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Neuwagen von Volkswagen stehen in den Autotürmen der Autostadt am VW Werk in Wolfsburg.

© dpa

Volkswagen: VW profitiert von Sparkurs - Betriebsgewinn steigt

Im Schatten der Abgas-Affäre findet die wichtige, aber renditeschwache Kernmarke VW-Pkw zurück in die Spur.

Volkswagen kann den Abgasskandal dank robuster Verkaufszahlen sowie Einsparungen zunehmend besser verkraften. Der Betriebsgewinn vor Sondereinflüssen kletterte im zweiten Quartal um ein Fünftel auf 4,4 Milliarden Euro, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Abzüglich von Sondereinflüssen sowie weiterer Rückstellungen halbierte sich das Ergebnis fast auf 1,9 Milliarden Euro. Der Umsatz stieg im abgelaufenen Quartal um rund zwei Prozent auf knapp 57 Milliarden Euro. "Die Zahlen zeigen, dass unser operatives Geschäft solide ist", zog Konzernchef Matthias Müller Bilanz.

Die Marke VW hatte die Auslieferungen im Juni erstmals seit mehreren Monaten kräftig gesteigert. Insgesamt lieferte der Konzern bis zur Jahresmitte 5,12 Millionen Fahrzeuge aus und behauptete damit seine Position als weltweit absatzstärkster Autobauer vor Toyota. Die Wolfsburger hatten bereits vergangene Woche über deutliche Verbesserungen beim Ertrag der Hauptmarke VW berichtet. Ein Gewinnsprung bei der lange ertragsschwachen Marke mit dem VW-Logo im zweiten Quartal sorgte dafür, dass der Konzern vor Sondereinflüssen besser abschnitt als erwartet.

VW-Chef Herbert Diess hat der Marke, die für die Hälfte des Konzernumsatzes steht, einen Sparkurs verordnet und fährt erste Erfolge ein. Zugleich legten die Niedersachsen 1,6 Milliarden Euro wegen weiterer rechtlicher Risiken im Zusammenhang mit dem Abgasskandal zur Seite. Insgesamt beliefen sich die Sondereinflüsse, die das Ergebnis belasteten, auf 2,2 Milliarden Euro. Volkswagen hatte seine Rückstellungen zuvor bereits auf 16,2 Milliarden Euro aufgestockt, um die Lasten der Abgaskrise zu schultern. Davon wird ein großer Teil von dem Vergleich mit Behörden und hunderten Privatklägern in den USA verschlungen, für den das Bezirksgericht in San Francisco jüngst vorläufig grünes Licht gegeben hat.

Allein für den Rückkauf und die Reparatur der rund eine halbe Million betroffenen US-Fahrzeuge mit Zwei-Liter-Motoren hat Volkswagen gut zehn Milliarden Dollar vorgesehen. Weitere knapp fünf Milliarden Dollar sollen die Wolfsburger in zwei Umweltfonds einzahlen. Die Lasten sinken, je mehr Dieselbesitzer ihre manipulierten Wagen umrüsten lassen und Volkswagen diese nicht teuer zurückkaufen muss.

Gleichzeitig könnten sich die Risiken für den Konzern weiter erhöhen, weil drei US-Bundesstaaten Volkswagen wegen Verstößen gegen Umweltgesetze verklagen. In Kanada verhandelt der Konzern zudem noch über eine Beilegung des Dieselskandals. Würde das US-Entschädigungsmodell auf den nördlichen Nachbarn der USA übertragen, müsste VW womöglich mit einer weiteren Belastung in Milliardenhöhe rechnen. Auch in Europa fordern Kunden eine Entschädigung. (rtr)

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