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Am Alexanderplatz hat der Online-Brillenhändler Mister Spex jetzt einen Laden aufgemacht.

© promo

Vorbilder Amazon und Zalando: Online-Optiker Mister Spex eröffnet Laden in Mitte und baut Lager in Spandau

Das liegt im Trend: Onlinehändler von Amazon bis Zalando eröffnen stationäre Läden. Warum der Berliner Optiker Mister Spex jetzt nachzieht.

Früher waren Brillen einfach nur Sehhilfen und ihr Kauf für viele Menschen eine lästige Angelegenheit – heute sind sie schicke Lifestyle-Produkte, von denen manch einer gleich mehrere zu Hause hat. Beide Aspekte zusammen bilden die Geschäftsgrundlage von Mister Spex: Auf der Internet-Plattford des Online-Optikers aus Berlin sollen Kunden mit wenig Aufwand, ohne Stress und zu günstigen Preisen an die Brille ihrer Wahl kommen. Neun Jahre nach seiner Gründung wagt das mittlerweile zum europäischen Marktführer im Online-Geschäft avancierte ehemalige Start-up nun auch den Schritt in die reale Welt – mit einem Flagshipstore im Einkaufszentrum Alexa am Alexanderplatz.

„Wir haben in den vergangenen Jahren viel über das Brillengeschäft und die Bedürfnisse unserer Kunden gelernt“, sagt Mirko Caspar, einer der drei Geschäftsführer von Mister Spex, bei der Eröffnung der neuen Dependance im Erdgeschoss des Alexa vergangenen Freitag. „Unsere Erkenntnisse wollen wir jetzt auf den stationären Handel übertragen.“

Der Trend kommt aus den USA

Der Online-Optiker ist nicht das erste Unternehmen, das virtuellen und stationären Handel verknüpft. „Der Trend kommt aus dem angelsächsischen Raum und setzt sich nun auch hierzulande durch“, sagt Kai Hudetz, Geschäftsführer des Kölner Instituts für Handelsforschung. Als Beispiel nennt er den amerikanischen Internetkonzern Amazon und das Berliner Start-up My Müsli, die in den USA und Deutschland Geschäfte eröffnet haben. Auch der Bademoden- und Dessous-Händler Lascana startete einst im Netz; mittlerweile kann man Bikinis und Unterwäsche auch in mehreren Läden anprobieren und kaufen.

Laut Hudetz nutzen immer mehr Unternehmen „Multichannelling“ oder „Cross-Selling“ vor allem, um ihren Kunden beim Einkauf zusätzlichen Service zu bieten. So bedeute es besonders für Käufer von Mode- oder Technikprodukten einen Mehrwert, im Netz bestellte Ware im stationären Handel zu begutachten oder anzuprobieren. Zudem genießen Multichannel-Händler laut Hudetz beim Kunden prinzipiell ein größeres Vertrauen als Unternehmen, die nur auf einen Vertriebsweg setzen. „Wer nur online Geschäfte macht, gilt oft als anonym und schlecht greifbar für den Verbraucher“, erläutert Hudetz. „Rein stationären Händlern haftet dagegen etwas Altmodisches, nicht Kundenorientiertes an.“

Die Brillen sind im Laden nach Formen sortiert

Im Laden von Mister Spex soll die Kundschaft dagegen im Mittelpunkt stehen und sich wohlfühlen. Auf 150 Quadratmetern Verkaufsfläche sind die 1400 angebotenen Brillen nicht – wie bei den meisten Optikern – nach Hersteller sortiert, sondern nach Formen. „Schmal“, „rechteckig“, „quadratisch“, „rund“ und „Schmetterling“ steht über den Brillenmodellen für Frauen in den Regalen auf der linken Ladenseite. Mit diesem Arrangement hebt man sich nicht nur von der Konkurrenz ab, sondern vollzieht auch die Brillensuche der Kundschaft im Internet nach.

Auf dem Portal des Unternehmens können Kunden das mehr als 7000 Brillen und Sonnenbrillen umfassende Sortiment nach bestimmten Suchkriterien durchforsten. Dass Käufer in dem Geschäft im Alexa nur einen Bruchteil dessen vorfinden, sei alleine Platzgründen geschuldet, sagt Geschäftsführer Caspar. Das gesamte Sortiment könne auch im Laden bestellt werden. Mister Spex liefert wie gehabt nach Hause – oder eben ins neue Ladengeschäft. Im hinteren Teil bietet das Unternehmen fortan auch Sehtests und Brillenanpassungen an.

Bereits in diesem Jahr will Mister Spex mit dem Laden Gewinn machen

Werbung für den neuen Laden hat das Unternehmen im Vorfeld der Eröffnung nicht gemacht. Einzig die Stammkunden habe man per Newsletter über die neue Dependance informiert, sagt Geschäftsführer Caspar. „Wir hoffen vor allem auf Laufkundschaft.“

Der erste Standort liegt günstig: Der Alexanderplatz und das Alexa gehören zu den am meisten frequentierten Plätzen in der Stadt. Die zentrale Lage des Geschäfts in Mitte aber auch in unmittelbarer Nachbarschaft des Elektrogroßhändlers Mediamarkt soll die Marke Mister Spex bei Einheimischen und Gästen noch bekannter machen. Derzeit rangiere die Marke diesbezüglich noch hinter den Mitbewerbern Fielmann und Apollo-Optik.

Im stationären Geschäft will das Unternehmen bereits in diesem Jahr einen Gewinn verbuchen. Im virtuellen Handel hat der Online-Optiker 2014 einen Umsatz von 65 Millionen Euro erzielt.

„Der E-Commerce wird zwar unser Kerngeschäft bleiben“, erklärt Caspar. „Aber wir glauben, dass für uns noch viel mehr drin ist.“

Wie in den vergangenen Jahren will Mister Spex auch 2016 weiter wachsen. Weil für die Pläne der vorhandene Platz am jetzigen Standort aber nicht ausreicht, will das Unternehmen noch in diesem Jahr ein neues Logistikzentrum in Spandau eröffnen. In der Siemensstadt entstehe derzeit eine Lagerhalle "In Fußballplatzgröße", erfuhr der Tagesspiegel von der Geschäftsführung. Durch das neue Gebäude am Wohlrabedamm/ Ecke Siemensdamm will Mister Spex seine bisherige Lagerfläche verfünffachen. Das Unternehmen hat einen Millionenbetrag im einstelligen mittleren Bereich in den neuen Standort investiert. Die Firmenzentrale soll aber an der Greifswalder Straße in Prenzlauer Berg bleiben. Dort sind derzeit 350 Mitarbeiter beschäftigt.

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