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Es läuft rund. Die Maschinenbauer wollen die reale Produktion um zwei Prozent steigern.

© picture alliance / dpa

Volle Auftragsbücher, optimistische Prognose: Deutsche Maschinenbauer eilen von Rekord zu Rekord

Dem Maschinenbau, größter Industriebereich hierzulande, geht es trotz Russlandkrise so gut wie nie.

„Russland hat nicht die Kraft, den deutschen Maschinenbau umzuwerfen.“ Reinhold Festge, Präsident des Branchenverbandes VDMA gibt sich am Ende eines schwierigen, aber für die Unternehmen generell erfolgreichen Jahres zuversichtlich. Neue Rekorde bei Umsatz und Produktion, erstmals seit 21 Jahren wieder mehr als eine Million Mitarbeiter, gut gefüllte Auftragsbücher und die Aussicht auf ein weiteres Rekordjahr 2015 sind Beleg für die gute Lage der Branche. Auch wenn der VDMA im Juli seine Produktionsprognose von plus drei auf plus ein Prozent heruntersetzen musste. Trotz der Rekorde sei es kein Ergebnis, über das man sich überschäumend freue, sagte Festge. Man habe zu Beginn des Jahres mehr erwartet. Vor allem die Investitionsschwäche in Deutschland habe die Dynamik gebremst, auch die schwächere Nachfrage aus den Schwellenländern (Brasilien, Türkei, Indien). Im kommenden Jahr soll es besser laufen und mit einem Plus von real zwei Prozent erstmals beim Produktionswert die Schwelle von 200 Milliarden Euro überschritten werden.

Mehr Jobs soll es 2015 dennoch nicht geben

2014 erhöhte sich dieser Wert auf den Rekord von 199 Milliarden Euro, der Umsatz erreicht mit 212 Milliarden Euro auch einen Höchststand. Damit werden die bisherigen Spitzenwerte aus dem Jahr 2008 übertroffen. Einen neuen Rekord vermeldet Festge auch bei der Beschäftigung: Ende Oktober arbeiteten 1,011 Millionen Personen für die Maschinenbauer, das waren 16 000 mehr als ein Jahr zuvor. Zuletzt hatte die Branche 1993 mehr als eine Million Arbeitnehmer gezählt. Trotz der weiter steigenden Produktion rechnet der VDMA-Präsident 2015 aber nicht mit einem erneuten Stellenausbau. Aber bei mehr als einer Million Jobs werde es wohl bleiben.

In diesem Jahr wurden die Unternehmen durch die schwächere Nachfrage aus dem Ausland gebremst. Dies galt für Europa außerhalb der EU. Die Lieferungen in die Ukraine reduzierten sich um ein Drittel, nach Russland um 16 Prozent. „Dies lag nicht nur an den Sanktionen, sondern auch am stark gefallenen Rubelkurs und den gesunkenen Erdölerlösen“, sagte VDMA-Präsident Festge. Generell sei der kurzfristige Effekt für die deutschen Maschinenbauer überschaubar, weil auf Russland nur vier Prozent der Exporte entfielen. „Aber es gibt Spätwirkungen. Weil etwa Konkurrenten aus der Schweiz, aus China, Korea und Japan in die Lücken stoßen, die durch die Sanktionen entstehen.“ Dadurch gingen Marktanteile verloren, die nur schwer wieder zurückgeholt werden könnten. Besonders Maschinenbau-Firmen in Ostdeutschland könnten wegen ihrer traditionell engen Verbindungen zu Russland Probleme bekommen, meinte Festge. Die Risiken für das Russlandgeschäft seien auch für das kommende Jahr unkalkulierbar, die Maschinenbauer stellen sich auf weitere Rückgänge ein.

USA und EU-Staaten treiben das Exportgeschäft

Auch bei Exporten nach Lateinamerika, Indien oder Korea gab es Minusraten, in China dagegen ein leichtes Plus. Treiber des Exports, dessen Wert sich leicht von 112,1 Milliarden Euro (2013) auf 112,6 Milliarden Euro erhöhte, waren die USA und die EU-Staaten. Auch Westafrika legte von niedrigem Niveau aus deutlich zu. In Afrika sieht Festge mittelfristig große Chancen für die deutschen Firmen. 2015 werde der abgeschwächte Euro im Export helfen, weil deutsche Maschinen im Nicht-Euro-Ausland günstiger werden. Auch die niedrigen Öl- und Gaspreise seien hilfreich.

In Deutschland konnten die Maschinenbauer ihren Umsatz in den ersten zehn Monaten um drei Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum steigern. Trotzdem ist Festge nicht wirklich zufrieden. „Wir sind die Leidtragenden der Investitionsschwäche.“ Ein Ende dieser Lage zeichne sich auch für 2015 nicht ab. Zudem hadert der VDMA-Präsident mit der Politik der Bundesregierung. „Sie schwächt den Industriestandort.“ Schmerzhaft sei die Rente mit 63. In seiner eigenen Firma nähmen die Hälfte derjenigen, die gehen könnten, das Angebot an. „Damit verlieren wir viele erfahrene Mitarbeiter, die nur schwer zu ersetzen sind.“ Bei Unternehmen in Ostdeutschland sei die Lage noch schwieriger, weil dort eine 45 Jahre währende Berufstätigkeit häufiger sei als im Westen.

Und dennoch: Der VDMA-Präsident klagt auf hohem Niveau. Der Branche attestiert Festge eine „hervorragende Wettbewerbsposition“. Generell habe der Maschinenbau für die nächsten 20 Jahre eine glänzende Zukunft vor sich. „Wir schätzen, dass allein der Produktivitätsfortschritt durch ,Industrie 4.0’ in den nächsten zehn Jahren in Deutschland bei etwa 80 Milliarden Euro liegen wird.“

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