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Wirtschaft: Volkswagen steigt auf in die Nobelklasse

LONDON / MÜNCHEN (Tsp/tmh).Nach dem klaren Votum der Vickers-Aktionäre für den Verkauf von Rolls-Royce an VW soll der Vertrag am 3.

LONDON / MÜNCHEN (Tsp/tmh).Nach dem klaren Votum der Vickers-Aktionäre für den Verkauf von Rolls-Royce an VW soll der Vertrag am 3.Juli rechtskräftig werden.Das kündigte Vickers-Chef Colin Chandler nach der Hauptversammlung in London an.Chandler teilte ferner mit, 5,1 Mill.Stimmen seien für den Verkauf an VW abgegeben worden und 109 000 dagegen.Nach wie vor nicht geklärt sind die Namensrechte für die Marke Rolls-Royce, die bei dem Triebwerkhersteller Rolls-Royce plc.liegen.In München kündigte BMW an, "in jedem Fall" in Marktsegmente oberhalb des bisherigen Angebots einsteigen zu wollen.

Vor der entscheidenden Abstimmung hatte eine Gruppe britischer Millionäre vergeblich versucht, ein "Fünf-vor-Zwölf-Angebot" vorzulegen.Nach Jaguar, Rover, Aston Martin, Vauxhall und MG wird damit der letzte britische Autohersteller von einem ausländischen Konzern übernommen, was vor allem von Kleinaktionären bedauert wurde.Chandler sagte, die nach dem Rolls-Royce-Standort benannte "Crewe Group" der britischen Millionäre habe während einer Aussetzung der Hauptversammlung nicht überzeugend darlegen können, daß sie binnen kurzer Zeit oder überhaupt ein vernünftiges Angebot vorlegen könnten.Zuvor hatte er bereits von einer "unwürdigen Rangelei" gesprochen.Die britischen Millionäre wollten verhindern, daß die renommierte Luxusmarke in ausländische Hände gerät.Der Sprecher der Millionäre und Rolls-Royce-Kunden, Barrister Michael Shrimpton, hatte vor der Abstimmung betont, die "Crewe Group" könne das Gebot von VW deutlich überbieten.Sie könne mindestens 460 Mill.Pfund bieten und auf bis zu 500 Mill.Pfund erhöhen.

Das klare Ergebnis für VW war dann den Großaktionären des Rüstungskonzerns zu verdanken.Sie hatten - in Abwesenheit - für den Verkauf an Europas größten Autohersteller gestimmt.Aber weil es bei der Handabstimmung im Saal keine klare Mehrheit gab, mußte nach den Firmenstatuten per Stimmzettel nachgehakt werden.Für den Verkauf an VW erhoben sich 46 Hände, darunter die der elf Mitglieder des Vickers-Vorstands.Dagegen stimmten 35 der anwesenden Kleinaktionäre.Bis zuletzt hatten sich die überwiegend älteren Kleinaktionäre nicht von den Appellen Chandlers beeindrucken lassen, daß der Verkauf an VW die "einzige und sicherste Alternative" für Rolls-Royce Motor Cars sei.Die von Chandler als "historisch und wichtig" deklarierte Sitzung geriet teilweise zur Farce.Journalisten wurden vom Sicherheitspersonal gewaltsam an der Benutzung ihrer Handys oder am Verlassen des Gebäudes gehindert; auf der Toilette standen Leibwächter "Posten".Diese rabiate Behandlung wurde damit begründet, daß Journalisten im Besitz von Insider-Wissen seien, bis der Verkauf an Volkswagen an der Börse bekannt gemacht werde.

Bei BMW in MÜnchen hieß in einer ersten Reaktion, man sehe sich nicht als Verlierer, da die jetzt genannten Kaufpreise betriebswirtschaftlich nicht vertretbar seien.BMW werde zudem "in jedem Fall" in Marktsegmente oberhalb des bisherigen Angebots einsteigen.Dazu notwendige Entwicklungsarbeiten würden weitergeführt.Details wollte BMW nicht nennen.Zweifellos wollen die Bayern nun in die automobile Spitzenklasse per Eigenproduktion eindringen.Dem Vernehmen nach planen die Bayern ein neues Spitzenmodell, das zwischen der jetzigen 8er-Reihe und einem Rolls-Royce angesiedelt sein dürfte.

In London wird derweil darüber spekuliert, daß BMW nun die Markenrechte von Rolls-Royce erwerben könnte, die beim gleichnamigen Triebwerkshersteller und BMW-Partner Rolls-Royce Plc.liegen.Früheren Angaben zufolge verfügt der weiß-blaue Konzern insgesamt zwar über mehrere schlummernde Marken wie Austin oder Morris, denen neues Leben eingehaucht werden könnte.Das sportliche Ambiente dieser im Zuge des Rover-Deals erworbenen Marken paßt aber kaum zum angepeilten absoluten Luxussegment.Der Einstieg in diesen Topbereich werde ohne Rolls-Royce länger dauern und mehr kosten als die von BMW für Rolls-Royce gebotene eine Mrd.DM, hatte Firmenchef Bernd Pischetsrieder früher erklärt.Über den Kaufpreis hinaus hatte BMW mit rund drei Mrd.DM Investitionen in Crewe gerechnet.

Noch nicht klar ist indessen, wann BMW nun die Lieferung von Motoren und andere Komponenten an Rolls-Royce wie mehrmals angekündigt beenden wird.Nach Angaben aus Branchenkreisen könnte der Lieferstopp binnen eines Jahres nach Kündigung der Verträge in Kraft treten.

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