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Volkswagen: VW wirft ein Auge auf Porsche

VW meistert die Krise bisher besser als die Konkurrenz: Die Nettoliquidität von fast elf Milliarden Euro könnte eine Übernahme von Porsche ermöglichen.

Düsseldorf - Volkswagen meistert die gegenwärtige Krise in der Automobilbranche bisher besser als die Konkurrenz. Und mit einer hohen Nettoliquidität der Automobilsparte, die der Wolfsburger Konzern anlässlich der Vorlage des Berichts für das erste Quartal 2009 mit 10,7 Milliarden Euro bezifferte, könnte Volkswagen durchaus eine größere Akquisition stemmen. Auch bei wichtigen Kennzahlen wie Absatz, Ergebnis und Cash-Flow demonstrierten die Wolfsburger am Mittwoch Stärke.

In der vergangenen Woche waren Spekulationen aufgekommen, VW könne das operative Geschäft seines finanziell stark strapazierten Großaktionärs Porsche übernehmen. Beide Unternehmen dementierten dies nicht direkt, VW-Aufsichtsratschef und Porsche-Familiengesellschafter Ferdinand Piëch sorgte sogar dafür, dass es in der Gerüchteküche weiter brodelt. Auf die Frage, ob an den Spekulationen etwas dran sei, antwortete Piëch auf der VW-Hauptversammlung: „Fragen sie mich etwas Leichteres.“

VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch äußerte sich am Mittwoch während einer Telefonkonferenz ebenfalls ausweichend. Das VW-Management untersuche die nächsten Schritte der Kooperation zwischen Volkswagen und Porsche, sagte Pötsch. Dabei vertrete der VW-Vorstand selbstverständlich das Interesse aller Aktionäre. Bislang gebe es aber keine Entscheidungen. Laut Schätzungen von Experten müsste die Wolfsburger Tochter mindestens acht Milliarden Euro für die spektakuläre Transaktion in die Hand nehmen. Die Obergesellschaft Porsche Holding SE sitzt nach dem Kauf einer Mehrheit von 50,8 Prozent an VW auf Nettoschulden von neun Milliarden Euro.

Volkswagen hat in der aktuellen Krise auch Kratzer abbekommen: Im ersten Quartal sanken die Auslieferungen an Kunden um 10,7 Prozent, der Umsatz büßte leicht überproportional dazu 11,2 Prozent auf 24 Milliarden Euro ein. Ein passables Ergebnis im Vergleich zum Gesamtmarkt, der weltweit im gleichen Zeitraum um 20,7 Prozent geschrumpft ist. Im Unterschied zum Daimler-Konzern, der in den ersten drei Monaten 2009 einen Konzernverlust von 1,3 Milliarden Euro verkraften musste, blieb Volkswagen klar oberhalb der Nulllinie. Gleichwohl brach das Bruttoergebnis im Vergleich zum Vorjahr um 76,2 Prozent auf 312 Millionen Euro ein. Und ohne einen Buchgewinn in Höhe von 600 Millionen Euro aus dem Verkauf des Lkw-Geschäfts in Brasilien an MAN hätte VW ebenfalls einen Verlust von knapp 300 Millionen Euro gemacht. Größter Ergebnislieferant war erneut die Konzerntochter Audi, die im ersten Quartal 2009 ein Betriebsergebnis von 363 Millionen Euro abgelieferte. Die Kernmarke VW rutsche dagegen mit 279 Millionen Euro ins Minus. Die Aussichten für den weiteren Jahresverlauf blieben unsicher, hieß es. Es werde nicht möglich sein, das hohe Ergebnisniveau der Vorjahre zu erreichen. Konzernchef Martin Winterkorn will das Jahr 2009 dennoch mit einem positiven Ergebnis abschließen. mjh (HB)

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