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Geschafft. „Jetzt ist der Weg frei für eine gute gemeinsame Zukunft“, sagte Volkswagen-Chef Martin Winterkorn. Kritik, der Autobauer habe den Fiskus ausgetrickst, wies er zurück. Der Zusammenschluss sei „gut für den Industriestandort“. Foto: dpa

© dpa

Volkswagen-Konzern: Porsche parkt schneller ein

Für 4,5 Milliarden Euro und eine Aktie bekommt Volkswagen den Stuttgarter Sportwagenbauer schon in Kürze ganz. Ein juristischer Kunstgriff hilft den Wolfsburgern, Steuern in Milliardenhöhe zu sparen.

Der Wert von Volkswagen ist am Donnerstag an der Börse um rund 4,3 Milliarden Euro gestiegen. Die Aktie machte einen Sprung um mehr als sieben Prozent nach oben. Gefeiert wurde eine Überraschung: Europas größter Autohersteller kann den Sportwagenbauer Porsche zwei Jahre früher als geplant als zwölfte Marke in sein Riesenreich eingliedern. 4,46 Milliarden Euro, etwas mehr als den rechnerischen Wertzuwachs an der Börse, bezahlt Volkswagen jetzt für die restlichen Anteile – plus eine einzige VW-Stammaktie.

Durch den Zusammenschluss entsteht ein Konzern, der im Jahr mehr als 8,5 Millionen Fahrzeuge verkauft und damit 170 Milliarden Euro umsetzt. VW- Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch, Enkel des Autopioniers Ferdinand Porsche, der mit dem Käfer den Grundstein des VW- Konzerns gelegt hatte, verwirklicht damit zugleich seinen Traum vom integrierten Automobil- und Lkw-Konzern.

Hinter der auf den ersten Blick seltsamen Abwicklung des Milliardendeals steckt eine komplizierte und geschickt eingefädelte Transaktion: Die erst für August 2014 geplante Komplettübernahme von Porsche (VW hielt bereits 49,9 Prozent an der Porsche AG) kommt deutlich schneller und der VW-Konzern spart durch einen juristischen Kunstgriff Steuern in Milliardenhöhe. Letzteres hatte zu massiver Kritik geführt.

FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle erneuerte diese am Donnerstag: „Das mag alles legal sein, zeigt aber, wie dringend wir ein einfacheres und gerechteres Steuerrecht brauchen“, sagte er. Wenn Weltkonzerne mit solchen Steuertricks Milliarden an Steuern sparen könnten, müsse sich jeder Steuerzahler veräppelt fühlen. „Von so viel Nachsicht der Finanzämter können viele Handwerker nur träumen“, sagte der frühere Wirtschaftsminister.

VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch, der Architekt der gewählten Übernahmekonstruktion, wies die Kritik zurück: „VW bleibt ein verlässlicher Steuerzahler“, sagte er. „Die kolportierten Zahlen über entgangene Steuerzahlungen in Milliardenhöhe entbehren jeder Grundlage.“ Bereits bei der jetzt vereinbarten Transaktion fielen Steuern von „deutlich mehr als 100 Millionen Euro“ an. Später könne der Fiskus mit steigenden Gewinnsteuern rechnen. VW verspricht sich Synergieeffekte von 700 Millionen Euro im Jahr.

Entsprechend groß war deshalb die Genugtuung bei VW-Chef Martin Winterkorn: „Wir bringen eines der bedeutendsten Vorhaben in der Automobilbranche ins Ziel“, sagte er. Der Zusammenschluss sei gut für beide Unternehmen und gut für den Industriestandort Deutschland – „gerade in diesem wirtschaftlich unsicheren Umfeld“. Der Volkswagen-Konzern habe einen „Meilenstein auf dem Weg zur Nummer eins“ passiert. Bis spätestens 2018 will das Unternehmen Toyota und General Motors als größte Autohersteller der Welt überholt haben.

Die Betriebsräte von VW und Porsche begrüßten die Umstrukturierung ebenfalls: VW-Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh sagte: „Nicht zuletzt entstehen auch durch die Zusammenarbeit zwischen Volkswagen, Audi und Porsche neue Arbeitsplätze bei der Porsche AG. Und unser Werk in Osnabrück wird beispielsweise durch die Produktion des Boxster besser ausgelastet.“ Osterlohs Kollege bei Porsche, Uwe Hück, betonte: „Wir sind sehr froh, diese Lösung, von der alle profitieren werden, beschlossen zu haben.“

Kern des Deals ist, dass VW den grundsätzlich steuerpflichtigen Kauf der zweiten Hälfte (50,1 Prozent) der Porsche AG als eine legale, konzerninterne Umstrukturierung ausweist. Die ist nach einer speziellen Regelung im Gesetz steuerfrei. Nach den früheren Plänen hätte VW bis Mitte 2014 warten müssen, um die Steuerlast – es ging um bis zu 1,5 Milliarden Euro – zu vermeiden. Erlaubt ist auch, den Umbau mit einem Mix aus Aktien und Geld zu verrechnen. Im Fall der Porsche SE war dafür eine einzige VW-Aktie ausreichend.

Weil das operative Sportwagengeschäft künftig zu 100 Prozent über eine Zwischenholding Volkswagen zufällt (siehe Grafik), bleibt der Porsche SE Holding nur die 50,7-Prozent-Finanzbeteiligung an der Volkswagen AG (Stammaktien). Diese ist sehr lukrativ. 2011 warf sie 4,27 Milliarden Euro ab. Weitere Investments, etwa in erneuerbare Energien oder Immobilien, sollen hinzukommen.

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