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Wirtschaft: Von Coaching bis Computer

Auf der Bildungsmesse zeigen mehr als 70 Firmen ihre Angebote

Ein rauer Wind weht auf dem Bildungsmarkt. Denn schon der dritte Teil der Hartz-Reformen hat vor eineinhalb Jahren so manches durcheinander gewirbelt. Mittels des Bildungsgutscheins wird dabei nicht nur von Arbeitsuchenden mehr Eigeninitiative verlangt. Auch die Anbieter von Kursen müssen sich jetzt unter neuen Wettbewerbsbedingungen behaupten: Kürzere, modulare Weiterbildungen sind zum Beispiel stärker gefragt, und weil die Arbeitsagentur nun nicht mehr selbst vermittelt, müssen die Anbieter verstärkt Marketing in eigener Sache betreiben. Das verlangt Investitionen und Ideen. Was den Bildungsfirmen dazu eingefallen ist, zeigt am kommenden Wochenende die Berliner Bildungsmesse, die bereits zum 35. Mal stattfindet. Rund 70 Unternehmen präsentieren dort von Donnerstag bis Samstag ihre Angebote rund ums berufliche Know-how.

Die Bandbreite der Angebote reicht von Sprachkursen über Qualifikationen im EDV-Bereich bis hin zu Verkaufstrainings und technischen Fortbildungen. In einem Rahmenprogramm werden in mehr als 30 Vorträgen und Workshops einzelne Themen vertieft (s. Artikel links). „In vielen Diskussionen wird es auch um die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt und die anstehenden Hartz IV-Reformen gehen“, sagt Michael Leinhoß vom Veranstalter der Messe, Fair Events.

Darüber hinaus finden auf der Bildungsmesse erstmals dreistündige Workshops statt. Diese sind – im Gegensatz zu den anderen Veranstaltungen im Rahmenprogramm – kostenpflichtig. Wer beispielsweise etwas über aktuelle Tendenzen im Outplacement erfahren will, muss dafür 28 Euro zahlen.

Dieses neue Angebot spiegelt auch das Bemühen der Veranstalter wider, neue Zielgruppen für die Messe zu interessieren. „Wir wollen nicht nur Arbeitsuchende ansprechen, sondern auch all diejenigen, die zwar einen Job haben, sich aber nicht sicher sind, ob sie mit ihrem Wissen auch in Zukunft fit für ihren Job sind“, sagt Leinhoß. Und es sollen sich Arbeitgeber angesprochen fühlen. „Gerade kleine und mittlere Unternehmen können auf der Messe gezielt nach qualifizierten Mitarbeitern suchen.“

Einen eigenen Ausstellungsbereich auf der Messe wird zum zweiten Mal der Bereich „Coaching, Vermittlung, Integration“ (CVI) bekommen, in dem private Arbeitsvermittler ihre Angebote präsentieren. Hier wird es ebenfalls sowohl Aussteller als auch ein Vortrags- und Workshop-Programm geben. Arbeitsuchende können sich darüber informieren, ob ein privater Vermittler ihnen ein besseres Angebot machen kann als die Arbeitsagentur. „Auf der vorangegangenen 34. Bildungsmesse Anfang Juni wurde dieser Bereich aber gut nachgefragt, obwohl er zum ersten Mal angeboten wurde“, sagt Michael Leinhoß.

Der Bildungsgutschein, der mit Hartz III vor eineinhalb Jahren eingeführt wurde, hat sich nach Meinung von Olaf Möller, dem Pressesprecher der Bundesagentur für Arbeit (BA) für die Region Berlin-Brandenburg, bewährt. Zwischen März 2003 und Juli 2004 sind in der Region mehr als 41 000 Gutscheine ausgegeben worden. Knapp 30 000 wurden auch tatsächlich eingelöst. 630 Millionen Euro standen im Jahr 2003 für Förderungen in Berlin und Brandenburg zur Verfügung. In diesem Jahr soll es ungefähr genauso viel sein.

Doch die Weiterbildungsanbieter stöhnen unter dem neuen Wettbewerbsdruck. Wenn von einem stagnierenden Arbeitsmarkt keine Nachfrage nach Fachkräften käme, würden auch keine Weiterbildungen mehr bewilligt. So waren für die Bildungsmesse in diesem Jahr ursprünglich vier Termine geplant. Doch die Veranstalter belassen es jetzt bei drei Terminen. „Das war der ausdrückliche Wunsch vieler Aussteller“, sagt Leinhoß. Noch mehr Messen würden deren Möglichkeiten überschreiten. Die nächste Messe wird deshalb voraussichtlich erst im Januar stattfinden.

Roland Koch

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