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Wirtschaft: Vorstände verzichten auf Gehalt

Für die Aktion gibt es Vorbilder anderer Firmen

Berlin - Der Vorstand der Telekom will den geplanten Sparkurs auch mit eigenem Verzicht unterstützen. „Wir im Vorstand sind uns der schwierigen Anforderungen in Bezug auf unsere Mitarbeiter sehr bewusst und wollen unsere Solidarität zum Ausdruck bringen“, sagte Konzernchef René Obermann in Köln. Der Vorstand habe beschlossen, in diesem Jahr auf je ein Monatsgrundgehalt zu verzichten. „Als Vorstandsvorsitzender will ich meiner besonderen Verantwortung gerecht werden und verzichte auf zwei Monatsgrundgehälter“, sagte Obermann.

Aktionärsvertreter begrüßten die Entscheidung. „Als Signal in das Unternehmen hinein ist das eine gute Sache“, sagte der Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Jürgen Kurz, dem Tagesspiegel. „Das Problem ist: Es ist wohl nie genug. Der Vorstand könnte wahrscheinlich zwei Jahre umsonst arbeiten, die Gewerkschaft wäre dennoch nicht zufrieden.“ So lautete auch der Kommentar von Verdi-Funktionär Ado Wilhelm zum Gehaltsverzicht: „Das ist doch ein Schaugefecht, das hilft in der Sache nicht weiter.“ Obermann sei mehrfacher Millionär, die Mitarbeiter dagegen müssten fürchten, durch die Sparmaßnahmen ihre Wohnungen und Häuser zu verlieren. Der Beitrag des Vorstandes zum Sparprogramm sei dagegen marginal.

Obermann verdiente im vergangenen Jahr bei der Telekom insgesamt 1,73 Millionen Euro. Sein festes Gehalt lag bei 894 666 Euro, allerdings war er erst seit dem 13. November Vorstandschef. Sein Vorgänger Kai-Uwe Ricke kassierte insgesamt 2,4 Millionen Euro, davon knapp 1,1 Millionen fix. Ein Verzicht auf zwei monatliche Grundgehälter würde bei Obermann also knapp 200 000 Euro bedeuten.

Schon früher leisteten die Telekom- Vorstände einen Solidarbeitrag zum Beschäftigungspakt des Jahres 2004. Das Mai-Gehalt wurde gestrichen. Die dadurch frei werdenden Mittel wurden einem Härtefallfonds zugeführt. Für das Top-Management gab es 2004 zudem eine Nullrunde.

Beispiele gibt es auch in anderen Unternehmen: Bei Siemens hatte das Management 2006 in der schwierigen Phase rund um die Pleite von BenQ auf eine umstrittene Erhöhung der Vorstandsgehälter um 30 Prozent zunächst verzichtet. Die Erhöhung erfolgte dann allerdings ein paar Monate später. 2004 nach einem heftigen Streit um die Arbeitskosten bei Daimler-Chrysler verzichtete auch der Vorstand um Jürgen Schrempp auf zehn Prozent seiner Einkünfte. Karstadt- Quelle reagierte auf die schlechte Konjunktur im Einzelhandel und kürzte das Gehalt des Vorstands 2005 um 15 Prozent. Bei der Lufthansa hatte es bereits 2001 für 1000 Führungskräfte rund zehn Prozent weniger Festgehalt gegeben. vis

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