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Wirtschaft: Vorstände wagen keine Prognosen mehr

Krieg und Konjunktur verunsichern– nur der harte Sparkurs zahlt sich für die Dax-Firmen aus

Frankfurt (Main) (hz/HB). In den Führungsetagen der deutschen Großkonzerne ist die Verunsicherung über die Geschäftsaussichten so groß wie noch nie. Angesichts der anhaltenden Konjunkturflaute und der Unwägbarkeiten des IrakKrieges wächst unter den 30 größten deutschen börsenotierten Unternehmen die Angst, dass 2003 ein wirtschaftlich verlorenes Jahr sein könnte.

Eine ungewöhnlich hohe Zahl von rund einem Drittel der großen Unternehmen im Dax-30 verzichtete bei der Vorlage ihrer jüngsten Geschäftszahlen bewusst auf eine konkrete Gewinnschätzung. „In diesen Zeiten grenzt eine Prognose an Tollkühnheit", sagt der designierte Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber.

Viele Unternehmen versuchen, sich mit drastischen Kostensenkungen über die Zeit zu retten. Denn je geringer die Aufwendungen sind, desto leichter fällt es den Unternehmen wieder auf den Wachstumspfad zurückzukehren. Die Firmen sparen sich quasi gesund. So erklärt sich, dass zwei Drittel der Dax-30-Firmen für das laufende Jahr trotz der konjunkturellen und politischen Risiken mit einem höheren Ergebnis rechnen. Analysten erwarten gar, dass sich die Ergebnisse der Dax-Konzerne vor Goodwill-Abschreibungen im Schnitt sogar um 20 Prozent verbessern.

Die Zurückhaltung der Großkonzerne für das laufende Jahr wird von Analysten und Volkswirten geteilt. Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen rechnet damit, dass wegen des Golfkrieges die Konjunktur länger als erwartet belastet werde und revidierte seine Prognose für die Entwicklung der deutschen Wirtschaftsleistung bereits nach unten. Auch die Bundesbank glaubt nicht mehr an eine deutliche Trendwende. Mit einer kräftigen Aufwärtsbewegung sei erst 2004 zu rechnen, betonte der Chefvolkswirt der Notenbank, Hermann Remsperger.

Das Jahr 2002 war für die Dax-30-Unternehmen überwiegend ein verlorenes Jahr. Nach Berechnungen des Handelsblattes verbuchte die Mehrzahl der Konzerne deutlich sinkende Nettoergebnisse. Wegen des hohen Telekom-Verlustes rutschten die führenden deutschen Industriekonzerne insgesamt unter dem Strich sogar tief in die roten Zahlen. Aber auch ohne den Telekom-Verlust erreichten die Erträge nicht die Vorjahreswerte. Besonders düster sah das vergangene Jahr für Versicherungen, Banken und Finanzdienstleister aus. Auch viele Technologieunternehmen mussten Federn lassen. Aber auch das Jahr 2002 hatte Sieger: Der Pharmakonzern Schering verdoppelte seinen Gewinn, die Lufthansa verbuchte nach einen Rekordverlust wieder ein deutliches Plus.

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