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Entspannt. Anleger, die nicht vom Strand aus ihren Bankberater anrufen wollen, sollten ihre Aktien, Anleihen, Fonds, Rohstoffe oder Derivate vor dem Urlaub checken – und in Sicherheit bringen. Foto: AFP

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Vor dem Urlaub: Wie Sie Ihre Geldanlagen gegen Verluste absichern

Hiobsbotschaften kommen meist aus heiterem Himmel. Wer also seinen Sommerurlaub unbeschwert genießen will, sollte Geldanlagen und Depot in die Urlaubsvorbereitungen einbeziehen.

Anleger, die Aktien, Anleihen, Fonds, Rohstoffe oder gar Derivate halten, stehen dabei eine ganze Reihe von Sicherheitsnetzen zur Verfügung. Wer sie komplett ignoriert, riskiert, dass die schönste Zeit des Jahres unter Umständen zum teuersten Urlaub des Lebens wird. Je nach Anlage, Risikoneigung und Kenntnissen eignen sich unterschiedliche Methoden zur Crash-Versicherung.

ANLEIHEN

Die Griechenland-Krise ist nicht ausgestanden, der Markt für Staatsanleihen ist angeschlagen. Wer Bonds eines best-gerateten Landes, also etwa deutsche, österreichische oder französische Staatsanleihen hält, wird sich wenig Sorgen machen müssen. Die Risiken, dass die drei Länder ihren AAA-Status verlieren, sind ebenso gering wie die Gefahr, dass die Zinskupons ausfallen oder die Kurse drastisch fallen. Anders bei Unternehmensanleihen und Staatsanleihen Südeuropas. Wer in diesem Markt aktiv ist, sollte vor dem Urlaub überlegen: Entspricht das Risiko meinem Risikoprofil? Oder wäre es vielleicht sinnvoller, den nahenden Urlaub für einen generell notwendigen Sicherheitscheck im Depot zu nutzen – und Auswahl bzw. Absicherung lieber einem Profi zu überlassen, der auch in der Urlaubszeit keine Ferien macht: Einem Rentenfonds-Manager, der für seine Dienstleistung via Fondsgebühren auch bezahlt wird.

FONDS

Ob Renten-, Aktien- oder Mischfonds: Zwar können, trotz aller Expertise des Managements, die Kurse natürlich auch während der Ferien ins Rutschen geraten – zumal die meisten Fonds im Notfall ohnehin nicht unbegrenzt absichern oder verkaufen können. Wer also nicht vom Strand aus seinen Anlageberater anrufen möchte, zieht einfach einen doppelten Boden ein: Stopp-loss heißt dabei das Zauberwort. Dabei gibt man seiner Bank ganz schlicht und wörtlich übersetzt den Auftrag: Stoppe den Verlust. Mit einem Stopp-loss-Auftrag setzen Anleger bereits vor dem Urlaub und vor einem möglichen Kurscrash eine maximale Schmerzgrenze fest. Die Bank oder der Broker verkauft das Papier dann automatisch zum nächsten Kurs. Da Fonds nicht nur von den Fondsgesellschaften und Emittenten selbst, sondern auch an den Börsen gehandelt werden, lässt sich für die meisten Papiere an allen deutschen Börsen wie auch im elektronischen Xetra-Handel eine Stopp-loss-Order aufgeben. Allerdings: Fonds sind für den längeren Anlagehorizont ausgelegt. Getreu dem Leitsatz „hin und her macht Taschen leer“ sollten also vor allem bei Fonds die Stopp-Marken nicht allzu eng gesetzt werden, um nicht bereits bei mittelmäßigen Schwankungen aus dem Markt geworfen zu werden. Je nach Risikoprofil raten die meisten Experten hier zu Abständen von 20 Prozent vom Kaufkurs.

AKTIEN

Gerade für Aktien eignen sich Absicherungen via Stopp-loss während des Urlaubs besonders. Doch wo soll das Limit festgesetzt werden? Eine eindeutige Antwort für alle Fälle gibt es nicht. Aktien, die besonders schwankungsanfällig sind (etwa Papiere aus dem Tec-Dax) , brauchen lockere Limits als schwerfällige Bluechips. Sinn machen in vielen Fällen Sicherheitsnetze ab Kursrückgängen von etwa 15 Prozent, doch ist dies auch abhängig davon, ob und wie stark das Papier bereits seit dem Kauf im Plus notiert, bzw. ob der Anleger nicht nur Verluste verhindern, sondern auch Gewinne sichern möchte. Und: Bei echten Crashs kann auch ein Stopp-loss versagen.

Ein Beispiel: Ein Anleger hält eine Aktie, die aktuell 80 Euro kostet. Er fixiert ein Stopp-loss bei 68,5 Euro, denn er achtet auch darauf, das Limit nicht bei einem glatten Betrag festzuzurren. Eine Hiobsbotschaft des Unternehmens, etwa eine scharfe Gewinnwarnung, lässt die Aktie dann jäh auf 61 Euro fallen. Weil sehr viele Verkaufs-, aber praktisch keine Kaufaufträge im Markt sind, wird zwischen 68,5 und 61 Euro gar kein Kurs gestellt, der Anleger verkauft also erst deutlich unter seinem Limit. Vor allem bei kleineren Werten mit geringeren Umsätzen kann dies leicht passieren. Auch Teilverkäufe sind möglich, denn jede Verkaufsorder benötigt ja auch umgekehrt einen Käufer. Eine verfeinerte Methode für Optimisten ist der sogenannte Trailing- Stopp-loss. Dabei setzt der Anleger ebenso ein Verkaufslimit fest, doch wird dieses bei steigenden Kursen dynamisch, realtime und im festen Abstand zum aktuellen Kurs nach oben mitgezogen. Es sichert also Gewinne und schützt gleichzeitig vor Verlusten. Die Verlustbremse ist natürlich nicht gratis zu haben, doch halten sich die Kosten bei den meisten Banken, vor allem bei Online-Brokern, in überschaubaren Grenzen.

Schwieriger und deutlich teurer ist die Absicherung des Depots mithilfe von Verkaufs-Optionsscheinen, also Puts. Ihr Kurs steigt, wenn der Wert des abzusichernden Basiswerts fällt. Da hier ein gewisser Kapitaleinsatz erforderlich ist, zudem genau ausgerechnet werden muss, welche Scheine bei welchem Kursverfall um welchen Prozentsatz steigen, eignet sich die Methode nur für Profis bzw. für Anleger, die ein Papier kurzfristig auf keinen Fall verkaufen möchten, etwa aus steuerlichen Gründen.

Eine dritte Möglichkeit zur Crash-Absicherung von Wackelkandidaten wäre eine Depotvollmacht. Dabei überlässt der Anleger einer Person seines Vertrauens für einen befristeten Zeitraum den vollen Zugriff auf sein Depot. Wichtige Bedingung: Die Bank muss informiert sein. Die Vollmacht ist zudem nur eine Notlösung, denn es ist nicht garantiert, dass stets rasch die richtigen Entscheidungen im Sinne des Anlegers getroffen werden. Bleibt die Kontrolle des Depots auch im Urlaub: Manche Anleger werfen inzwischen auch von Kapstadt oder Korsika aus einen täglichen Blick auf ihre Positionen. Doch Vorsicht! Aus Sicherheitsgründen sollte es unbedingt vermieden werden, dies von einem Internet-Café aus zu tun.

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