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Wirtschaft: Vorteil Neuer Markt

TAGESSPIEGEL: Herr Francioni, inzwischen werden 50 Unternehmen am Neuen Markt notiert.Hat diese Zahl Ihre Erwartungen übertroffen?

TAGESSPIEGEL: Herr Francioni, inzwischen werden 50 Unternehmen am Neuen Markt notiert.Hat diese Zahl Ihre Erwartungen übertroffen?

FRANCIONI: Wir sind vom Erfolg angenehm überrascht.Gewiß hing die Entwicklung des Neuen Marktes eng mit der guten Börsenkonjunktur seit seinem Start zusammen.

TAGESSPIEGEL: Wie geht es weiter, wenn die Börse nicht mehr boomt?

FRANCIONI: Die Kurseinbrüche haben keine fundamentalen Ursachen in Deutschland.Mittel- bis langfristig behält die Aktie ihr Primat als Anlage-Instrument.

TAGESSPIEGEL: Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Neuen Markts im Vergleich zu den anderen Wachstumsbörsen in Europa?

FRANCIONI: Er ist, gemessen an der Liquidität, die maßgebliche Wachstumsbörse in Europa.Das liegt vor allem daran, daß wir sehr viele sehr gute Unternehmen hierzulande haben.Wir haben zudem hohe Standards, also detaillierte Regeln.

TAGESSPIEGEL: Zum Beispiel?

FRANCIONI: Daß Unternehmen Quartalsberichte vorlegen müssen.Das erfordert von den Unternehmen viel Arbeit, aber es bringt die Transparenz, die uns im internationalen Vergleich besser dastehen läßt.Gerade in hektischen Börsenzeiten ist die Information sehr wichtig.

TAGESSPIEGEL: Wie geeignet ist der Neue Markt für den normalen Kleinanleger?

FRANCIONI: Beim Neuen Markt sind Kleinanleger eine willkommene Investorengruppe.Aber jeder muß sich bewußt sein, daß der Neue Markt sich an den risikobewußten Investor wendet.

TAGESSPIEGEL: Die meisten jungen Unternehmen machen noch nicht sonderlich viel Gewinn.Deswegen sind ihre Aktien teuer.Viele fragen, ob es sich überhaupt lohnt einzusteigen.

FRANCIONI: Es kommt darauf an, was die Firma mit ihrem Geld anstellt.Anleger müssen manchmal auf die Dividende verzichten, damit das Unternehmen mehr investiert, etwa in Forschung.Deshalb kann sich das Engagement durchaus lohnen, auch wenn die Aktie optisch teuer erscheint.

TAGESSPIEGEL: Am Neuen Markt gibt es Aktien der innovativsten Unternehmen der Börse.Was halten Sie von einem Segment darunter, wo spekulative Anleger noch mehr riskieren können?

FRANCIONI: Davon halte ich nichts.Denn zu einem funktionierenden Aktienmarkt gehört zwingend ein klarer Preisbildungsprozeß, der Angebot und Nachfrage zusammenführt.Dazu braucht es eine gewisse Liquidität.Wir haben schon beim Neuen Markt gespürt, daß wir bei einigen neuen Aktien ganz knapp am Machbaren sind.Sonst kommt es zu riesigen Schwankungen, und die sind der Aktienkultur abträglich.

TAGESSPIEGEL: Wie können Kleinanleger in besonders zukunftträchtige Ideen investieren?

FRANCIONI: Bei jungen Unternehmen, die erst eine Vision haben, aber noch keine Umsetzung, geht das nicht.Es braucht eine Expertise, um die Ideen zu überprüfen.Das tun Beteiligungsgesellschaften, die sich langfristig engagieren.Da geht es nicht darum, auf den Kurs zu schauen und bei einer Steigerung wieder zu verkaufen.Der Kleininvestor kann aber dann bei einem Börsengang zuschlagen, der kommt, wenn das Unternehmen die Idee umgesetzt und weiterentwickelt hat und dann frisches Kapital braucht.

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