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Wirtschaft: Vor den USA

Trotz der Euro-Krise sieht das Weltwirtschaftsforum Deutschland als die stärkste große Industrienation der Welt.

Berlin – Noch vor einem Jahrzehnt galt Deutschland als „der kranke Mann Europas“. Schwaches Wachstum und hohe Arbeitslosigkeit plagten die größte Volkswirtschaft des Kontinents. Inzwischen hat sich das Bild kräftig gewandelt und Deutschland ist sogar wettbewerbsfähiger als die USA. Das jedenfalls behauptet das Weltwirtschaftsforum in seinem neuen Wettbewerbsbericht, den es am Mittwoch vorgelegt hat.

Deutschland liegt zwar weiterhin auf Platz sechs des jährlichen Rankings, aber die USA sind von Platz fünf auf sieben zurückgefallen. Vor fünf Jahren führte das Land die Liste noch an. Damit ist Deutschland sogar die wettbewerbsfähigste unter den großen Industrienationen geworden, denn besser schneiden nur noch die Schweiz, Singapur, Finnland, Schweden und die Niederlande ab. Generiert wird die Liste aus Einzelrankings von mehr als 100 Indikatoren, Grundlage sind Umfragen unter rund 15000 Managern weltweit und Auswertungen anderer Daten.

In dem Bericht ist von „eskalierenden Schwächen“ der USA die Rede. Das Vertrauen in Institutionen und in Politiker sei gering – hier kommen die USA unter den 144 untersuchten Nationen nur auf Platz 41 beziehungsweise 54. Auch die Schuldenlast wird negativ bewertet. Als besonders gut wird dagegen die Innovationskraft der Unternehmen und die Hochschullandschaft beurteilt. Für Deutschland spricht vor allem seine herausragende Verkehrsinfrastruktur, die mittelständisch organisierte Wirtschaft und die starke Forschungstätigkeit der Unternehmen. „Darüber hinaus könnte es eine wichtige Basis für nachhaltiges, innovationsgetriebenes Wachstum sein, die Qualität des Bildungssystems zu verbessern, da das Land auf Platz 28 weit hinter den anderen Top-Zehn-Nationen liegt“, heißt es in dem Bericht. Das Steuersystem sowie der Arbeitsmarkt samt dem hohen Kündigungsschutz seien große Schwachpunkte. In der Kategorie „Flexibilität der Lohnfindung“ landet Deutschland gar nur auf Rang 139. Schlechter schneiden in dieser Kategorie nur Südafrika, Argentinien, Österreich, Zimbabwe und Uruguay ab. Viel ist damit allerdings nicht gesagt: Am flexibelsten ist man in der Lohnfindung in Uganda, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain.

Angesichts der Euro-Krise sei die deutsche Wirtschaft „auffallend stabil“. Europäische Problemstaaten sind demnach vor allem Griechenland und Portugal. Die Länder büßten sechs beziehungsweise vier Ränge ein. Auch Frankreich stieg vom 18. auf den 21. Platz ab. Überraschend gut kommen Spanien und Italien weg: Während Spanien seine Platzierung behaupten konnte, stieg Italien sogar einen Rang nach oben, weil die Reformen Wirkung zeigen. China fiel von Platz 26 auf 29 zurück.

„Die wachsende Kluft in der regionalen und regionsübergreifenden Wettbewerbsfähigkeit, insbesondere in Europa, ist der Grund für die momentanen Turbulenzen, die unseren zukünftigen Wohlstand gefährden“, urteilt Klaus Schwab, Gründer und Vorsitzender des Weltwirtschaftsforums, das durch seine Jahrestagungen in Davos bekannt ist.

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