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Hoch hinaus. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit und Karstadt-Aufsichtsrätin Doris Schröder-Köpf bewunderten im Haus am Ku’damm Highheels.

© Davids

Vom Kiez zum Ku’damm: Karstadt hübscht seine Filialen auf

Karstadt ist wichtig im Berliner Wahlkampf. Deswegen kommt auch Bürgermeister Klaus Wowereit zur feierlichen Einweihung der frisch sanierten Filiale am Kurfürstendamm.

Passend zur Krawatte des Regierenden Bürgermeisters trägt sie ein rotes Etuikleid, gemeinsam flanieren Klaus Wowereit und Doris Schröder-Köpf durch die frisch sanierte Karstadt-Filiale am Kurfürstendamm. Er ist im Wahlkampf, sie im Aufsichtsrat des Warenhauskonzerns. Er lässt sich von Designern und Models die neuen Kollektionen erklären, schüttelt Hände, plaudert, während die Frau des Altkanzlers ihm folgt. Beide stehlen dem neuen Karstadt-Chef Andrew Jennings die Show. „Doris, die wären doch was für dich“, scherzt der SPD-Kandidat und zeigt auf ein paar schicke Highheels. Sie winkt ab: „Klaus, die sind zu gefährlich für mich.“ Zwei ältere Kundinnen strahlen, als der leibhaftige Bürgermeister ihnen im Vorbeigehen die Hand schüttelt.

Karstadt ist wichtig im Berliner Wahlkampf. Das Unternehmen, das 2009 vor dem Untergang stand, stellt mit elf Filialen in der Hauptstadt – darunter das Luxushaus KaDeWe – mehr als 3200 Arbeitsplätze. Jennings bleibt an diesem Mittwoch dennoch im Hintergrund – trotz pinkfarbener Krawatte. Es ist einer seiner wenigen öffentlichen Auftritte seit seinem Amtsantritt im Januar. Der große 62-Jährige bleibt auch in seiner Rede blass, liest die englischen Sätze vom Blatt ab, stolpert über Wowereits Namen. Jennings dankt den Mitarbeitern, spricht von einem neuen, dynamischen Kaufhaus, das den Einkauf zum Erlebnis und Karstadt wieder zu einem der führenden Warenhauskonzerne machen soll.

Das Haus am Ku’damm, früher Wertheim, das jetzt heller und aufgeräumter wirkt, ist nur der erste Schritt. Auch in Spandau wird gebohrt und geschraubt, und deutschlandweit sollen in den nächsten Wochen 22 Filialen fertig umgebaut sein, bis 2015 sogar 60. 400 Millionen Euro nimmt der Konzern dafür in die Hand. All das ist Teil der Strategie „Karstadt 2015“, die Jennings ein paar Wochen zuvor nach langem Schweigen vorgestellt hatte. Er will Eigenmarken stärken, exklusive Modelinien einführen.

Am Ku’damm stellte der New Yorker Designer Walter Baker am Mittwoch sein Label vor, dessen Kleider es hierzulande nur bei Karstadt gibt. Auch sollen sich die Häuser besser auf die regionale Kundschaft einstellen. Dass bei Karstadt renoviert wird, war vor kurzem noch undenkbar. Bevor der Milliardär Nicolas Berggruen als Retter auftauchte, stand der Konzern vor der Pleite – 25 000 Arbeitsplätze waren in Gefahr. Erleichterung merkt man auch Wowereit an. „Wir sehen, dass Karstadt wieder in die Zukunft investiert“, sagt er.

Doch der Druck auf Jennings ist groß. Experten kritisieren sein Konzept als wenig revolutionär. Seit der Insolvenz von Arcandor, zu dem neben Karstadt auch die Versandsparte Primondo und die Touristiktochter Thomas Cook gehörte, versuchten etliche Manager mit ähnlichen Konzepten, den Konzern fit für die Zukunft zu machen. Sie scheiterten.

Immerhin schaffte es Karstadt im vergangenen Geschäftsjahr in die schwarzen Zahlen. Der ehemalige Arcandor-Manager Thomas Middelhoff, den manche Experten als maßgeblichen Verantwortlichen der Insolvenz sehen, hatte den Konzern Ende 2008 mit einem Nettoverlust von 750 Millionen Euro und Schulden in Höhe von knapp einer Milliarde Euro verlassen. Aufsichtsrätin Doris Schröder-Köpf preist den neuen Chef jedenfalls. „Jennings ist ein erfahrener Sanierer“, sagt sie. „Und die Hoffnung und das Vertrauen in Karstadt sind zurück.“

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