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Wirtschaft: Volkswagen will offenbar Berliner Tochter verkaufen

Analysten raten zu: Computer-Dienstleister sei renditeschwach / 300 Millionen Euro Erlös möglich

Berlin - Bei Volkswagen ist der Verkauf der Berliner Tochter für Computer-Dienstleistungen, Gedas, im Gespräch. Analysten begrüßen das. „Gedas ist ein verhältnismäßig renditeschwaches Unternehmen“, sagt Albrecht Denninghoff, Auto-Analyst bei der Hypo-Vereinsbank. „Es ist für Volkswagen besser, sich auf sein Kerngeschäft zu konzentrieren.“

Offiziell wollte sich VW zu den Verkaufsabsichten, über die zuletzt die „Financial Times Deutschland“ berichtete, nicht äußern. „Wir prüfen nach wie vor alle denkbaren Optionen. Dies kann ein Verkauf sein, aber auch ein Börsengang oder der strategische Ausbau von Gedas im VW-Konzern“, sagt Volkswagen-Sprecher Jürgen Kornmann. Analysten halten den Verkauf für die beste dieser Möglichkeiten.

Der IT-Dienstleister Gedas beschäftigt derzeit 5000 Mitarbeiter, 500 davon am Unternehmenssitz in Berlin. Gedas betreut den Einsatz und die Weiterentwicklung von Software vor allem für Firmen der Automobilindustrie. Größter Kunde mit einem Anteil von 69 Prozent am Umsatz ist der Mutterkonzern Volkswagen. Im vergangenen Jahr setzte Gedas insgesamt rund 567 Millionen Euro um und erwirtschaftete einen Gewinn von 13,7 Millionen Euro. Denninghoff schätzt, dass Volkswagen mit dem Verkauf von Gedas 200 Millionen bis 300 Millionen Euro erzielen kann.

„Im Prinzip könnte jeder der großen IT-Dienstleister ein möglicher Käufer von Gedas sein“, sagt Alla Gorelova, IT-Analystin beim Bankhaus Sal. Oppenheim. „Insbesondere für die Unternehmen, die sich in der Autobranche und speziell in Deutschland engagieren wollen, ist Gedas ein interessanter Kauf.“ So sei etwa der weltweit größte IT-Dienstleister IBM-Services ein guter Kandidat.

Dagegen würde Gedas nach Meinung der Analysten nicht so gut zum größten deutschen IT-Dienstleister, T-Systems, passen. „T-Systems ist momentan mit seinen Umsätzen stark deutschlandlastig. Daher sehe ich keine strategische Notwendigkeit, das Engagement mit einem Gedas-Kauf noch zu erhöhen“, sagt Thomas Friedrich von der Hypo-Vereinsbank. Als weitere Kaufinteressenten werden die US-Dienstleister EDS und ACS sowie der britische Finanzinvestor Apax genannt.

Gedas selbst wollte sich zu den Spekulationen um seine Zukunft nicht äußern. Medienberichten zufolge wird Volkswagen am heutigen Freitag entscheiden, mit welchen Kauf-Interessenten weiterverhandelt werden soll.

Daniel Mohr

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