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Wirtschaft: Volkswagen überrascht mit Gewinnsprung

Konzernchef Pischetsrieder will das Sparprogramm trotz guter Zahlen verschärfen/Autoverkauf zieht wieder an

Berlin - Die Sparanstrengungen bei Volkswagen zeigen Wirkung. Der Autokonzern hat im ersten Halbjahr deutlich mehr verdient als im Vorjahreszeitraum und damit die Anleger überrascht. Auch für das Gesamtjahr rechnet das Unternehmen mit einer Verbesserung gegenüber 2004. Allerdings sei die Gewinnmarge „immer noch inakzeptabel niedrig“, sagte Konzernchef Bernd Pischetsrieder in einer Telefonkonferenz am Freitag. Es sei insbesondere bei der Kernmarke VW, die auch im zweiten Quartal Verluste schrieb, noch viel zu tun. Nötig sei eine Senkung der Personalkosten – durch Stellenabbau oder die Reduzierung von Arbeitszeiten. Darüber werde mit den Gewerkschaften verhandelt werden. „Das Ziel muss sein, Autos von Europa auf Märkte wie die USA profitabel exportieren zu können“, sagte Pischetsrieder.

VW hatte zuletzt mit einbrechenden Absatzzahlen in China und den USA zu kämpfen. Auch die schwache Autokonjunktur in Europa, insbesondere auf dem Heimatmarkt Deutschland, sowie relativ hohe Kosten machten dem Konzern zu schaffen. Um gegenzusteuern, legte VW das Sparprogramm „ForMotion“ auf, das nun auch wesentlich zur Verbesserung des Ergebnisses beigetragen hat. Ab 2006 soll das Programm unter dem Namen „ForMotion plus“ noch verschärft werden. Bis 2008 soll das Ergebnis vor Steuern laut Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch gegenüber 2004 um vier Milliarden Euro steigen.

Im zweiten Halbjahr 2005 legte der VW-Konzern beim operativen Ergebnis um 61,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 851 Millionen Euro zu. Der Umsatz stieg um fast zwei Prozent auf 46 Milliarden Euro. Bei beiden Kennziffern hatte sich die positive Entwicklung im zweiten Quartal sogar beschleunigt.

Doch der Konzern spart nicht nur, er ist beim Verkauf seiner Autos wieder erfolgreicher. Neue Modelle wie der Fox, der neue Polo, Jetta oder die Passat Limousine wurden gut angenommen. Besonders das zweite Quartal zeigte massive Zuwächse, nachdem das erste Vierteljahr noch sehr durchwachsen gewesen war. Die Zahl der weltweiten Auslieferungen legte um fünf Prozent auf rund 1,4 Millionen Fahrzeuge zu. In Deutschland stieg die Zahl von April bis Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 14,1 Prozent. Der Marktanteil in Westeuropa wurde ausgebaut. In China wiederum konnte der Verkauf gegenüber dem sehr schwachen ersten Vierteljahr um 30 Prozent erhöht werden. Trotzdem liegt das Minus in China für das gesamte erste Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr immer noch bei 14,4 Prozent. Noch stärker brach der Absatz in den USA ein.

Für die beiden wichtigen Auslandsmärkte ist Pischetsrieder allerdings zuversichtlich. Das Chinageschäft werde restrukturiert. „Hier haben wir noch gute Chancen.“ Die Probleme in den USA seien hausgemacht und mit einer besseren Produktpolitik abgestellt worden.

Der Ausblick des Konzerns fällt trotzdem verhalten aus. Im Halbjahresbericht heißt es, die Lage auf den bedeutenden Automobilmärkten sei schwierig geblieben. Trotz des mittlerweile gesunkenen Euro, der exportierenden Unternehmen hilft, „bleibt die Situation weltweit für uns weiterhin ungünstig“. Zudem rechne das Unternehmen damit, dass der Wettbewerbsdruck eher zunehmen wird. Außerdem dürften die Kosten für Stahl und Kunststoffe hoch bleiben.

Besondere Schwierigkeiten bereitet die Kernmarke VW. Während die Markengruppe VW, zu der auch Skoda, Bentley und Bugatti gehören, im zweiten Quartal 2005 wieder den Sprung in die schwarzen Zahlen schaffte, verbuchte VW alleine einen operativen Verlust von 39 Millionen Euro. Bis zum Jahresende strebt Pischetsrieder hier wieder schwarze Zahlen an. Den Großteil des Konzerngewinns steuert vor allem die Markengruppe um Audi bei, trotz sinkender Absatzzahlen bei Seat-Fahrzeugen. Ebenfalls auf hohem Niveau profitabel arbeitet die Tochter Financial Services mit ihren Finanzierungsangeboten und Bankdienstleistungen.

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