft das Unternehmen einmal im Jahr, ob die Firmenwerte in der Bilanz noch stimmen.

Langfristig rechnet Vodafone hier zu Lande nur noch mit einem Ergebniswachstum vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von unter drei Prozent, wie ein Sprecher sagte. Auf Konzernebene rechnen die Briten für 2005/06 mit einem Umsatzwachstum in der Spanne von sechs bis neun Prozent. Für 2006/07 erwartet Sarin, dass die Wachstumsrate auf fünf bis 6,5 Prozent zurückgehen und das Ebitda außerhalb Japans um ein Prozent sinken werde. „Damit schneidet Vodafone weit besser ab als die meisten Konkurrenten“, sagte er.

War die Mannesmann-Übernahme ein teurer Fehlgriff? „In Deutschland hat Vodafone immer gut verdient“, sagte Analyst Frank Rothauge vom Bankhaus Sal. Oppenheim. Zudem habe Vodafone Mannesmann im Jahr 2000 zwar zu den höchsten Kursen übernommen, „die überteuerten Mannesmann-Papiere aber mit überteuerten Vodafone-Aktien bezahlt“. Jetzt werden die Zahlen in den Büchern bereinigt. „Das ist kein Warnsignal“, sagte Rothauge, da es um längst vergangene Werte gehe. „Deutschland wird nach wie vor der profitabelste und wichtigste Bereich der Vodafone-Gruppe bleiben“, sagte der Analyst. Auch andere Unternehmen haben bereits Abschreibungen ihrer Erwerbungen aus Boomzeiten vorgenommen. Rothauge erwartet jedoch, dass die Deutsche Telekom noch mindestens 500 Millionen Euro vom Wert ihrer britischen Mobilfunktochter abschreiben wird. mit HB

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