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Wirtschaft: Vom Sparbuch bis zur Großinvestition

Ökologisch Geld anlegen? Wer vor ein paar Jahren mit diesem Vorhaben zu seinem Bankberater ging, bekam meist ein Schulterzucken zur Antwort.

Ökologisch Geld anlegen? Wer vor ein paar Jahren mit diesem Vorhaben zu seinem Bankberater ging, bekam meist ein Schulterzucken zur Antwort.Zwar gibt es umweltgerechte Sparangebote immer noch nicht gleich an jeder Ecke.Das Angebot umfaßt jedoch alles, was grüne Anlegerherzen höher schlagen läßt: vom simplen Ökosparbuch bis hin zur unternehmerischen Direktbeteiligung an ökologischen Projekten.

Grundsätzlich müssen Ökoanleger Abstriche bei der Rendite machen - unabhängig von der jeweiligen Anlageform.Offensichtlich ist das bei den Sparangeboten, die die drei in Deutschland tätigen Alternativbanken machen.Bei den sogenannten Förderanlagen der Ökobank zum Beispiel verzichtet der Sparer auf mindestens ein Drittel der marktüblichen Verzinsung.Dieses Geld kann die Bank in Form von verbilligten Krediten an ausgesuchte Projekte und Kreditnehmer ausleihen.So wandern Gelder, die auf das Förder-Sparkonto eingezahlt werden, in Projekte aus dem Bereich Ökologie oder soziales Engagement.Beim Förderfonds-Sparbrief kann der Ökobank-Kunde sogar genau bestimmen, in welchen Bereich sein Kapital fließt - etwa Energie, Umwelt oder Frauen.

Ähnlich konzipiert sind die Angebote der Bochumer GLS Gemeinschaftsbank oder der DGM Evangelische Darlehens-Genossenschaft Münster.Die Gelder auf dem "Grünen Konto" der GLS fließen in die ökologische Landwirtschaft oder regenerative Energieprojekte."Welches Projekt im Einzelfall förderungswürdig ist, darüber entscheidet ein Beirat.Wir als Institut sind vor allem für die wirtschaftliche Prüfung zuständig", sagt Jutta Gelbrich, Pressesprecherin der Bank.Angst um ihr Geld brauchen Ökoanleger jedenfalls nicht zu haben.Alle drei Institute sind Mitglied im Einlagensicherungssystem der Volks- und Raiffeisenbanken.Bei der Ökobank müssen umweltorientierte Sparer auch nicht unbedingt auf Zinsen verzichten.Die Bank hat neben den Förderprodukten auch herkömmlich Festzinsanlagen im Programm.Auf die Unterstützung von Ökoprojekten verzichtet der Anleger damit.Aber er kann sicher sein, daß sein Geld nach den Negativkriterien der Bank angelegt wird.Das heißt zum Beispiel: keine Rüstung, Atomkraft oder Gentechnik.Nach einer solchen Negativliste arbeitet auch der ebenfalls von der Frankfurter Alternativbank aufgelegte Ökovision-Fonds - ein sogenannter Ökofonds.Diese Fonds legen ihr Geld vorwiegend in Aktien von Unternehmen an, die nach ökologischen Kriterien ausgesucht werden.Zehn dieses Fonds gibt es in Deutschland.Doch schleicht sich in den einen oder anderen Fonds immer mal wieder ein Kandidat ein, dessen Geschäfte bei genauerer Prüfung doch nicht so sauber sind, wie es auf den ersten Blick scheint.Nach Einschätzung der Stiftung Warentest legt der Ökovision derzeit die strengsten Maßstäbe an.Das ändert jedoch nichts an der grundlegenden Problematik: Bei deren Umsetzung und Einhaltung ist der Anleger auf das Fondsmanagement angewiesen.

Abhilfe bietet der Nax: "Der Natur-Aktien-Index ist zu einem aussagefähigen Standard für ein ökologisches Aktieninvestment geworden", sagt Thomas Martens, Geschäftsführer der Hamburger Maklerfirma Securvita.In der Tat bieten die zwanzig im Nax enthaltenen Werte den Vorteil, daß sie nach nachvollziehbaren Kriterien in den Index geraten.Lange Zeit sah es auch so aus, als wären umweltorientierte Unternehmen gegenüber Standardaktien das bessere Investment.Seit seinem Start im April 1997 hat der Nax den etablierten Konkurrenten Morgan-Stanley-Weltindex (MSCI) klar geschlagen - aber nur bis zum Crash im Sommer diesen Jahres.Da mußten Umweltaktien deutlich mehr Federn lassen als der Marktdurchschnitt.Bis Ende Oktober fuhr der Nax seit Jahresbeginn ein Minus von rund fünf Prozent ein, während der MSCI-Index deutlich im Plus liegt."Bei den Ökoaktien handelt es sich in vielen Fällen um relativ kleine Unternehmen", erklärt Sebastian Brunner von der Hypo-Invest, die mit dem Hypo Eco Tech selbst einen Ökofonds im Angebot hat."Diese sogenannten Small-caps werden in schlechteren Zeiten schneller verkauft als die großen Werte." Sein Rat für Ökoaktienfans: "Langfristig anlegen.Den Rückschlag holen die Umweltwerte wieder auf."

Unbestritten ist, daß Ökofonds keinen unmittelbaren Fördereffekt haben.Die Fondsanleger stellen den jeweiligen Unternehmen schließlich kein neues Kapital zur Verfügung.Die Ökofonds müssen aber die ihnen zufließenden Mittel anlegen, was wiederum die Aktienkurse der jeweiligen Unternehmen in die Höhe treibt und die Aufnahme frischen Kapitals erleichtert.Anleger, die ihr Geld unmittelbar in ein Umweltprojekt anlegen wollen, erwerben eine Direktbeteiligung - zum Beispiel an einem Windkraftwerk.Das Risiko dabei ist hoch, denn wenn die Anlage unrentabel arbeitet, verliert der Anleger sein eingesetztes Geld.Andererseits kann sich eine Rendite von acht bis etwa 20 Prozent durchaus sehen lassen.Wie auch Leasing- oder Schiffsfonds bescheren Windkraftanlagen ihren Anlegern Steuervorteile, weswegen diese Art des Ökoinvestments zur Zeit auch bei Gutverdienern hoch im Kurs steht.Vor schwarzen Schafen sind auch Ökosparer nicht sicher.So ging im vorigen Jahr die Hanseatische Aktiengesellschaft pleite, die seit Anfang der 90er Jahre über 400 Mill.DM einsammelte - für angeblich ökologische Energieprojekte.Was die Bezeichnung "ökologisch" oder "ethisch" im Detail beinhaltet, läßt sich schließlich nicht gesetzlich regeln.Diese Begriffe definiert jeder Anleger für sich selbst.

PETER HEIN

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