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Wirtschaft: Vom Modedesigner zum Teppichverkäufer

Esprit erweitert seine Palette und verkauft unter „Esprit Home“ ab dem Frühjahr auch Teppiche, Jalousien und Wandfarbe

Ratingen (tas). Der Textileinzelhändler Esprit will in Zukunft nicht nur Mode, sondern auch Wandfarbe, Teppiche und Jalousien verkaufen. „Auf diese Weise bringen wir die Marke Esprit noch stärker in das Bewusstsein unserer Kunden“, sagt Heinz Krogner, Chef des weltweit tätigen Modeunternehmens, dem Tagesspiegel. Das neue Konzept läuft unter dem Namen „Esprit Home“ und wird dem Handel gerade vorgestellt. Lizenzpartner ist das belgische Unternehmen Bervision, das die Wohnartikel mit dem Esprit Logo produziert oder von anderen Lieferanten bezieht. Ab diesem Frühjahr werden die Kunden die Wohnartikel aus dem Hause Esprit kaufen können.

Mit der Ausweitung der Produktpalette versucht sich der Modekonzern noch stärker zur Lifestyle-Marke zu entwickeln. Esprit verkauft mittlerweile auch Sonnenbrillen, Parfum, Schmuck oder Kinderwagen und arbeitet intensiv an der Expansion im Bereich Sport- und Männermode. Tragendes Geschäft ist und bleibt aber die Damenmode. „Frauen sind einfach die besseren Kunden, weil sie eine Marke deutlicher transportieren können“, sagt Krogner.

Nur fünf Farben machen Geld

Der Esprit-Manager arbeitet nach klaren Vorgaben: „Es gibt nur fünf Farben mit denen man Geld verdienen kann: Schwarz, Weiß, Blau, Grau und Beige/Braun.“ Natürlich lässt Krogner seine Designer auch an andere Farbtöpfe. Doch „am Ende zählt nur, was beim Kunden ankommt.“ Und Esprit kommt an. Während der Textileinzelhandel seit Jahren schrumpft, legt das Unternehmen mit Stammsitz im chinesischen Hongkong von Jahr zu Jahr zweistellige Zuwachsraten hin. Allein im Geschäftsjahr 2002/2003 stieg der Umsatz um 35 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro, der Nettogewinn wuchs um 28 Prozent auf 125 Millionen Euro an. Doch das war nicht immer so. Als Krogner 1995 zu Esprit kam, fand er ein Unternehmen vor, das in der Versenkung zu verschwinden drohte. „Die Manager kümmerten sich weder um den Endverbraucher noch um die Konkurrenz“, erinnert sich der Esprit-Chef. „Sechs Direktoren schoben sich den Schwarzen Peter für den Misserfolg gegenseitig zu. Deswegen musste ich alle entlassen und die Firma wieder auf Wirtschaftlichkeit trimmen.“ Das ist ihm gelungen. Unter Krogners Führung hat sich der Wert des Unternehmens mehr als verzehnfacht. Mit einer Gewinnmarge nach Steuern von zehn Prozent gehört Esprit mittlerweile zu den Bestverdienern in der Textilbranche.

Getragen wird das Geschäft vom deutschen Markt. Mehr als 50 Prozent des Umsatzes kommen aus heimischen Esprit-Läden und Kaufhäusern. „Wir werden unser Geschäft in Deutschland in den nächsten Jahren sicher noch verdoppeln“, prognostiziert Krogner, der den Konzern von Ratingen nahe Düsseldorf aus lenkt. Dass seine Expansion auf Kosten des Wettbewerbs geht, ist dem Bayern bewusst: „Wir gewinnen, weil die anderen Pleite gehen.“ Nach Ansicht des Esprit-Chefs bräuchten modebewusste Menschen aber ohnehin nur wenige Marken zum Glücklichsein. Krogner führt den Erfolg des in 80 Ländern aktiven Unternehmens vor allem darauf zurück, dass Esprit seinen Kunden gute Qualität zu moderaten Preisen verkaufe. „Billiganbieter wie H&M sind für uns keine direkte Konkurrenz. Bei uns kaufen die Menschen eine Marke, an der sie lange Spaß haben. H&M verkauft nur Preise.“

Der Esprit-Manager hat sich deswegen auch geweigert, in die Rabattschlacht vor Weihnachten einzusteigen. Esprit hat sich von der Schlussverkaufspolitik schon seit längerer Zeit verabschiedet. „Der klassische Schlussverkauf spielt für uns keine Rolle mehr“, sagt Krogner. „Wir haben zwölf Kollektionen pro Jahr. Das heißt, die Ware muss nach sechs Wochen abverkauft sein.“ Deswegen gewährt Esprit das ganze Jahr Rabatte auf Kleidung, die für neue Ware in den Regalen Platz machen muss.

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