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Vorstandsgehälter: Dax-Manager langen trotz Krise zu

Trotz Wirtschafts- und Finanzkrise haben zahlreiche deutsche Topmanager im vergangenen Jahr mehr verdient als 2007. Laut der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) zahlten 33 Prozent der Konzerne aus dem deutschen Aktienindexes Dax ihren Vorständen eine höhere Vergütung als im Vorjahr.

Das passe nicht zur allgemeinen wirtschaftlichen Situation der Unternehmen, kritisierte SdK-Vorstandsmitglied Daniel Bauer.

Besonders eklatant sei das Missverhältnis bei Postbank und Dresdner Bank. In beiden Unternehmen sind die Bezüge 2008 trotz

beträchtlicher Verluste deutlich angehoben worden. Bei der Postbank sei dem Vorstand trotz eines Verlustes von 821 Millionen Euro eine Prämie von 11,5 Millionen Euro bezahlt. „Dem gegenüber stand keine Leistung im Sinne der Postbank“, kritisierte SdK-Chef Klaus Schneider. Auch der Aufsichtsrat des Instituts habe damit ein mehr als ungünstiges Bild abgegeben. Möglicherweise sei er sogar seiner gesetzlichen Sorgfaltspflicht gegenüber den Aktionären nicht nachgekommen.

Ähnlich entsetzt sind die Aktionärsschützer über die Vorkommnisse bei der von der Commerzbank übernommenen Dresdner Bank. Trotz eines Verlustes von mehr als sechs Milliarden Euro wurden die Bezüge um 25 Prozent erhöht und schließlich Abfindungen von insgesamt 24 Millionen Euro gezahlt. „Die beiden Beispiele zeigen, woran das Vergütungssystem krankt: an der mangelnden Orientierung an der tatsächlichen Leistung. Offenbar funktioniert sie nur in einer Richtung: Nach oben“, sagte Schneider.

Im Schnitt aber sind die Vorstandsgehälter der Dax-Konzerne 2008 um 20 Prozent gesunken. Bei Vorsitzenden ging es von 4,7 auf 3,8 Millionen Euro und damit auf das Niveau von 2005 zurück, bei einfachen Vorstandsmitgliedern von 2,7 auf 2,1 Millionen Euro. Spitzenverdiener war 2008 Siemens-Chef Peter Löscher. Er verdiente 8,5 Millionen Euro. Das war ein Plus von rund 40 Prozent. Das Gehalt von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, der 2007 knapp 14 Millionen Euro bezogen hatte und damit Primus war, fiel dagegen auf 1,4 Millionen Euro. Das lag vor allem daran, dass die Vorstände des Instituts 2008 auf ihre Boni verzichtet hatten.

Nicht nur angesichts der Vorkommnisse bei der Postbank und Dresdner Bank übte Schneider scharfe Kritik an den Aufsichtsräten. „Die Gremien kommen ihrer ureigenen Aufgabe, den Vorstand zu überwachen, nicht hinreichend nach.“ Mehr noch: Der SdK-Chef hält vielen Managern, die als Aufsichtsräte fungieren, vor, mit dem jeweiligen Vorstand zu kungeln. „Manager überwachen in deutschen Gesellschaften leider zu häufig Manager. Es fehlt die Sichtweise der Aktionäre und damit der Eigentümer des Unternehmens.“ Eklatant sei dies derzeit bei der Deutschen Bank, wo sich Aufsichtsrat Clemens Börsig nach Ansicht von Schneider mehr eigenen Interessen als denen der Aktionäre verpflichtet fühlt. Generell sei doch ersichtlich, dass Manager viel mehr Verständnis für die hohe Entlohnung seines Kollegen habe als ein Eigentümer, der es am Ende die Millionengehälter und hohen Abfindungen zahlen müsse.

Die Sdk forderte daher den Gesetzgeber auf, den Weg dafür zu ebenen, dass mehr Vertreter der Eigentümer in die Aufsichtsräte rücken oder zumindest mehr Mitsprache bei der Besetzung des Gremiums bekommen. Es könne nicht sein, dass sich Vorstände gegenseitig für die jeweiligen Kontrollgremien vorschlagen und letztlich diese Personalien dann durchsetzten. Die freiwilligen Regelungen für gute Unternehmensführung (Corporate Governance) reichten an dieser Stelle nicht aus. Rolf Obertreis

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