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Wirtschaft: Von weit, weit her

Fisch aus Polen, Wild aus Neuseeland, Handys und Spielzeug aus Fernost – ohne die weltweite Arbeitsteilung gäbe es viele Produkte nicht zu kaufen. Oder sie wären viel teurer

Berlin - Der Christbaum aus dem nahen Wald, Äpfel und Nüsse aus dem eigenen Garten, als Geschenke selbst gestrickte Socken oder eine Holzeisenbahn aus heimischer Produktion, zum Festschmaus ein Schweinebraten oder eine Gans – so sah das Weihnachtsfest hierzulande jahrzehntelang aus. Heute schmückt die Plastiktanne aus China das Wohnzimmer, erleuchtet von einer Lichterkette aus Taiwan. Darunter liegen Elektronik aus Korea, Spielzeug aus Taiwan oder Textilien aus Bangladesch. Auf den Tisch kommen Lamm aus Neuseeland, Obst aus Israel und Wein aus Südafrika.

Weihnachten, das Konsumfest des Jahres, sähe anders aus ohne die Globalisierung und den weltweiten Warenaustausch. Seit Wochen strömen die Deutschen in Einkaufszentren und Fußgängerzonen, um sich mit Geschenken und Accessoires einzudecken. Bis zu 40 Prozent des Jahresumsatzes generieren einige Einzelhandelsbranchen in den Wochen vor den Feiertagen. Ohne den schwunghaften Welthandel per Schiff und Flugzeug würden viele Wünsche unerfüllt bleiben. Oder sie wären kaum erschwinglich, weil die Produktion in der Bundesrepublik vieles deutlich verteuern würde.

Seit 1950 hat sich der internationale Warenaustausch verdreißigfacht. Laut der Bundesvereinigung Logistik haben rechtzeitig zum Jahresende Handel und Transport wieder das Vorkrisenniveau erreicht. 2,7 Millionen Menschen verdienen hierzulande ihr Geld damit, die internationale Arbeitsteilung am Laufen zu halten. Sie werden in Zukunft noch mehr zu tun bekommen, prognostiziert der Speyerer Wirtschaftsprofessor Andreas Knorr, Experte für internationalen Handel. „Einfach konstruierte Waren werden immer seltener in Deutschland hergestellt. Nur teure und aufwendige Produkte kommen weiterhin aus deutschen Fabriken.“ Die Transportkosten rund um den Globus fielen immer weniger ins Gewicht. „Der Trend geht zu immer größeren Containerschiffen – das macht einen möglichen Kostenanstieg durch teureres Öl und höhere Umweltsteuern mehr als wett.“

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