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Schweres Geschäft. Die Containerschifffahrt steckt seit langem in der Krise.

© dpa

Volkseigene Reederei: Hamburg legt mit Hapag-Lloyd ab

Hamburg ist hoch verschuldet und wird größter Einzelaktionär von Hapag-Lloyd. Die Stadt will Arbeitsplätze sichern - dass sich das Investment lohnt, ist aber fraglich.

Stefan Mappus (CDU), einst Ministerpräsident in Baden-Württemberg, dürfte sich erinnert fühlen: Unter seiner Führung brachte das Bundesland Milliarden Euro auf, um den baden-württembergischen Energieversorger EnBW wieder ganz in den Besitz der öffentlichen Hand zurückzuholen. Die Energie, ein lukratives Geschäft – für das Land sollte sich die Investition schnell lohnen, hoffte Mappus. Doch der Atomausstieg änderte die Lage, die EnBW schrieb rote Zahlen. Heute regiert ein grüner Ministerpräsident Baden-Württemberg.

Nun hat sich Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) auf ähnliches Terrain vorgewagt. Die Hansestadt, selbst hochverschuldet, kauft dem Touristikkonzern Tui weitere Anteile an Deutschlands größte Containerreederei Hapag-Lloyd im Wert von 420 Millionen Euro ab. Damit wird Hamburg, das zu dem Konsortium Albert Ballin gehört, mit 37 Prozent größter Einzelaktionär der Reederei. Die Aufstockung Hamburgs soll Hapag-Lloyd nun schützen – vor ausländischen Investoren, die womöglich den Hauptsitz ins Ausland verlegen und Arbeitsplätze abbauen könnten.

Die Reederei sei für den Wirtschaftsstandort wichtig und für den Hafen von größter Bedeutung, sagte Scholz. Die höhere Beteiligung der Stadt diene einer nachhaltigen Standortsicherung. Sie sei aber „nicht auf Dauer angelegt.“ Die Bedeutung ist nicht von der Hand zu weisen: Das Unternehmen, das seine Zentrale an der Binnenalster im Herzen Hamburgs hat, beschäftigt 7000 Mitarbeiter. Es ist zugleich der wichtigste Umschlagskunde des Hafens, Hamburgs „Tor zur Welt“.

Tui hatte schon vor fast vier Jahren auf Druck von Investoren beschlossen, Hapag-Lloyd aufzugeben und sich stärker auf sein Kerngeschäft zu konzentrieren. Im Herbst 2008 stieg das Ballin-Konsortium bei der schwächelnden Reederei-Tochter ein, um einen Verkauf ins Ausland zu verhindern. Doch im Zuge der Wirtschaftskrise musste Tui mehr Anteile behalten als geplant und stützte die Reederei mit Darlehen, um sie vor dem Ruin zu bewahren. Nachdem Gespräche mit Investoren erfolglos blieben, diente Tui dem Konsortium ein Drittel von Hapag-Lloyd an.

Anders als 2008, als ein Unternehmen aus Singapur sich für Hapag-Lloyd interessierte, hatten diesmal aber offenbar noch niemand Interesse. „Es ist nicht bekannt, dass ein internationaler Investor vor der Tür stand und dass die Verlegung des Hauptsitzes gedroht hätte“, sagt Torsten Teichert, Vorstandsvorsitzender des Hamburger Emissionshauses Lloyd Fonds.

Ob sich das Investment für Hamburg lohnt, ist aber fraglich. Denn die Schifffahrt ist eine konjunktursensible Branche. Zwar legte der Hamburger Hafenbetreiber HHLA jüngst starke Zahlen vor, doch bei Hapag-Lloyd, das in der Wirtschaftskrise schwer zu kämpfen hatte, gingen die Gewinne 2011 weiter zurück. Die einstige Ertragsperle leidet unter dem scharfen Wettbewerb und unter starken Schwankungen bei Frachtpreisen und -mengen. Zudem legen Prognosen eine Abschwächung der weltweiten Konjunktur nahe. „Die Stadt Hamburg hat einen sehr hohen Preis für die Anteile gezahlt, der nicht die aktuelle Krise widerspiegelt, sondern die Hoffnung auf gute Geschäfte in der Zukunft“, sagt Teichert. Der Schifffahrtsmarkt werde wohl noch längere Zeit angespannt bleiben. Frühestens 2013 rechnet auch Nord-LB-Analyst Thomas Wybierek mit einer Erholung.

„Ich bezweifle, dass sich dieses Investment als renditeträchtig erweisen wird“, prognostiziert Teichert. Es sei für Hamburg eher eine strategische Entscheidung gewesen, um Arbeitsplätze und Steuereinnahmen aus dem Hafen zu sichern.

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