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VOR DEM GIPFEL Die Wirtschaft hat hohe Erwartungen an Heiligendamm: Geld verdienen und das Klima retten

Die Allianz, Europas größter Finanzkonzern, fordert die G 8 zur Einigung auf. Auch die Wall Street habe das Thema entdeckt

Berlin - Auch die USA werden auf längere Sicht in das Geschäft mit Kohlendioxid-Zertifikaten (CO2) einsteigen. Davon sind Joachim Faber, Vorstandsmitglied der Allianz, und Otto Steinmetz, Vorstandsmitglied der Dresdner Bank, überzeugt. „An der Wall Street steigt das Interesse an diesem Thema“, sagte Steinmetz am Dienstag in Berlin. Er könne sich nicht vorstellen, dass sich die Broker dieses Geschäft auf Dauer entgehen ließen.

Deshalb unterstützen die beiden auch die Verhandlungsposition von Bundeskanzlerin Angela Merkel beim G-8-Gipfel in Heiligendamm Anfang Juni. Faber sagte: „Die USA müssen einbezogen werden, sonst wird es nicht gelingen, die Schwellenländer in ein globales Klimaabkommen zu integrieren.“ Daher sollte der G-8-Gipfel sich auf das Ziel verständigen, die globale Erwärmung auf zwei Grad im Vergleich zum Beginn der Industrialisierung (1750) zu beschränken. Das würde bedeuten, dass der globale Ausstoß an Treibhausgasen bis 2050 um 50 Prozent sinken müsste, für die Industrienationen wäre das eine Reduktion um 80 Prozent. Schließlich hätten die Entwicklungsländer bisher so gut wie nicht zum Klimawandel beigetragen.

Sollte der Gipfel ohne Ergebnis zu Ende gehen, wäre das ein Rückschlag. Dann würde es sehr schwierig werden, Ende des Jahres beim Klimagipfel auf Bali zu einem konkreten Verhandlungsauftrag für ein Folgeabkommen für das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll zu kommen, meint Faber. „Es besteht Druck. Wir halten den Klimawandel für ein drängendes Problem.“ Für besonders wichtig hält er es, dass ein langfristiges Signal an die Märkte geht, dass der Klimaschutz weitergeht.

Otto Steinmetz geht davon aus, dass eine Transformation der Wirtschaft weg von fossilen Energiequellen in Gang kommt, wenn der Preis pro Tonne CO2 bei etwa 30 Euro liegt. Dann sei der Umbau „mit marktwirtschaftlichen Instrumenten“ möglich. Joachim Faber ist sich sicher, dass die fossilen Energien „in den kommenden 40 Jahren auslaufen werden“. Steinmetz warnte vor großen Erwartungen in die Atomenergie oder die saubere Kohle. Beide Technologien hält er für „Übergangstechnologien“. Zumal die saubere Kohle, bei der CO2 abgetrennt und unterirdisch endgelagert werden soll, in frühestens zehn Jahren zur Verfügung stehe. „Wir sollten uns nicht auf Technologien verlassen, die uns irgendwann einmal einen Ausweg verheißen“, sagte Steinmetz.

Die Allianz kennt als Versicherer die Risiken des Klimawandels genau. Faber und Steinmetz betonten aber auch die wirtschaftlichen Chancen. Sie rechnen in der Umwelttechnologie in Deutschland bis 2030 mit 700 000 neuen Arbeitsplätzen, davon mindestens 300 000 bei den erneuerbaren Energien. Auch bei Geldanlagen setzt das Unternehmen auf erneuerbare Energien, die Steinmetz als „Wachstumstreiber“ beschrieb. Sie seien attraktiv, „auch was die Erträge angeht“. Dabei will die Dresdner Bank bei Börsengängen von Solar- und Windkraftfirmen Geld verdienen. Sie sei aber auch bei Finanzierungen im Geschäft. Beim Emissionshandel lägen die Erlöse bisher nur bei sieben bis acht Millionen Euro, doch war das bisher noch der Probelauf. Von 2008 an wird der europäische Emissionshandel ernst, und die Zertifikate knapp. Derzeit kostet eine Tonne CO2 etwa 60 Cent.

Wie sehr der Klimawandel das Geschäft verändert hat, zeigt sich auch an einer Neugründung, die zum 1. Juli die Arbeit aufnimmt: die Allianz Climate Solutions. Die neue Firma soll klimaoptimierte Produkte entwerfen. Als Beispiel nannte Ferber eine Immobilienversicherung für Gewerbetreibende. Dabei wird zusätzlich Beratung angeboten, und wenn die Gebäude entsprechend umgebaut werden, soll das „Einfluss auf die Prämien“ haben.

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