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Wirtschaft: Vorstand der Münchener Rück kassiert

Nach der Rückkehr zu Milliardengewinn steigen Bezüge um mehr als 30 Prozent/Kritik an Zypries

München/Berlin - Der Vorstand der Münchener Rück hat nach der Rückkehr zu einem Milliardengewinn seine Gehälter deutlich erhöht. Die zehn Vorstandsmitglieder verdienten im vergangenen Geschäftsjahr zusammen 18,2 Millionen Euro – im Jahr zuvor waren es nur rund 13,8 Millionen gewesen. Der weltgrößte Rückversicherer hatte 2004 einen Gewinn von 1,8 Milliarden Euro gemacht. Im Vorjahr war noch ein Verlust von 434 Millionen Euro angefallen.

Die individuellen Bezüge des Vorstands will die Münchener Rück weiterhin nicht veröffentlichen. Die Pläne von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD), börsennotierte Konzerne per Gesetz zum Einzelausweis der Manager-Gehälter zu zwingen, wurden am Dienstag entsprechend scharf kritisiert. „Ich halte es weder für erforderlich noch für geeignet, so ein Gesetz zu erlassen“, sagte Münchener Rück-Vorstandschef Nikolaus von Bomhard. Es verletze Datenschutz- und Persönlichkeitsrechte und sei deshalb verfassungsrechtlich bedenklich. Falls es dazu kommt, will die Münchener Rück aber auf eine gerichtliche Anfechtung verzichten. Weil nur rund die Hälfte der 30 Dax-Konzerne bisher zum Einzelausweis der Spitzengehälter bereit ist, will die Regierung mit einem entsprechenden Gesetz Druck ausüben.

„Unsere Investoren und Aktionäre interessiert nicht, welcher Vorstand wie viel genau verdient und ob das bei dem einen oder anderen zehn Euro mehr oder weniger sind“, sagte von Bomhard. Die Gesamtbezüge habe die Münchener Rück im Geschäftsbericht für das Jahr 2004 „in vorbildlicher Weise transparent gemacht“. Laut Geschäftsbericht gingen die festen Bestandteile der Vergütung zurück. Variable Bestandteile wie Jahresboni und Incentive-Pläne verdoppelten sich dagegen im Vorjahresvergleich beinahe.

Der seit gut einem Jahr amtierende von Bomhard begründete die Gehaltserhöhungen mit dem besten Ergebnis in der 125-jährigen Konzerngeschichte. Die Aktionäre sollen davon mit einer Dividendenerhöhung von 1,25 auf zwei Euro profitieren. Das Rekordergebnis hat die Münchener Rück einem Gewinnzuwachs in der Rückversicherung und der Ertragswende des Erstversicherers Ergo zu verdanken, der im Vorjahr noch einen Milliardenverlust ausgewiesen hatte. Auch Gewinne aus den Verkäufen der Anteile an Allianz und Hypo-Vereinsbank (HVB) spülten Geld in die Kasse: Allein der Verkauf des dreiprozentigen Allianz-Anteils brachte der Münchener Rück 565 Millionen Euro ein. Die Aktienquote sank von 14,5 auf 13,4 Prozent. Der Rückversicherer musste 2004 aber auch Belastungen verkraften: Mit 715 Millionen Euro schlugen Naturkatastrophen zu Buche. Fast eine Milliarde Euro verschlangen Immobilien-Abschreibungen und eine Sonderwertabschreibung der HVB. Dazu kamen 381 Millionen Euro zur Stärkung der angeschlagenen US-Tochter American Re.

Die Haltung des Vorstands zum gesetzlichen Transparenzzwang bei den Vorstandsbezügen wird von Investmentgesellschaften geteilt. „Wir wollen nicht wissen, wieviel ein Vorstand verdient, sondern nach welchen Kriterien sich die Höhe seiner Bezüge bemisst“, sagte ein Sprecher der größten deutschen Fondsgesellschaft DWS. „Die Aufsichtsräte müssen ihrer Rolle gerecht werden, Gesetze helfen wenig.“ Zudem zeige das Beispiel USA, dass nach der Offenlegung von Spitzengehältern die Bezüge eher gestiegen seien. „Diese nach oben drehende Spirale droht auch in Deutschland.“

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