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Volkswagen: Putsch gegen Piëch?

Bei VW steht einem Medienbericht zufolge ein handfester Streit um Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch bevor. Hintergrund soll der bevorstehenden Einstieg von Porsche beim dem Wolfsburger Autobauer sein.

Wolfsburg/Stuttgart - Mehrere Mitglieder des Aufsichtsrates wollten versuchen, Piëch auf einer außerordentlichen Sitzung des Gremiums am Montag aus dem Amt zu drängen, berichtete die «Financial Times Deutschland» am Freitag. Einem «Putsch» gegen Piëch werden jedoch kaum Chancen eingeräumt. Porsche teilte unterdessen mit, der Einstieg mit fast 20 Prozent sei so gut wie in trockenen Tüchern. Man habe sich bereits insgesamt 18,53 Prozent der VW- Stammaktien gesichert, noch im Oktober werde die Transaktion abgeschlossen. Das Kartellamt billigte das Geschäft.

Die «FTD» berichtete, fünf der zehn Mitglieder der Kapitalseite im 20-köpfigen Aufsichtsrat könnten sich gegen den früheren VW-Chef Piëch stellen. Als Quelle wurden ein Mitglied des Aufsichtsrates und eine Person aus dem Umfeld des Gremiums genannt.

Der VW-Aufsichtsrat trifft sich am Montag, um über die geplante Übernahme eines Anteils von knapp 20 Prozent durch Porsche zu sprechen. Porsche will zwei Sitze im Aufsichtsrat. Den kritisch eingestellten Aufsichtsräten werde damit die Machtfülle Piëchs zu groß, schrieb die «FTD». Die Familien Piëch und Porsche halten die Stimmrechte bei dem Stuttgarter Autobauer, zudem ist Piëch Eigentümer einer VW-Vertriebsfirma.

Nach Informationen der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX hält Porsche auch einen Plan in der Hinterhand, um die Bedenken gegen Piëch zu zerstreuen. Demnach könnte der 68-Jährige sein Mandat bis 2007 bei VW erfüllen und den Chefposten im VW-Aufsichtsrat dann an Porsche-Chef Wendelin Wiedeking übergeben, war aus dem Umfeld des Stuttgarter Sportwagenbauers zu hören. VW und Porsche wollten sich zu den Berichten nicht äußern. Vertreter von Porsche werden bei der Aufsichtsratssitzung nicht dabei sein, hieß es in Stuttgart.

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU), der das Land als bislang größten Aktionär mit 18,2 Prozent im VW-Aufsichtsrat vertritt, sagte der «Süddeutschen Zeitung», es gehe darum, künftig die Interessen von VW zu wahren. «So muss man zum Beispiel deutlich machen, dass Verträge zwischen VW und Porsche wie Verträge zwischen Dritten gehandhabt werden, um eben auch für Kooperationen mit anderen Automobilherstellern ein interessanter Partner zu bleiben», sagte Wulff.

Zu Piech äußerte sich Wulff nur indirekt. Der Corporate Governance Kodex müsse auch bei VW eingehalten werden. Dies gelte unter anderem bei der Vermeidung von Interessenskollisionen. Wulff schloss aus, dass das Land zusammen mit Porsche ein Übernahmeangebot für VW vorlegen könnte. «Das ist vollkommen ausgeschlossen. Alle Aktionäre bei Volkswagen sind gleich wichtig.» Es müsse verhindert werden, dass es einen dominierenden Aktionär gebe. Wulff sprach sich erneut für Kooperationen zwischen VW und DaimlerChrysler aus. Eine Kapitalbeteiligung der Schwaben, über die in den Vorjahren mehrfach gesprochen worden war, ist dagegen vom Tisch.

Porsche teilte ferner mit, man habe sich gegen einen steigenden Kurs der VW-Stammaktie abgesichert und könne weitere 3,4 Prozent über den Markt erwerben. Ein Sprecher von Porsche sagte dazu, es sei noch offen, ob und wie viele Aktien Porsche davon kaufen werden. Die Beteiligung von Porsche an VW werde jedoch nicht die Schwelle erreichen, bei der das Unternehmen ein öffentliche Angebot zur Übernahme von Volkswagen abgeben müsste. Dies wären 25 Prozent.

Porsche als größter Einzelaktionär strebe «eine entsprechende Vertretung im Aufsichtsrat des Wolfsburger Konzerns», hieß es mit Blick auf die zwei Aufsichtsratsmandate des Landes Niedersachsen. «Wir wollen mindestens zwei Sitze», hieß es auf Nachfrage. Man habe allerdings noch niemanden konkret benannt. Bislang wurde spekuliert, in den VW-Aufsichtsrat könnte auch Porsche-Chef Wiedeking selbst einziehen. (tso/dpa)

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