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Mängel in Serie. Die VW-Nutzfahrzeugtochter ruft 239 000 Amarok-Modelle wegen möglicher Lecks an Kraftstoffleitungen zurück

© dpa

Volkswagen: Rückruf für 2,6 Millionen Autos

Der Wolfsburger Autokonzern Volkswagen hat ein Problem: 2,6 Millionen Fahrzeuge müssen weltweit in die Werkstatt. Experten schätzen die Kosten auf rund 260 Millionen Euro.

Berlin - Der Volkswagen-Konzern muss auf dem Weg an die Spitze des Autoweltmarktes einen Rückschlag hinnehmen. Der Zwölf-Marken-Hersteller kündigte am Donnerstag den Rückruf von weltweit mehr als 2,6 Millionen Autos an. Betroffen sind die Marken Volkswagen, Audi, Seat und Škoda. Experten schätzen den Schaden der womöglich größten Rückrufaktion in der Unternehmensgeschichte auf eine dreistellige Millionensumme. „Das kostet Geld und Image“, sagte Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management, dem Tagesspiegel. Volkswagen sei lange nicht mehr negativ aufgefallen.

Die Qualitätsprobleme treten weltweit auf. Allein 800 000 Exemplare des VW Tiguan sollen wegen Reparaturen am Licht in die Werkstätten, wie der Konzern mitteilte. Dazu bietet das Unternehmen einen Ölwechsel für alle Fahrzeuge mit Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetrieben an, die mit synthetischem Öl laufen. 1,6 Millionen Autos sind hier betroffen, auch bei den Töchtern Seat und Skoda. Außerdem ruft die VW-Nutzfahrzeugtochter 239 000 Amarok-Modelle wegen möglicher Lecks an Kraftstoffleitungen zurück. Die undichten Stellen könnten kein Feuer auslösen, sagte ein Sprecher. „Es riecht aber sehr streng.“ In Deutschland trifft der Rückruf 12 359 Exemplare. Der Rückruf gelte für alle bis Juni dieses Jahres gebauten Pick-ups.

Bei der kompakten Geländelimousine Tiguan sind die Fahrzeuge mit Baudaten von Anfang 2008 bis Mitte 2011 betroffen. Allein in Deutschland gehe es um knapp 150 000 Wagen. Auslöser ist eine mangelhafte Sicherung, die zum teilweisen Ausfall des Lichts führen kann. VW betonte, dass kein Komplettausfall drohe.

Die Ursachen für den Rückruf dürften nur zu einem Teil direkt bei Volkswagen liegen. In Konzernkreisen hieß es, die Probleme mit den Tiguan-Sicherungen sowie den Benzinleitungen beim Amarok seien auf Fehler bei Zulieferern zurückzuführen. Bei den DSG-Systemen stehe indes VW selbst in der Pflicht – es ist eine Eigenentwicklung.

Diese Rückrufaktion sei deshalb ein „Warnschuss“ für den Hersteller. Bratzel: „Das ist nicht witzig.“ Volkswagen verwende immer mehr Gleichteile bei verschiedenen Baureihen und Marken und laufe so Gefahr, die Kosten zulasten der Qualität zu senken, sagte Bratzel. „Fehler werden immer passieren, doch sie müssen in diesem System früh genug erkannt und behoben werden, bevor sie sich flächendeckend ausbreiten.“ Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler sieht VWs Gewinnprognose nicht in Gefahr. Er kalkuliert den Schaden in einer groben Schätzung aber auf etwa 50 bis 100 Euro je Auto – das wären insgesamt bis zu 260 Millionen Euro.Henrik Mortsiefer (mit dpa)

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