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Wirtschaft: Vom Sanierungs- zum Kriminalfall (Kommentar)

Allmählich entwickelt sich der Fall Holzmann zu einem echten Wirtschaftskriminalfall. Mit Dimensionen, die man in der Bundesrepublik bislang selten gesehen hat.

Allmählich entwickelt sich der Fall Holzmann zu einem echten Wirtschaftskriminalfall. Mit Dimensionen, die man in der Bundesrepublik bislang selten gesehen hat. Erinnerungen an Balsam oder Bremer Vulkan werden wach. Zehn Staatsanwälte und 200 Polizeibeamte sind auf der Spur von rund 20 ehemaligen Holzmann-Managern. Und erstmals haben sie auch Wirtschaftsprüfer im Auge. Dass die Ermittler erst jetzt so drastisch reagieren, ist verständlich: Erst Ende November bekamen sie vom damaligen Holzmann-Chef Heinrich Binder 30 Ordner mit offenbar brisanten Unterlagen. Erst nach Auswertung dieser Papiere konnten die Staatsanwälte den nächsten Schritt tun, um möglicher Bilanzfälschung auf die Spur zu kommen. Noch gilt die Unschuldsvermutung. Aber der ehemalige Holzmann-Chef Lothar Mayer und einige seiner damaligen Kollegen kommen in immer größeren Rechtfertigungsdruck. Möglicherweise sind sie verantwortlich für Milliardenverluste des Unternehmens und den Abbau vieler Arbeitsplätze. Die "Holzmänner" werden verständliche Wut fühlen. Genugtuung verspüren können vor allem der im Dezember gefeuerte Holzmann-Chef Binder. Er hat zwar die Finanz-Löcher zu spät gesehen. Er hat aber auch die Anzeige gegen die Ex-Manager auf den Weg gebracht. Entlastet wären auch die Banken und die Aufsichtsräte, vor allem der heftig gescholtene Aufsichtsratschef Carl von Boehm-Bezing. Wenn stimmt, was die Staatsanwälte vermuten, dann konnten sie die Probleme bei Holzmann nicht sehen, weil andere entscheidende Unterlagen unter den Tisch fallen ließen, oder wichtige Zahlen unterschlagen haben. Ob dies wirklich belegt werden kann, ist trotz der Staatsanwälte allerdings offen.

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