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Das verwitterte Logo von VW

© AFP/John MacDougall

Volkswagen-Skandal: Ist das US-Vertrauen in VW erschüttert?

Millionen von Autos sind von den manipulierten Abgaswerten betroffen. Wie reagieren die USA auf den VW-Skandal?

Von Maris Hubschmid

In den USA zeigen sich viele Stellen zutiefst entrüstet. Volkswagen habe Betrug "nicht nur an den Autokäufern, sondern an der gesamten atmenden Bevölkerung" begangen, erklärte etwa der Vorsitzende der gemeinnützigen Organisation Clean Air Watch mit Sitz in Washington. Der Fall untergrabe alle Versprechen der Branche hinsichtlich "sauberen" Diesels - viele Autobauer hatten in den vergangenen Jahren verstärkt für Diesel als einen besonders effizienten Treibstoff geworben. Auch US-Hersteller produzieren Diesel, nach wie vor wird er aber größtenteils für Lastkraftwagen und landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge eingesetzt.

Umfangreiche Strafen drohen dem Konzern vor allem in Kalifornien. Der Bundesstaat hat die schärfsten Emissionsvorschriften der USA - für Hersteller, die auf diesem Markt aktiv sind, sind sie deshalb maßgebend. In Kalifornien ist die Zahl von Autos pro Kopf traditionell am höchsten. Hinzu kommt, dass die geografische Lage umgeben von Bergketten die Luftzirkulation hemmt. Die örtliche Regierung ist stolz darauf, dass die Luftverschmutzung in der Region seit Einführung der verschärften Abgasrichtlinien für neu zugelassene Autos im Jahr 2011 zurückgegangen ist.

Deutsche Ingenieurkunst hat nicht gelitten

Regionale Medien nennen VWs Verhalten eine "dreiste und arglistige Täuschung" - und fordern, dass der Konzern "voll zur Verantwortung gezogen wird". Wirtschaftsexperten privater wie öffentlicher Hochschulen zeigen sich überrascht, dass Martin Winterkorn noch nicht zurückgetreten ist. "Wäre VW ein US-Unternehmen", erläutert einer, "hätte er augenblicklich seine Koffer packen müssen."

Gleichzeitig schätzen Branchenkenner die Langzeit-Auswirkungen auf den Absatz des Unternehmens gering ein. "Es wird nicht so weh tun wie wir jetzt vielleicht glauben", sagt ein Händler in Seattle. Zwar sei das Vergehen von Volkswagen von bemerkenswert krimineller Energie, verglichen mit den Rückrufen, die aber etwa Toyota zuletzt hatte starten müssen, von weit geringerem Ausmaß und Tragweite, sagt Aaron Bragman, leitender Mitarbeiter der Online-Vergleichsplattform Cars.com.

"Es besteht keine echte Gefahr für die Nutzer, niemand ist ums Leben gekommen, vielerorts sind die Grenzwerte ohnehin höher." Es gebe sogar Länder, die derlei Zusatzmaßnahmen im Test geduldet hätten. Er meint: "Die allermeisten Nutzer scheren sich nicht darum. Das Ansehen deutscher Ingenieurskunst hat nicht gelitten."

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