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Wirtschaft: Volksbanken fürchten die Konkurrenz des Staates

Engere Zusammenarbeit bei Krediten für den Mittelstand angeregt/Krise bisher relativ gut gemeistert

Berlin (dr). Die deutschen Genossenschaftsbanken reiben sich an der Vermarktung der Kreditanstalt für Wiederaufbau als „der Mittelstandsbank“. Man sehe sich bei der Finanzierung des Mittelstandes mit dem staatlichen Förderinstitut, aber auch mit den Sparkassen, gemeinsam in einem Boot, sagte der Präsident des Bundesverbandes der Volks und Raiffeisenbanken (BVR) Christopher Pleister, am Montag vor der Presse in Berlin. Er forderte eine engere Verzahnung von Hausbank und Förderbank und kann sich auch einen gemeinsamen Vertriebsausschuss vorstellen.

„Wir sind und bleiben auch in schwierigen Zeiten der Partner für den Mittelstand“, sagte Pleister. Der Genossenschaftssektor sei mit einem Anteil von 44 Prozent bei der Durchleitung von KfW-Krediten für den Mittelstand weiterhin der Marktführer. Bei Krediten bis 100000 Euro würden inzwischen sogar 48 Prozent des Zusagevolumens der KfW-Kredite über den Genossenschaftssektor vergeben. Doch Kredite seien nicht alles. „Wir müssen uns auf eine nachhaltige Verbesserung im Mittelstand konzentrieren“, forderte der BVR-Präsident.

Von der schwierigen Wirtschaftslage und den Krisentendenzen im Bankengewerbe sehen sich die Genossenschaftsbanken weniger getroffen als die Konkurrenz. „Wir sind durch ein sehr schwieriges Bankenjahr relativ gut durchgekommen“ sagte Pleister. Bei den Volks- und Raiffeisenbanken seien die Ausschläge nach unten „nicht ganz so dramatisch“ wie bei den anderen Kreditinstituten. Dies liege vor allem auch an der dezentralen Struktur der Genossenschaftsbanken. Kredite würden kleinteiliger vergeben und geprüft. Ein durchschnittlicher Jahresüberschuss von 0,43 Prozent (Vorjahr 0,37) der Bilanzsumme bezeichnete der BVR-Präsident als relativ gut, zumal die Eigenkapitalausstattung der Genossenschaftsbanken gut sei.

Dennoch schlägt sich die Pleitenwelle auch in den Bilanzen der Volks- und Raiffeisenbanken nieder. Die Beiträge zur Sicherungseinrichtung des Verbandes wurden deshalb zum Jahresbeginn von 1,0 auf 1,75 Promille erhöht. Rund 650 Millionen Euro kommen auf diese Weise zusammen. Etwa 20 bis 25 Institute werden auch im laufenden Jahr Hilfe in Anspruch nehmen müssen, darunter erneut die Berliner Volksbank.

Um für mehr Gerechtigkeit zu sorgen, sollen die Beiträge zur Sicherungseinrichtung künftig stärker differenziert werden. Banken mit einem guten Risiko können dann mit Abschlägen von zehn Prozent, „schlechte“ Banken müssen mit Zuschlägen von zehn, 20 oder sogar 40 Prozent rechnen. Pleister ist sicher, auf dem Verbandstag am 26. März die für die Satzungsänderung notwendige Stimmenzahl von mindestens drei Viertel zu erhalten. Im Dezember hatte es nur 74,9 Prozent Zustimmung gegeben.

Nachdrücklich wandte sich Pleister gegen eine „Bad Bank“. Dies widerspreche dem Selbsthilfegedanken der Genossenschaften. Im übrigen hätten die Genossen mit der BAG Hamm ein Institut, dass sich für den gesamten Sektor um Problemkredite kümmere.

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